Japanische Fluglinie hat Finanzproblem. Produktionsziel bleibt

Tokio/Paris. Er ist eine Attraktion für Flugzeugfans, ein Verkaufsargument für Airlines und der Stolz des Unternehmens. Das Großraumflugzeug A380 hat Airbus viel Bewunderung, aber auch hohe Verluste und Sorgen beschert. Erst passten die Kabelanschlüsse bei der Endfertigung nicht zusammen, sodass sich die Erstauslieferung an Singapore Airlines um zwei Jahre verzögerte. Dann gab es Probleme mit den A380-Triebwerken, und schließlich musste Airbus die Flügel des Riesenfliegers nach Problemen mit Haarrissen modifizieren.

Nun droht Airbus neuer Ärger mit dem A380, denn dem Flugzeugbauer geht ein milliardenschwerer Auftrag verloren. Airbus verzichtet von sich aus auf sechs Bestellungen für seinen Riesenflieger. Die Order der japanischen Airline Skymark sei storniert worden, teilte der Flugzeugbauer am Dienstag mit. Hintergrund sind Finanzierungsschwierigkeiten der Asiaten, unterschiedliche Preisvorstellungen sind offenbar nicht zu überwinden gewesen.

Airbus will 2014 und 2105 jeweils 30 Großraumflieger A380 ausliefern

Skymark räumte selbst ein, die Finanzierung für den milliardenschweren Auftrag nicht stemmen zu können. Airbus sei nicht zu Nachverhandlungen bereit gewesen, erklärte das japanische Unternehmen. Mit dem geplatzten Geschäft verliert Airbus seinen einzigen japanischen Kunden für den Superjumbo. Zudem droht Streit über Stornokosten. Skymark hatte 2011 die Flugzeuge im Wert von 2,25 Milliarden Dollar bestellt. Allerdings sind in der Flugzeugbaubranche Preisnachlässe üblich.

Skymark ist eine Billigfluggesellschaft, die bislang nur Inlandsflüge in Japan anbietet. Mit den A380-Großraumflugzeugen wollte die Airline, die derzeit eine Flotte von 32 geleasten Flugzeugen betreibt, Flüge von Tokio nach New York anbieten, Verbindungen, die bisher von den beiden größeren Konkurrenten Japan Airlines (JAL) und All Nippon Airways (ANA) dominiert werden. Doch im vergangenem Geschäftsjahr rutschte Skymark in die roten Zahlen und verbuchte einen Verlust von 13,5 Millionen Euro.

Für den Flugzeugbauer ist das ein weiterer Rückschlag, nachdem er im Juni seine bisher größte Abbestellung erlebte, als Emirates einen Auftrag für 70 A350-Langstreckenflugzeuge im Wert von 16 Milliarden Dollar annullierte. Für das Großraumflugzeug A380 hat Airbus insgesamt 318 Aufträge von 19 Kunden einfliegen können, Skymark nicht mitgerechnet. Ende des ersten Halbjahres waren davon bereits 135 Maschinen ausgeliefert.

An der Auslastung der Produktion ändert sich durch die Abbestellungen jedoch nichts, sagte der Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath dem Abendblatt: „Wir halten an unserem Produktionsziel fest, sowohl 2014 als auch 2015 jeweils 30 A380 auszuliefern.“ Zugleich erinnerte Schaffrath daran, dass Airbus in den vergangenen zehn Monaten 70 Order für den A380 eingefahren habe. „Das entspricht mehr als der doppelten Jahresproduktion.“ 50 der Flugzeugaufträge kamen von der Fluggesellschaft Emirates, 20 von dem Flugzeugfinanzierer Amedeo. Zuletzt hatte Airbus-Chef Fabrice Brégier in Farnborough erklärt, dass der Flugzeugbauer auf gutem Wege sei, mit dem zwölf Milliarden Euro teurem A380-Programm wie geplant ab 2015 die Gewinnschwelle zu erreichen.

Ungewöhnlich ist an der Skymark-Stornierung der sehr späte Zeitpunkt, denn zwei der sechs A380-Modelle können bereits fliegen und sollten nur noch ihre Innenausstattung in Hamburg erhalten. An einem Flugzeug sind bereits die Rolls-Royce-Triebwerke installiert. Die Auslieferung der Flugzeuge war für Ende des Jahres vorgesehen. Man führe bereits Gespräche mit anderen Kunden, sagte ein Sprecher. „Die Flugzeuge haben in Hamburg bislang weder ihre Kabinenausstattung noch ihre Lackierung erhalten“, sagte der Airbus-Sprecher Heiko Stolzke in Hamburg. Insofern könnten sie auch für andere Kunden ausgerüstet werden. Airbus kündigte jedoch an, sich rechtliche Schritte vorzubehalten.