Manufaktur Fischer & Cie. fertigt Zeitmesser nach individuellen Wünschen. Zifferblatt mit Diamanten möglich

Hamburg. Bei Axel Kmonitzek begann die Leidenschaft für Uhren schon früh, mit 13 Jahren. „Damals bekam ich meine erste Uhr von meinem Opa geschenkt“, sagt der junge Mann im klassischen Look mit Bart, weißem Hemd und dunklen Jeans. Während die Freunde auf der Straße bolzten, wälzte der Junge mit den dunklen Locken fortan Fachmagazine, drückte sich die Nase an den Schaufenstern der Juweliere platt und begann, das Innenleben der Zeitanzeiger zu studieren.

Jahre später, nach dem BWL-Studium, machte sich Kmonitzek gemeinsam mit einem alten Schulfreund dann sogar auf eine Abenteuerreise in Sachen Uhren: „Wir wollten seinem Vater eine maßgeschneiderte Uhr schenken“, erzählt Kmonitzek schmunzelnd. Die Schnapsidee führte zur Firmengründung: Axel Kmonitzek und Max Fischer fuhren nach Pforzheim, nach Glashütte, in die Schweiz, an die Geburtsstätten der weltbekannten Uhren, um dieses besondere Geschenk fertigen zu lassen.

Neben vielen Leuten, die über ihre Naivität den Kopf schüttelten, fanden die Chronometer-Fans bei dem Trip bald Gehäusebauer und Zifferblatthersteller, die ihren Traum zu verwirklichen halfen: Es reifte die Idee, individuelle Maßuhren zu verkaufen. Die Reise auf der Suche nach einer Geburtstagsüberraschung war zur Initialzündung für ihre Firma Fischer & Cie. geworden.

„Es ist ziemlich verrückt, sich in einer Branche mit Marken wie IWC oder Rolex als Neuling durchsetzen zu wollen“, sagt Kmonitzek. Immerhin hatte das Duo kaum Kapital, um wie die Konzerne Millionen in die Marke zu stecken, auch fehlte eine Produktion, um selber die Uhren zu fertigen. „Wir wollten schon aufgeben“, erinnert sich der 32-Jährige. Einige Spezialisten, welche die beiden Gründer auf der Reise besucht hatten, garantierten nach unzähligen Gesprächen dann aber doch die Lieferung von Teilen in Kleinstserien. Diese Zutaten wie Gehäuse, Armbänder, Zeiger und Kronen lassen die Unternehmer nun von Uhrmachermeistern in einer Werkstatt in St. Georg montieren.

Inzwischen sind auch die Skeptiker verstummt: Denn Fischer & Cie. hat mittlerweile ein Geschäft in der HafenCity eröffnet, das mit seiner minimalistischen Einrichtung und wenigen Uhren in den Vitrinen die Konzentration auf das Wesentliche lenkt. Die Gründer schafften es ins NDR-Fernsehen, auch n-tv und die Fachpresse berichteten bereits über ihr Start-up. Zu den Kunden gehören Prinz Leopold von Bayern oder der SL Pagode Club, der sich in kleiner Auflage eine Uhr anfertigen ließ, dessen Ziffernblatt an die Armaturen des Traumautos erinnert.

Besonders stolz ist Kmonitzek, dass die Maßuhren jetzt sogar in die Ausstellung „Handmade in Germany“ aufgenommen werden. Die auf mehrere Jahre angelegte Tourneeausstellung deutscher Manufakturen um die Welt vereint so bekannte Marken wie Fürstenberg (Porzellan), Josef Lamy (Schreibgeräte) oder Burmester (Audio). Die Show nimmt die Route von Berlin aus zunächst nach St. Petersburg, um von dort über Asien nach Amerika und den Mittleren Osten den Weg wieder nach Europa zu finden. Die Kreativität und Perfektion deutscher Spezialisten soll auf dieser Weltreise im Mittelpunkt stehen.

Hamburger Liebhaberstücke kosten zwischen 2500 und 20.000 Euro

Auch die Variantenvielfalt und Veredelungsoptionen, die Fischer & Cie. liefern können, sind überwältigend: Bei den Uhrwerken aus der Schweiz können die Kunden aus den Varianten Handaufzug, Automatik oder Automatik-Chronograf wählen. Jedes Werk kann durch Skelettierung oder Guillochierung von Meisterhand weitergestaltet werden, sodass beispielsweise das Firmengebäude des Bestellers sichtbar wird.

Kmonitzek öffnet eine Schublade und zeigt eine Uhr, in deren skelettierter Rückseite das Designkaufhaus Stilwerk sichtbar wird. „Auf den ersten Blick sieht das Modell aus wie jede Uhr, aber für den Träger erzählt sie eine Geschichte“, beschreibt Kmonitzek den Charme der kleinen Individualisierungen. Auch könnten Glückszahlen oder der Geburtstag durch einen in das Ziffernblatt eingelassenen Diamanten markiert werden. Solche kleinen aber feinen Besonderheiten spiegelten das Stilgefühl der Hamburger wider, findet Kmonitzek, „hier trägt man ja den Nerz nach innen“, sagt der gebürtige Wilhelmshavener lächelnd.

Mit ihrer Firma Fischer & Cie. haben sich Kmonitzek und Fischer, der sich inzwischen aus der Firma zurückgezogen hat, in einen etablierten Markt gewagt. Allein 9000 Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte konkurrieren in Deutschland um die Kunden. Und diese halten sich mit Käufen zurück. Insgesamt ging der Umsatz mit Uhren in Deutschland 2013 nach Hochrechnung der Branche um sieben Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Bei Fischer & Cie. geben die Zahlen allerdings Anlass zur Freude. Seit der Gründung sind die Erlöse jedes Jahr um 20 Prozent gestiegen. Auf einige Hundert Exemplare kommt das Unternehmen, Preise zwischen 2500 und 20.000 Euro bezahlen die Kunden für die Liebhaberstücke. Damit erreicht die Maßuhrenmanufaktur mit sechs Mitarbeitern im laufenden Jahr die Gewinnschwelle.

„Die Konsumenten zeigen ihren Wohlstand mehr und mehr mit weniger bekannten Marken“, sagt Stephan Lindner, Präsident des Bundesverbands Schmuck und Uhren, zu den Chancen von Modellen, die nicht den Absender der weltbekannten Konzerne tragen. Nischenprodukte mit geringeren Stückzahlen und mehr Exklusivität in mittleren Preislagen würden an Bedeutung gewinnen. Auch der Standort an der Elbe dürfte der Firma in die Hände spielen: Während die Anbieter im ländlichen Raum teilweise unter zweistelligen Einbußen litten, verkauften die Juweliere und Uhrenfachgeschäfte in den Zentren der mittleren und großen Städte zum Teil sehr erfolgreich, heißt es vom Branchenverband. In der HafenCity profitieren die Shops zudem von internationaler Kundschaft. Kürzlich seien einige Asiaten in den Laden gekommen, sagt Kmonitzek. Sie hätten nicht nur eine Uhr gekauft – sondern auch gleich gefragt, ob sie die Modelle auch im größeren Stil in ihre Heimat importieren dürften.