Hamburger Konzerntochter plant 50 neue Geschäfte. Landhausstil erlebt Renaissance

Hamburg. André Pape ist kein großer Koch. „In der Küche hat meine Frau das Sagen“, erzählt der 51-Jährige. Deshalb entscheidet auch sie über die Anschaffung neuer Geräte. „Nur am Grill bin ich der Chef“, sagt der Geschäftsführer der Hamburger Kette Küche & Co schmunzelnd. Mit dieser Rollenverteilung sind die Papes in Deutschland nicht allein.

Trotz aller Fernsehkochshows und einer wachsenden Begeisterung der Männer für die Arbeit am Herd, sind es noch immer die Frauen, die die Kaufentscheidung für eine neue Küche treffen. Und diese sorgen bei den Herstellern und Händlern jährlich für einen Umsatz von rund sieben Milliarden Euro. Etwa 1,1 Millionen Einbauküchen werden in Deutschland pro Jahr verkauft, im Schnitt für 6300 Euro inklusive der Elektrogeräte.

Rund die Hälfte dieser Küchen ordern die Kundinnen heute in den großen Möbelhäusern wie Höffner oder Lutz, ein gutes Viertel über Fachgeschäfte, den Rest des Marktes teilen sich Discounter und andere Wettbewerber untereinander auf. In diesem hart umkämpften Markt bewegt sich auch Küche & Co. Mit rund 100 Studios bundesweit sehen sich die Hamburger als größte Franchisekette in Deutschland. „Jährlich kommen etwa acht bis zehn neue Partner hinzu“, sagt Pape. „Mittelfristig rechnen wir damit, dass etwa 150 Studios zu unserem Netz zählen werden.“ Gerade erst wurde die Expansionsabteilung der Firma aufgestockt, um das Wachstum weiter voranzutreiben.

Platz für neue Geschäfte sieht Pape unter anderem noch in Flächenländern wie zum Beispiel Schleswig-Holstein. Aber auch in der Hamburger Metropolregion, wo Küche & Co im Augenblick zweimal vertreten ist, kann sich der Geschäftsführer noch zwei bis drei weitere Standorte vorstellen. Darüber hinaus ist Küche & Co seit dem vergangenen Jahr auch im Nachbarland Österreich vertreten, wo der Chef bis zu 15 Studios für möglich hält.

Einen Rückschlag musste die Kette zuletzt allerdings durch die Pleite der Hamburger Baumarktkette Max Bahr verkraften. Die in vielen Märkten wie in Stellingen oder auch in Lübeck-Moisling integrierten Küchenstudios fielen der Insolvenz des Traditionsunternehmens zum Opfer.

Einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Fachhändlern hat Küche & Co durch die Verbindung zur Hamburger Otto-Gruppe, zu der das Unternehmen seit 1995 gehört. Die 100-prozentige Tochter des Handelskonzerns profitiert vor allem von der Kooperation mit den großen Versendern Otto, Bauer, Schwab und Bonprix, die immer dann ihre Kunden an die Fachleute weiterleiten, wenn die von ihnen angebotenen Standardlösungen im Küchenbereich nicht ausreichen.

Vom oftmals preisaggressiven Wettbewerb wollen sich die Hanseaten durch eine gute Beratung, individuelle Lösungen und durch Schnelligkeit absetzen. „Wir geben den Kunden die Garantie, dass wir die meisten Küchen innerhalb von zehn Tagen liefern und fertig einbauen“, sagt Pape. So schnell schaffe dies sonst kaum ein anderer Wettbewerber.

Mit immer neuen Küchenmodellen, neuen Formen und Materialien versucht Küche & Co zudem, die unterschiedlichsten Zielgruppen von Singles, über junge Familien bis hin zur Generation 50plus anzusprechen. „Ein starker Trend sind im Augenblick betont schlichte Designküchen mit grifflosen Fronten, die früher sehr teuer waren“, sagt Pape. Mittlerweile seien solche Küchen auch schon für 6000 bis 7000 Euro zu haben.

Daneben erlebe aber auch die romantische Landhausküche eine Renaissance, die vor vier Jahren schon fast totgesagt worden sei. „Hier spielt sicher auch der generelle Trend hin zum Countrystil und die Begeisterung für das Landleben eine Rolle.“ Besonders beliebt seien bei den Kundinnen Küchen in Vintageoptik, also mit künstlichen Gebrauchsspuren.

Technische Neuerungen wie die vernetzte Küche, die sich über Computer oder das Smartphone steuern lassen oder auch der viel zitierte „sprechende Kühlschrank“, der selbsttätig Lebensmittel im Internet ordert, spielen hingegen keine Rolle im täglichen Geschäft der Küche&Co-Partner.

Auch der Onlinehandel – sonst ein großes Thema im Otto-Konzern – hat sich beim Küchenverkauf bislang kaum durchsetzen können. „Ich gehe davon aus, dass 95 bis 98 Prozent aller Küchen heute im Stationärhandel verkauft werden und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern“, sagt Pape. „Online-Aktivitäten sind zwar wichtig, jedoch steht die persönliche Beratung nach wie vor im Vordergrund.“

Zwar biete man auf der eigenen Internetseite auch einen interaktiven Küchenplaner an. „Am Ende wollen die Kunden die Geräte, Schränke und Arbeitsplatten vor dem Kauf aber doch anfassen und überprüfen, ob bei den Schubladen auch nichts klappert.“