Knapp 1000 zusätzliche Arbeitsplätze sind so im vergangenen Jahr in der Stadt entstanden. Handwerker auf der Suche nach bezahlbaren Grundstücken

Hamburg. Seit der Gründung der Hamburgischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (HWF) im Jahr 2006 sind durch die Spezialisten der Gesellschaft von 5369 neuen Unternehmen in der Stadt 56.724 Arbeitsplätze entstanden. Das 2006 festgelegte Ziel, 14.000 Stellen bis 2015 zu schaffen, ist damit mehr als übertroffen. Bislang war es Tradition, dass die Geschäftsführung einmal im Jahr vor der Presse über ihre Erfolge bei der Anwerbung von Unternehmen sprach. Doch dieses Jahr ist es anders. Nachdem die bisherige Chefin Jutta Ludwig im Mai ausscheiden musste, sucht die Stadt nach einem Nachfolger: bislang ohne Erfolg. Dem Abendblatt liegt die Jahresbilanz dennoch vor.

Hamburgs Wirtschaftsförderer konnten im vergangenen Jahr 96 neue Firmen aus dem In- und Ausland und damit 967 neue Arbeitsplätze in die Stadt holen. Ein Jahr zuvor waren es noch 75 Unternehmen. 262,66 Millionen Euro haben die neuen Firmen 2013 in Hamburg investiert. Insbesondere Unternehmen aus der Medien-, IT- und Telekommunikationsbranche nationalen und internationalen Ursprungs konnten für ein Engagement in Hamburg gewonnen werden. Neben der Akquisition hat die HWF insgesamt 5130 Stellen, etwa bei Unternehmenserweiterungen, gesichert.

Die Krise auf der Krim könnte sich auch auf die Ansiedlungen auswirken

Unter anderem waren die Wirtschaftsförderer beim Umzug der koreanischen Großreederei Hanjin an den neuen Standort, der Coffee-Plaza in der HafenCity, aktiv. So wurden mehr als 200 Arbeitsplätze in Hamburg abgesichert und weitere geschaffen. Auch der Onlinespiele-Erfinder InnoGames mit weltweit mehr als 100 Millionen registrierten Spielern expandierte. Durch den Umzug von Harburg in die City Süd, bei dem die HWF unterstützend zur Seite stand, wurden 250 Arbeitsplätze in Hamburg gesichert.

2013 wurden zudem 312 Unternehmen von den HWF-Experten unterstützt. 25 Hamburger Firmen konnte bei der Expansion trotz des begrenzten Gewerbeflächenangebots geholfen werden. Sie trugen mit 677 neuen Stellen wesentlich zur Arbeitsplatzsicherung in der Hansestadt bei.

Die Krim-Krise bremste allerdings die Anwerbung neuer Firmen aus Russland. In den vergangenen Jahren kamen aus dem Land und der Ukraine die meisten neuen Unternehmen nach Hamburg. Doch jetzt stockt der Zuzug aus den beiden Staaten. Kurzfristig sei vermutlich mit Einbußen zu rechnen, sagen die Wirtschaftsförderer. Da auch einige Hamburger Betriebe und der Hafen vom den Staaten abhängig sind, könne die neue Situation durchaus zu einer Zurückhaltung bei Firmenexpansionen führen.

Wirtschaftsförderer wollen nun Firmen aus der Türkei in die Stadt holen

Zur Kompensation wird die HWF ihre Türkei-Aktivitäten ausweiten und ist hierzu mit einem türkischen Verlag eine Kooperation eingegangen. Ziel ist es, sowohl die türkischen Unternehmen zu erreichen, als auch neue Firmen aus dem Land am Bosporus für den Standort Hamburg zu gewinnen.

Von erheblicher Bedeutung ist seit Langem China als wichtiger Markt für Ansiedlungen nach Hamburg. Allerdings haben auch andere deutsche Städte und Gemeinden in den vergangenen Jahren große personelle und finanzielle Anstrengungen unternommen, um chinesische Investoren anzulocken. Allen voran ist Düsseldorf als zentraler Standort in Nordrhein-Westfalen zu nennen. Doch immer noch hat die Hansestadt mit mehr als 500 chinesischen Ansiedlungen an der Elbe bundesweit die Nase vorn.

Die Wirtschaftsförderer erwarten in diesem Jahr vor allem eine höhere Nachfrage der Logistikbranche nach Immobilien. Im Hafen laufen derweil einige Mietverträge aus. Das Finden neuer Grundstücke kann aber trotzdem schwierig werden, weil in einzelnen Bezirken nur noch Lagen mit einer vorgegebenen Grundstücksgröße und teilweise auch Vermarktungseinschränkungen angeboten werden.

Auch die stark nachgefragten Grundstücksgrößen von mehr als einem Hektar sowie begehrte kleinere Flächen zwischen 500 und 2500 Quadratmetern gibt es nur fast noch in den Bezirken Hamburg-Mitte und Bergedorf.

Bezahlbare Grundstücke braucht vor allem das Handwerk. Die Entwicklung von neuen, zentralen Gewerbeflächen und Gewerbehöfen, wie aktuell der geplante Handwerks- und Gewerbehof am Offakamp, sollen entstehen. Doch das reicht offenbar nicht aus. Deshalb haben HWF und Handwerkskammer mit dem gemeinsamen Onlineportal der Hamburger Immobiliendatenbank auf www.hdb-hamburg.de vorhandene Reserveflächen aufgeführt, die gezielt für das Handwerk zugänglich gemacht werden.

„Wir wollen verhindern, dass die Betriebe an den Stadtrand gedrängt werden oder Hamburg ganz verlassen müssen“, sagt HWF-Interimsgeschäftsführer Dietrich von Albedyll. Dem stimmt Hamburgs Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer unzweideutig zu. „Senat und Handwerkskammer haben im Masterplan Handwerk 2020 vereinbart, für ausreichend geeignete und bezahlbare Gewerbeflächen zu sorgen. Damit die Betriebe ihre wirtschaftliche Stärke innerhalb der Stadtgrenzen zeigen können.“