Brüssel will Kinder besser schützen. Altersangabe und Identitätsüberprüfung sollen Pflicht werden

Brüssel. Poker, Sportwetten, Lotterie: Glücksspiel im Internet ist ein boomendes Milliardengeschäft, das aus Sicht der EU besonders für Kinder viele Gefahren birgt. Die EU-Kommission rief die Mitgliedsstaaten am Montag in Brüssel auf, die Verbraucher generell vor hohen Verlusten durchs Zocken oder Spielsucht zu bewahren.

„Wir müssen alle Bürger, und insbesondere unsere Kinder, vor den Risiken des Glücksspiels schützen“, sagte der zuständige EU-Kommissar Michel Barnier. Der Franzose fordert daher vor allem, dass Minderjährigen der Zugang zu Onlinekasinos und anderen Glücksspielseiten im Internet versperrt bleibt. Dafür schlägt die EU-Kommission vor, dass für Verbraucher die Angabe von Alter und Identität verpflichtend sind, wenn sie ein Kundenkonto einrichten – und die Anbieter die Daten auch überprüfen müssen. Die Betreiber sollen so auch das Spielerverhalten verfolgen und bei zu hohen Verlusten oder Anzeichen für Sucht einschreiten können. Von den Unternehmen fordert die EU-Kommission zudem, in ihrer Werbung keine falschen Versprechen über die Gewinnchancen zu machen.

Die EU-Kommission schlägt weiter vor, dass die Nutzer von Onlinekasinos und anderen Glücksspielseiten über die Risiken der Zockerei aufgeklärt werden. Schätzungen zufolge leiden zwischen 0,1 und 0,8 Prozent aller Erwachsenen an einer Glücksspielstörung. Bis zu rund zwei weitere Prozent zeigen ein „potenziell problematisches Spielverhalten“. Die Mitarbeiter der Glücksspielseiten sollen nach den Vorstellungen der EU darin geschult werden, gefährliches Spielverhalten zu erkennen.

Die EU-Kommission fordert außerdem, dass Spieler bereits bei der Einrichtung ihrer Benutzerkonten Höchstgrenzen dafür festlegen können, wie viel Geld sie setzen wollen, damit sie nicht sprichwörtlich Haus und Hof verspielen. Während des Spiels sollen die Verbraucher den Empfehlungen zufolge über ihre Gewinne und Verluste informiert werden. Ein Vorschlag ist auch, die Zeit am virtuellen Spieltisch zu begrenzen. Das digitale Glücksspiel ist in der EU eine boomende Branche: Im Jahr 2006 machte sie noch Einnahmen von mehr als sechs Milliarden Euro, vergangenes Jahr waren es bereits 10,5 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr wird nach Schätzungen die Marke von 13 Milliarden Euro geknackt.

Die Empfehlungen aus Brüssel sind für die Mitgliedsstaaten unverbindlich. „Nun ist es an den Mitgliedsstaaten sowie an den Glücksspielbetreibern, in diesem schnell wachsenden digitalen Sektor das von uns angestrebte hohe Verbraucherschutzniveau in der EU sicherzustellen“, mahnte Barnier.