Berlin . Die Industriestaatenorganisation OECD warnt vor einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Nach den Worten von OECD-Generalsekretär José Angel Gurria hat sich das Problem seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise massiv verschärft. „In den ersten drei Krisenjahren nahm die Ungleichheit stärker zu als in den zwölf Jahren zuvor“, sagte er dem Magazin „Wirtschaftswoche“.

„Im Durchschnitt der OECD-Länder verdienen die obersten zehn Prozent der Bevölkerung heute 9,5-mal so viel wie die untersten zehn Prozent. Die Ungleichheit ist um 35 Prozent gewachsen.“ Deutlich spürbar sei dies in den USA, wo es keinen Wohlfahrtsstaat wie in Europa gebe. In Deutschland hält Gurria die Einführung des beschlossenen Mindestlohns von 8,50 Euro für sinnvoll. „Er wird die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht gefährden“, sagte der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Damit gehe die Politik endlich ein Problem an, das nicht sehr bekannt sei: „Dass es nämlich ein Lumpenproletariat gibt, einen sehr schlecht ausgebildeten und schlecht bezahlten Teil der Arbeiterschicht“, führte Gurria in dem Gespräch aus. „Der lebt und arbeitet unter Bedingungen, die man in einem Land wie Deutschland nicht unbedingt erwarten würde.“