Nadja Bruhn ist mit HenkundHenri erfolgreich. Nun plant sie eine Manufaktur in Winterhude und schreibt ein Buch

Hamburg. Eine schöpferische Ader hatte Nadja Bruhn schon immer. Mehr als zehn Jahre lang arbeitete die studierte Modedesignerin für bekannte Labels wie Max Mara, entwarf Kleider oder T-Shirts. Doch als sich ein neuer Job in Hamburg nicht so entwickelte wie zunächst erwartet, entschloss sich die heute 46-Jährige, ihre zweite große Leidenschaft zum Beruf zu machen: Kekse. „Ich habe schon als Kind wahnsinnig gerne gebacken und in diesem Bereich kann ich meine Kreativität mindestens ebenso gut ausleben wie in der Mode“, erzählt die temperamentvolle Jungunternehmerin.

Dabei ist es kein gewöhnliches Gebäck, das die selbst ernannte Keksdesignerin im Internet unter dem eigenen Label HenkundHenri verkauft. In Bruhns Eppendorfer Wohnung stapeln sich jede Menge Bleche mit den ungewöhnlichen Kreationen der gebürtigen Badenserin. Da gibt es eine Hamburg-Box mit einer essbaren Elbphilharmonie und einem Schiff und Rettungsringen zum Anbeißen. Hundemotivkekse richten sich an die Freunde der Vierbeiner, eine ähnliche Kollektion gibt es auch für Katzenfreunde. Einschulungskekse mit essbaren Buntstiften, Lineal und Schiefertafel sollen Erstklässlern den Schulanfang versüßen. Alle aufwendig mit der Hand bemalt.

„Früher waren Kekse vor allem an eine bestimmte Saison, Weihnachten oder Ostern, gebunden“, sagt Bruhn. „Doch eigentlich passen sie zu jedem Anlass.“ Erst vor wenigen Tagen hat die Chefin wieder selbst in einer angemieteten Backstube in Rissen gestanden und über Stunden große Herzen ausgestochen. Mit Lebensmittelfarbe und Zuckerguss will sie diese nun in essbare Platzkarten für eine Hochzeit verwandeln. „Das Geschäft mit solchen großen Feiern läuft besonders gut“, sagt sie.

Daneben sind es auch viele Firmen, die die individuellen Kreationen der Wahlhamburgerin ordern. So hat Bruhn beispielsweise für die Otto-Tochtergesellschaft Bonprix eine Modekollektion in Keksform zusammengestellt, die das Unternehmen dann bei der Präsentation der echten Kleider als Geschenk verteilte. Für einen Handchirurgen entwarf die Designerin zum Beispiel ein paar Hände zum Anknabbern, mit und ohne Verband. „In der Praxis waren sie ganz gerührt, wie viel Mühe ich mir damit gegeben habe“, erzählt sie.

Wirklich günstig sind die Kekse von HenkundHenri allerdings nicht. Große Boxen mit einem Inhalt von 400 Gramm verkauft Bruhn für fast 40 Euro. Wer die Kreationen mit einem Namen oder einer anderen, individuellen Aufschrift versehen lassen möchte, zahlt noch ein paar Euro zusätzlich. „Dieser Preis ist angesichts des hohen Aufwands und der vielen Handarbeit aber durchaus gerechtfertigt“, sagt Bruhn. Die meiste Arbeit erledigt die Chefin noch immer allein, nur ab und an beschäftigt sie Bekannte oder Aushilfen.

Eine vierstellige Anzahl an Keksboxen hat die Designerin im vergangenen Jahr verkauft, genauer möchte sie nicht werden, um der Konkurrenz keine Anhaltspunkte über ihren geschäftlichen Erfolg zu liefern. „Ich kann aber auf jeden Fall davon leben“, sagt die Mutter zweier Söhne, nach denen die Firma HenkundHenri auch benannt ist.

Das Geschäft läuft so gut, dass Nadja Bruhn im Herbst nun auch eine eigene kleine Keksmanufaktur in Winterhude eröffnen möchte. Geplant ist eine Backstube mit angrenzendem Café. „Ich befinde mich gerade noch in den Verhandlungen mit dem Vermieter“, sagt sie. „Auf diese Weise bekomme ich endlich meine eigene Backstube und muss nicht immer bis nach Rissen fahren.“ Außerdem könnten sich ihre Hamburger Kunden neue Kreationen dann direkt vor Ort anschauen und kaufen.

Der Weg vom Onlinehandel hin zu einem realen Laden ist in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich, funktioniert für Nadja Bruhn aber sehr gut. „Das Internet hat es mir ermöglicht, sehr schnell eine eigene Firma aufzubauen und einen großen Kundenstamm zu bekommen“, sagt sie. „Mit dieser Sicherheit im Hintergrund kann ich es jetzt auch wagen, die eigene Manufaktur zu eröffnen.“

Stück für Stück hat die Unternehmerin ihr Angebot auch schon in den vergangenen Monaten ausgeweitet, bietet auf ihrer Internetseite zum Beispiel auch ungewöhnliche Keksausstecher an. Im September soll zudem ihr Buch mit dem Titel „Kekskunst zum Selbermachen“ erscheinen. Darin gibt Bruhn Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene, vom richtigen Teig, über Spritztechniken bis hin zu diversen Rezepten für Baby-, Halloween- oder Ballerinakekse. Nur mit dem Naschen hält sich die Designerin mittlerweile zurück und überlässt das Essen der Leckereien lieber ihren Söhnen. „So schön meine Kreationen auch sind, für die Figur sind sie Gift“, sagt die schlanke Unternehmerin schmunzelnd.