Kunden sollen je Container mindestens 190 Euro mehr zahlen. Auf einer Tagung im Rathaus soll am Freitag nach Lösungen für die Probleme am Containerterminal gesucht werden.

Hamburg. Die Lage am wichtigsten Hamburger Containerterminal, dem Burchardkai der HHLA, bleibt angespannt. Die Reederei Hapag-Lloyd erhebt von ihren Kunden „wegen der zunehmend schwierigen Situation am Terminal Burchardkai“ vom 9. Juli an einen Aufschlag von 190 Euro je Container für zusätzlichen Lastwagentransport innerhalb des Hafens. Der entsprechende Brief an die Kunden liegt dem Abendblatt vor. Zusätzlich fordert Hapag-Lloyd gemäß eigenem Tarif einen nicht näher spezifizierten Zuschlag für Lagergeld und Transporte auf dem Burchardkai, der durch verzögerte Schiffsabfertigungen verursacht wird.

Seit Monaten steht die HHLA wegen mangelnder Transportabläufe auf dem Burchardkai in der Kritik. Im Hamburger Rathaus tagt heute eine prominente Runde aus Vertretern der städtischen Politik und aus der Logistikbranche, an der unter anderem auch Rüdiger Grube teilnimmt, der Chef der Deutschen Bahn. Dabei sollen Konzepte präsentiert werden, um die Engpässe im Zentrum des Hamburger Hafens zu beseitigen. Personalmangel am Burchardkai hatte kürzlich Rückstaus in der Containerabfertigung per Bahn bis nach Süddeutschland verursacht.

Speziell zwischen der HHLA und Deutschlands führender Linienreederei Hapag-Lloyd ist die Stimmung derzeit gereizt. An beiden Unternehmen hält die Stadt Hamburg wesentliche Anteile. Hapag-Lloyd steuert mit seiner Schifffahrtsallianz G6 rund die Hälfte zum gesamten Hamburger Hafenumschlag bei. Am HHLA-Terminal Altenwerder ist die Reederei mit Sitz am Ballindamm zu rund 25 Prozent beteiligt. Gleichwohl gelang Hapag-Lloyd vor einigen Wochen keine Übereinkunft mit der HHLA zur Platzierung eines zusätzlichen Liniendienstes am Burchardkai. Der Hamburger Hafenkonzern lehnte dies mit der Begründung ab, keine ausreichende Kapazität zur Verfügung zu haben. Im Kundenbrief von Hapag-Lloyd heißt es nun: „In den vergangenen zwei Wochen haben wir am Burchardkai eine signifikante Verschlechterung der Situation erlebt. Dies führt zu ernsthaften Störungen beim Empfang und dem Versand von Containern, Verspätungen sind unvermeidlich.“

Der Vorgang unterstreicht, was Spediteure seit Wochen beklagen: Standgeld für wartende Lkw und Aufschläge für verspätete Auslieferungen, treiben die Kosten massiv nach oben. Für den Hamburger Hafen ergeben sich dadurch im Wettbewerb mit den Westhäfen erhebliche Standortnachteile. Der maritime Koordinator der CDU, Olaf Ohlsen, befürchtet, dass dem Hafen bereits 500.000 Tonnen an Ladung verloren gegangen sind. Er will jetzt vom Senat wissen, ob der Automobilkonzern Peugeot seine Lieferungen über Hamburg eingeschränkt hat.