EasyJet weitet sein Angebot aus und steuert ab Herbst unter anderem auch Tel Aviv direkt an. Künftig eine Million Fluggäste pro Jahr in der Hansestadt

Hamburg. Anfang November wird der britische Billigflieger EasyJet ein drittes Flugzeug in Hamburg stationieren. Damit erweitert das Unternehmen sein Angebot, das mit der Eröffnung der Basis in der Hansestadt im März von sechs auf 17 Zielorte gewachsen war, um weitere fünf Destinationen. Die neuen Flugziele sind Genf, Tel Aviv, Salzburg, Krakau und Fuerteventura. Die Angebote sind ab sofort buchbar, 425 Plätze sind dabei zu Preisen von 40,99 Euro (einfache Strecke, zuzüglich Gepäck- und Kreditkartengebühren) erhältlich. „Wir warten nicht auf den nächsten Sommer, wir wollen mit unserer Investition in den Standort Hamburg vorankommen“, sagt Deutschland-Geschäftsführer Thomas Haagensen. In der Hansestadt habe man 100 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Während die Fuerteventura-Flüge voraussichtlich weit überwiegend von Hamburg aus gebucht würden, habe die Stadt für EasyJet nicht nur als Abflugort große Bedeutung: „Hamburg ist eine Schlüsseldestination im Business- und im Tourismusbereich“, so Haagensen: „Etwa die Hälfte der mit uns über Hamburg fliegenden Passagiere sind europäische Besucher. Es ist unser Job, Hamburg in Europa auf die Landkarte zu bringen.“

Gute Voraussetzungen für deutlich steigende Besucherzahlen aus dem Ausland bietet nach Auffassung des Deutschland-Chefs nicht zuletzt die Genf-Route: „In Genf ist EasyJet die führende Fluggesellschaft. Dort werden wir intensiv für den Zielort Hamburg werben.“ Großes Interesse an Reisen in die Hansestadt und die norddeutsche Region erwartet Haagensen aber auch von den Israelis. Schließlich sei EasyJet mit bislang acht Routen nach Tel Aviv auch dort bereits eine „gut eingeführte Marke“. Umgekehrt sei Tel Aviv attraktiv als „Partyhochburg für junge Leute“ aus Europa.

Michael Eggenschwiler, Chef des Flughafens Hamburg, zeigte sich erfreut über das Engagement der Briten am Standort: „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass EasyJet einen wichtigen Anteil an der aktuellen Passagierentwicklung in Hamburg hat.“ Das erweiterte Sitzplatzangebot und die neuen Verbindungen stimulierten die Nachfrage und machten den Hamburger Flugplan noch attraktiver. So wird Krakau bisher von Hamburg aus nicht direkt angeflogen.

Dem englischen Billigflieger geht es allerdings nicht nur um die Einführung neuer Strecken. Mit der Stationierung des dritten Jets – es wird ein Airbus A320 mit 180 Passagierplätzen sein, die beiden bisherigen Maschinen sind vom Typ A319 mit je 156 Sitzen – soll es auch zusätzliche Flüge auf der bestehenden Strecke nach Basel geben. Damit will das Unternehmen die Verbindung noch interessanter für Geschäftsreisende machen. Diese lukrative Kundengruppe stellt europaweit bereits nahezu 20 Prozent aller EasyJet-Passagiere.

Seit dem Jahr 2005 steht Hamburg im EasyJet-Flugplan. Bereits in den zwölf Monaten vor der Eröffnung der neuen Basis im März 2014 verzeichneten die Briten hier mit 626.000 Fluggästen einen Anstieg von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit dem dritten Jet soll die Passagierzahl auf eine Million pro Jahr klettern. Ende 2014 wird EasyJet in Hamburg nach eigenen Angaben einen Marktanteil von sechs Prozent haben. Rechne man den innerdeutschen Verkehr und die Langstrecken heraus, seien es auf den Europarouten sogar zehn Prozent.

Der angekündigte Rückzug des irischen Wettbewerbers Ryanair vom Flughafen Lübeck wird sich nach Auffassung von Haagensen nicht wesentlich auf die Nachfrage nach EasyJet-Flügen in Hamburg auswirken: „Das sind unterschiedliche Produkte, die auf eine andere Gruppe von Passagieren abzielen.“ So lege EasyJet größeres Gewicht darauf, zentrale Flughäfen anzusteuern, schon um auch für Geschäftsreisende eine Alternative zu den traditionellen Airlines zu bieten. „Sehr bedauerlich“ findet Haagensen die immer neuen Verzögerungen bis zur Eröffnung des neuen Berliner Großflughafens: „Wir hatten uns schon darauf gefreut, dorthin umzuziehen.“ Der bisherige Airport Berlin-Schönefeld ist mit aktuell neun dort stationierten Jets die größte EasyJet-Basis in Deutschland.

Die angeblichen Pläne der Lufthansa, einen europaweit tätigen Günstiganbieter aufzubauen, sieht Haagensen mit Gelassenheit: „Man wird nicht zu einer Low-Cost-Airline, man muss schon als solche entstanden sein.“ EasyJet habe mit der Konzentration auf europäische Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ein klares, einfaches Geschäftsmodell und davon werde man nicht abweichen.

EasyJet ist in Europa mit einer Flotte von rund 200 Flugzeugen – alle von Airbus – die zweitgrößte Billigairline und nach Passagierzahl die drittgrößte insgesamt hinter Ryanair und der Lufthansa. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen die Fluggastzahl um vier Prozent auf 60,8 Millionen gesteigert.