Hamburger Unternehmen präsentieren im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung ihre Innovationen.

Hamburg. Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet voran und treibt die Umsätze der Branche. Auch wenn der Preiswettbewerb intensiv ist, viele Softwareanbieter, Multimediafirmen oder Unternehmen, die von der zunehmenden Verbreitung von Smartphones profitieren, freuen sich über gute Geschäfte. Im laufenden und im kommenden Jahr werde der Markt für die sogenannten Consumer Electronics weltweit um ein beziehungsweise fünf Prozent (2015) wachsen, schätzen die Konsumforscher von der GfK.

Im Vorfeld der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin präsentierten mehrere Innovationsführer jetzt ihre Neuheiten im Grand Elysée in Hamburg. Auf der IFA, die vom 5. bis 10. September auf dem Berliner Messegelände stattfindet, werden sich auch zahlreiche Firmen aus der Hansestadt präsentieren, die bei der Preview bereits gute Nachrichten vermeldeten:

Yoints, Anbieter eines Bonussystems: Kunden sammeln via Smartphone quasi im Vorbeigehen Treuepunkte oder können Sonderangebote erhalten. Yoints konnte den Hamburger Flughafen und etliche Markenartikler als Partner gewinnen. „Die Kunden können ab sofort in mehr als 150 Geschäften in Hamburg Punkte sammeln“, sagt Sarik Weber, geschäftsführender Gesellschafter der Firma mit Sitz in Altona. Zunächst hatte Yoints nur mit der Drogeriekette Budnikowsky zusammengearbeitet, jetzt gehören zu den Partnern auch Adidas, Gaastra, Habitat oder Stefanel. Im Flughafen könnte der auf seinen Flieger wartende Geschäftsmann beispielsweise jeweils eineinhalb Minuten bei Montblanc, Tom Tailor und weiteren Geschäften stöbern und dafür im Bistro sofort einen Kaffee einlösen: Denn mit der in einem Laden verbrachten Zeit „verdient“ sich der Nutzer bereits Bonuspunkte. Diese kann er andernorts wie Bargeld im Tausch gegen Snacks oder Getränke einsetzen, sich Geschenke wie einen Nagellack oder eine Sporttasche sichern. Auch eine soziale Komponente hat das Projekt: Die Bonuspunkte können die Kunden auch an Institutionen wie etwa das Hamburger Tierheim spenden.

Yapital, eine Tochter des Handelskonzerns Otto: Sie bietet nicht mehr nur das bargeldlose Bezahlen via Smartphone, sondern auch ein neuartiges Shoppen mit dem Handy an. Bisher konnten Kunden mit Yapital nach der kostenlosen Registrierung sofort über alle Kanäle – stationär, mobil, online oder per Rechnung – einfach und sicher einkaufen und bezahlen. Das Unternehmen mit 120 Mitarbeitern in Hamburg präsentierte bei der Preview nun eine nach eigenen Angaben europaweit einzigartige Innnovation: Die Kundin spaziert am Schaufenster entlang, verliebt sich in die gelben Ballerinas und will sie sofort kaufen. Dazu scannt sie den auf der Werbefläche, etwa einem Plakat, einem Bildschirm oder Aufkleber aufgedruckten QR-Code – und sofort erscheint die Bestellfunktion auf dem Handy. Jetzt nur noch auf den Bestellbutton drücken, und die Schuhe sind gekauft. „Wir bieten damit erstmals den Direkteinkauf von der Werbefläche“, sagt Yapital-Geschäftsführer Nils Winkler. Auf einer Übersichtsseite sieht der Verbraucher zudem direkt seine getätigten Umsätze. Übrigens ist diese Einkaufsrevolution nicht die einzige aktuelle Erfindung von Yapital: Im Test befindet sich derzeit das Bezahlen per Fingerabdruck. Die großen Smartphone-Hersteller integrieren bereits erste Fingerabdruckscanner in ihre Geräte. Yapital erprobt derzeit, ob diese neue Funktion die Eingabe einer PIN ersetzen kann.

Dynaudio, ein in Hamburg gegründetes Audiounternehmen: Es stattet die neuen Touareg- und Passat-Modelle von Volkswagen mit einem modernen Soundsystem aus. In der neuesten Version, die auf eine Leistung von 800 Watt kommt und als Sonderausstattung etwa 1400 Euro kostet, kann der Nutzer die Oberfläche seines Smartphones (zunächst Android, später auch Apple) auf dem Bildschirm im Cockpit seines Wagens anzeigen. Über diesen Monitor kann der Fahrer dann auch die Funktionen steuern. Nicht nur die Musik oder den Sound der zwölf Lautsprecher, sondern auch weitere Anwendungen wie das Navigationssystem seines Smartphones oder den Terminkalender. Dynaudio mit 25 Mitarbeitern und Sitz in Rosengarten steuert den Vertrieb, die Produktion sitzt in Dänemark.

Die Triebfeder all dieser Geschäftsmodelle ist die zunehmende Verbreitung von Smartphones. Ob auf dem Schulhof, im Café oder am Arbeitsplatz, die multifunktionalen Handys, die zudem mit einer immer schnelleren Internetverbindung punkten, sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Höhepunkt dieses Wachstumsmarkts ist noch immer nicht erreicht. Im Produktsegment der privaten Telekommunikation haben sich im ersten Quartal 2014 die Steigerungsraten zwar verringert. Mit mehr als 5,4 Millionen Stück, einem Plus von gut zehn Prozent, wurden dennoch erneut mehr Smartphones verkauft als im Vorjahreszeitraum.

Dementsprechend scheint auch die Fantasie bei den Nutzungsmöglichkeiten der modernen Telefone schier unbegrenzt. Auf der IFA wird in diesem Herbst ein per Smartphone steuerbarer Staubsaugerroboter besonders bei allen Putzmuffeln für Freude sorgen. Apropos putzen: Auch das Zähneputzen mit Handyhilfe wird in Berlin vorgestellt werden.