Drehkreuz Maschen für 230 Millionen Euro modernisiert. Bahnchef Grube kritisiert bei Einweihung HHLA-Führung

Hamburg/Maschen. Die Verzögerungen bei der Containerabfertigung am Hafenterminal Burchardkai, die in der vergangenen Woche zu erheblichen Verspätungen im Güterbahnverkehr in ganz Deutschland führten, haben ein Nachspiel. Wie das Abendblatt erfuhr, hat sich Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) eingeschaltet. Er sprach am Wochenende mit dem Chef der Deutschen Bahn Rüdiger Grube über die aktuelle Situation im Hamburger Hafen. Beide verabredeten ein Krisengespräch mit dem HHLA-Vorstand, an dem Grube persönlich teilnehmen will. Auch die Spitze der Hamburger Spediteure wird zu dem Treffen eingeladen sowie der Chef der Hamburg Port Authority, Jens Meier. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) soll die Zusammenkunft im Auftrag des Bürgermeisters organisieren. „So etwas wie am Burchardkai darf nicht wieder passieren“, sagte Bahnchef Grube dem Abendblatt am Montag.

Wie berichtet waren am Wochenende vor acht Tagen zwei Arbeitsschichten im Leitstand am Burchadkai ausgefallen, weil sich etliche Mitarbeiter krank gemeldet hatten. In der Folge konnten die Containerzüge nicht mehr wie gewohnt abgefertigt werden. Bei der Ent- und Beladung der Züge kam es zu Verspätungen von bis zu 30 Stunden. In ganz Deutschland stauten sich in Bahnhöfen Güterzüge für den Hamburger Hafen. Laut Grube standen die Züge bis Hannover. Erst am Donnerstag normalisierte sich der Betrieb wieder. Auch Hamburgs Spediteure beklagen extreme Verzögerungen bei der Abfertigung der Lkw an allen HHLA-Terminals.

Am Donnerstag vergangener Woche hatte Wirtschaftssenator Horch kurzfristig den Vorstandsvorsitzenden der HHLA, Klaus-Dieter Peters, zum Rapport gebeten. Bei dem Treffen wurden insbesondere die innerbetrieblichen Probleme bei der HHLA diskutiert. Konkrete Ergebnisse gab es nicht. „Wir müssen das Thema breit angehen und unter Mitwirkung aller Beteiligter lösen“, sagte Horch am Montag nach einem Gespräch mit Bahnchef Grube am Rande der Feierlichkeiten zur Modernisierung des Rangierbahnhofs Maschen.

Auf den Tag genau 37 Jahre nach seiner Fertigstellung wurde die Modernisierung des zweitgrößten Rangierbahnhofs der Welt abgeschlossen. Für mehr als 230 Millionen Euro, vor allem aus Bundesmitteln, wurden die 120 Kilometer Gleissystem der Anlage sowie die gesamte Technik erneuert. „Das ist nicht das 7. Weltwunder, und wir sind auch nicht im verflixten 7. Jahr“, sagte Bahnchef Grube in seiner Rede. „Aber die 7 hat eine besondere Bedeutung. Am 07.07.1977 ist diese sieben Kilometer lange und 700 Meter breite Anlage in Betrieb gegangen. Und heute, 37 Jahre später, wurde die Erneuerung abgeschlossen. Und schauen Sie sich nicht nur das Datum an, sondern auch das Jahr 2014. 2 plus 1 plus 4 ist auch 7“, feixte Grube. Wie Bürgermeister Scholz hob Grube die Bedeutung von Maschen für den Hamburger Hafen hervor: Die Investition sei für die norddeutschen Seehäfen und deren Schienenanbindung gut angelegtes Geld. „Unsere Häfen sind so gut wie die Infrastruktur im Hinterland. Das ist unsere Trumpfkarte und die dürfen wir nicht verspielen“, sagte der Bahnchef.

30 Prozent aller im Hamburger Hafen umgeschlagenen Güter würden durch Maschen laufen, sagte Bürgermeister Scholz. Deshalb dürfe der Norden sich beim Ausbau der Bahnstrecken ins Hinterland keine Pause gönnen. Es sei eine großartige Leistung gewesen, die „Herzkammer des Bahnverkehrs im Norden“ unter dem rollenden Rad zu modernisieren. Der Rangierbahnhof in Maschen hat neben seiner Funktion als internationale Drehscheibe für direkte Güterbahnverbindungen nach Dänemark und Schweden vor allem die Aufgabe, Einzelwagen aus den Seehäfen zu sammeln und Züge ihrem Ziel nach zusammenzustellen. Bis zu 150 ankommende und abfahrende Güterzüge werden an Werktagen in Maschen geleitet. Im vergangenen Jahr waren es 52.000 Züge – bestehend aus 638.000 Waggons.

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), betonte, dass sich der Warenumschlag in den deutschen Seehäfen bis zum Jahr 2030 nach Auffassung des Bundes verdoppeln werde. Die Bundesregierung habe deshalb im neuen Bundesverkehrswegeplan einen Schwerpunkt auf die Hinterlandanbindungen gelegt.

Zusätzlich gebe es ein Sonderprogramm des Bundes, aus dem beispielsweise nun der Bau einer Ortsumgehung für Maschen aus Lärmschutzgründen finanziert werden könne. Bürgermeister Scholz meldete auch gleich einen Anspruch auf Geld aus dem neuen Seehafenhinterlandprogramm des Bundes an. So sollen Verbesserungen des Verkehrsflusses auf der Schiene in und um Hamburg erreicht werden. Als Beispiel nannte Scholz auch eine Überquerung in Wilhelmsburg für den Verkehr der Osthäfen Hamburgs in Richtung Norden und Osten.