Gewinn des Hamburger Versicherers bricht ein. Vorstand weist Gerüchte über möglichen Verkauf zurück

Hamburg. Die Spekulationen und Berichte über einen möglichen Verkauf der Hamburger Feuerkasse und ihres Mutterkonzerns Provinzial NordWesthaben die Beschäftigten in den vergangenen Wochen erheblich beunruhigt. Doch nach Auffassung des Feuerkasse-Vorstands besteht dazu aktuell keine Veranlassung. „Ein Verkauf steht aus meiner Sicht derzeit nicht an“, sagte Vorstandsmitglied Stephan Lintzen.

Er verwies dazu auf Aussagen aus dem Eigentümerkreis. So hatte ein Sprecher des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, der mit 40 Prozent an der Provinzial NordWest beteiligt ist, Anfang Juni erklärt, es gebe eindeutige Gremienbeschlüsse, wonach ein Verkauf vom Tisch ist. Zu den Spekulationen beigetragen hatte die Tatsache, dass der zum Jahresende auslaufende Vertrag von Ulrich Rüther, Chef der Provinzial NordWest und Aufsichtsratsvorsitzender der Feuerkasse, nicht verlängert werden soll. All dies habe zu einer „gewissen Verunsicherung bei den Mitarbeitern und bei Kunden geführt“, so Lintzen.

Turbulent ist jedoch auch das zurückliegende Geschäftsjahr des Hamburger Traditionsversicherers verlaufen. Dafür sorgten die beiden Herbststürme „Christian“ und „Xaver“, die die Ertragsrechnung 2013 mit Schäden von zusammen 10,5 Millionen Euro belasteten. Dies war die mit Abstand höchste Sturmschadenbelastung seit dem Orkan „Kyrill“ im Januar 2007.

Dennoch blieb die Feuerkasse mit einem Nettogewinn von 0,4 Millionen Euro noch knapp in den schwarzen Zahlen; im Vorjahr hatte das Unternehmen einen Überschuss von drei Millionen Euro erreicht. „Ohne die Stürme hätten wir ein sehr, sehr gutes Jahr 2013 gehabt“, sagte Lintzen. Für die Mitarbeiter sei die Bearbeitung der vielen Schadenmeldungen eine große Herausforderung gewesen: „In einem ‚normalen‘ Jahr haben wir 25.000 Schäden zu regulieren, durch die Stürme waren es 11.000 mehr.“

Durch den Nachlauf von Schadenmeldungen wirkten „Christian“ und „Xaver“ auch noch in das neue Geschäftsjahr hinein: Insgesamt summieren sich die Schäden aus den beiden Stürmen für die Feuerkasse nun auf 12,9 Millionen Euro.

Auf der anderen Seite stiegen die Beitragseinnahmen mit einem Plus von 4,2 Prozent auf 109,8 Millionen Euro „sehr erfreulich und stärker als im Gesamtmarkt“, so Lintzen. Im Kerngeschäft der Wohngebäudeversicherung habe man in den zurückliegenden vier Jahren ein Wachstum von zusammen annähernd 20 Prozent verzeichnet, in Hamburg liege der Marktanteil in diesem Segment bei 60 bis 70 Prozent.

Allerdings ist auch die Kostenquote gestiegen; sie kletterte von 31 auf 33 Prozent. Der Vorstand erklärt dies mit Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit der Neupositionierung der Marke. So verkauft die Feuerkasse seit 2012 nahezu alle Sachversicherungsprodukte des Provinzial-NordWest-Konzerns in Hamburg, überträgt dafür aber den Industrieversicherungsbestand auf die Muttergesellschaft.

In diesem Jahr soll die Kostenquote wieder sinken. Im Zuge der Neuausrichtung und der Übernahme von Beschäftigten der Provinzial NordWest hat die Mitarbeiterzahl der Feuerkasse von 150 auf 200 zugenommen. So wurden die Rechtsschutzverarbeitung und die Konzerntelefonzentrale, die bisher auf die Standorte Münster, Kiel und Hamburg verteilt war, komplett in die Hansestadt verlagert. In der Anfang 2013 neu eingerichteten Sparte Unfallversicherung wurden bisher rund 300 Verträge verkauft. Dies sei „noch ein zartes Pflänzchen“, räumte Lintzen ein. „Die Kunden finden es aber gut, dass wir nicht mehr nur Gebäudeversicherungen im Angebot haben.“

Im bisherigen Jahresverlauf habe es keine größeren Massenschadenereignisse gegeben, hieß es. Für das Geschäftsjahr 2014 erwarte man erneut steigende Beitragseinnahmen und ein positives Ergebnis.