Günther Fielmann will die Leitung der Optikerkette an Sohn Marc weitergeben. Auch seine Tochter hält er für talentiert

Hamburg . Günther Fielmann antwortet mit einem breiten Lächeln, als ein Aktionärsvertreter am Donnerstag mit seiner Frage ins Schwarze trifft: „Freuen Sie sich eigentlich noch über ein Lob der Aktionäre, nach so vielen Erfolgen?“ Auch auf der aktuellen Hauptversammlung des Unternehmens gab es wieder etliche gute Nachrichten, so dass nicht nur der Vorstandsvorsitzende, sondern auch die Anteilseigner zufriedene Gesichter machen. Immerhin hat sich der Wert der Fielmann-Aktie seit dem Jahr 2000 mehr als verfünffacht. Auch Anleger, die noch nicht so lange bei dem Optikkonzern engagiert sind, haben schon viel Geld mit ihrem Investment verdient: Seit Jahresbeginn konnte der Wert des Papiers bereits um 30 Prozent zulegen. Analysten begründen dies mit einer guten Verbraucherstimmung und weiteren Marktanteilsgewinnen der Hamburger.

Die Auszahlung an die Aktionäre erhöht sich auf 2,90 Euro, so dass allein die Dividendenrendite bei drei Prozent und damit viel höher liegt als bei anderen Sparformen. Nicht zuletzt die Frage eines Anteilseigners, ob die Firma mit ihren Geldreserven von 318 Millionen Euro während der aktuellen Niedrigzinsphase nicht Chancen verpasse, gehört zu den Luxusproblemen.

Auch wenn im Börsensaal der Handelskammer die Meinung vorherrschte, „es sei schwer, ein Haar in der Suppe zu finden“, wie es der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz formulierte, eine Frage stand doch im Raum: Wie ist die Nachfolge geregelt? Günther Fielmann, der im September 75 Jahre alt wird, präsentierte sich denn auch öffentlichkeitswirksam im Kreise seiner Kinder, die vor dem Podium der Vorstände und Aufsichtsräte in der ersten Reihe saßen. Am Rande der Veranstaltung verbreitete Sohn Marc zu diesem Thema Zuversicht: Er habe in mehr als 60 Niederlassungen gearbeitet und bringe diese Erfahrungen immer wieder mit in die Zentrale, sagte der 25-Jährige, der neben dem Einsatz im Konzern bereits eine Ausbildung als Augenoptiker und ein Wirtschaftsstudium mit mehreren Auslandsstationen hinter sich hat.

Dass er als Nachfolger seines Vaters gehandelt wird, sieht der eloquente und liebenswürdige junge Mann offenbar relativ entspannt. „Ich sehe die Aufgabe mit Respekt und Ehrfurcht, es ist eine große Verantwortung“, gibt er zu, „aber ich stehe ja nicht alleine, ich habe den besten Lehrer in meinem Vater und in den 16.000 Mitarbeitern“. Grundsätzlich sei er „sehr zuversichtlich“, sagt Marc Fielmann, und auch sein Vater kommentierte erneut den Zeitplan der Nachfolge: „Marc hat 1000 Brillen verkauft und die Kontaktlinsen-App so erfolgreich in Österreich eingeführt, dass sie nun auch in Deutschland kommt“, lobte der Firmengründer. „Aber es kann niemand erwarten, dass er nach zwei Jahren Vorstandsvorsitzender wird.“ Der Vertrag des Erfinders der Brille zum Nulltarif ist vom Aufsichtsrat gerade um drei Jahre verlängert worden, so dass eine Ablösung kurzfristig ohnehin nicht ansteht. Zum Thema Generationswechsel brachte der Senior dann auch erstmals seine Tochter ins Spiel: „Ich habe ja auch noch eine Tochter, auf die ich sehr stolz bin“, sagte er über Sophie-Luise. „Sie studiert Psychologie in Hamburg, ist sehr kommunikativ und hat ein gutes Gespür für Design“, lobte er die 19-Jährige.

So erfolgsverwöhnt die Investoren bei Fielmann sind, so anspruchsvoll zeigten sie sich auch: Die Aktie fiel am Donnerstag um etwa drei Prozent auf 103,35 Euro, nachdem der Marktführer eine kleine Wachstumsdelle vermeldet hatte: Zwar lagen Absatz, Umsatz und Vorsteuergewinn im zweiten Quartal höher als vor einem Jahr – die Steigerungsraten aus den ersten drei Monaten konnte der Konzern aber nicht halten.

So setzte Fielmann von April bis Ende Juni mit rund 1,9 Millionen Brillen knapp vier Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen auf Basis vorläufiger Schätzungen mitteilte. Im ersten Quartal hatten das warme Wetter und ein reißender Absatz von Sonnenbrillen noch für insgesamt neun Prozent Wachstum gesorgt. Verglichen mit der Konkurrenz sieht sich Fielmann aber weiterhin bestens gerüstet: Der Vorstand zeigte sich zuversichtlich, die Marktposition der Gesellschaft auch noch weiter auszubauen.

Entsprechend zuversichtlich äußerten sich auch die Beobachter an der Börse: Die meisten Analysten verschiedener Banken empfehlen, die Fielmann-Aktie im Depot zu behalten – trotz des bereits hohen Kursniveaus. Das Geschäftsmodell sei krisensicher, die Marktposition stark. Und mit einem guten Gespür für Stimmungen sorgt auch Günther Fielmann mit seinem Lob für den Nachwuchs für beste Aussichten – in seinem Unternehmen und bei den Aktionären.