EU kappt Extragebühren bei Handy-Gesprächen und Internetnutzung. Zum 1. Juli sinken die Preise. Mobilfunkanbieter müssen seit Jahren die Preise für Telefonate, SMS und mobiles Internetsurfen im Ausland senken.

Brüssel. Im Urlaub geht jeder dritte Europäer auf Nummer sicher und schaltet im Ausland sein Handy lieber ab. Zu groß ist die Angst vor einer teuren Rechnung. Denn auf Reisen fallen hohe Extragebühren für den Anruf nach Hause oder das Lesen von Mails an. Auf Druck der EU müssen Mobilfunkanbieter seit Jahren die Preise für Telefonate, SMS und mobiles Internetsurfen im Ausland senken. Von diesem Dienstag an gelten wieder neue Obergrenzen.

Was ist Roaming überhaupt?

Das Wort stammt aus dem Englischen und bedeutet „umherwandern“: Wenn ein Verbraucher im EU-Ausland telefoniert, wandert er in ausländischen Mobilfunknetzen umher. Für die Weiterleitung von Gesprächen und Daten verlangen die Anbieter daher Roaminggebühren. Noch 2012 machten sie damit fünf Milliarden Euro Umsatz.

Was ändert sich vom 1. Juli an?

Ab diesem Stichtag gelten neue gesetzliche Obergrenzen – zum achten Mal seit 2007. Ein Anruf aus dem europäischen Ausland kostet dann maximal 19 statt 24 Cent pro Minute plus Mehrwertsteuer. Deutsche Verbraucher zahlen inklusive Steuer maximal 22,6 Cent pro Minute und für die Annahme eines Anrufs knapp sechs Cent. Eine SMS-Nachricht schlägt für deutsche Kunden mit höchstens 7,1 statt bisher 9,5 Cent zu Buche. Ankommende SMS kosten den Handynutzer weiter nichts.

Was ist neu beim Internetsurfen ?

Die Anbieter dürfen maximal 20 Cent vor Steuern (statt 45 Cent) pro Megabyte Datenvolumen verlangen. Inklusive Steuern macht das 23,8 Cent (bisher 53,5 Cent). Erst seit Sommer 2012 gibt es solche Grenzen, vorher zahlte ein Nutzer oft bis zu vier Euro. Ein Megabyte entspricht 100 Mails ohne Anhang, knapp einer Stunde Internetsurfen oder einer Minute Musikdownload im MP3-Format.

Was bekommt der Verbraucher künftig für zehn Euro?

Die EU-Kommission rechnet vor: Wer zehn Euro an Roamingkosten zahlt, kann im Ausland zum Beispiel drei Fotos hochladen, zehn Minuten Nachrichten lesen, eine halbe Stunde auf Facebook verbringen, einen Blick auf den Wetterbericht per App werfen, eine Weltmeisterschafts-App herunterladen und auf YouTube ein Video mit den besten Toren sehen.

Welche Angebote machen die Mobilfunkanbieter?

Vorreiter in Deutschland war E-Plus. Der Anbieter hat bei seinen Discountmarken simyo, blau.de oder aldi-talk die Roamingkosten gekappt und zum Teil ganz gestrichen. Im Inland wie im EU-Ausland kosten Telefonate nur noch neun Cent. Viele Firmen haben Extraangebote aufgelegt. Kunden der Deutschen Telekom können für einen Aufpreis von knapp 20 Euro vier Wochen lang im EU-Ausland telefonieren und im Internet surfen. Vodafone bietet eine Tagespauschale von knapp drei Euro auf Flattarife an.

Gilt dies auch für Telefonate außerhalb der EU?

Für Übersee oder Asien gelten die Regeln nicht. Die EU kann ihre Gesetzgebung nicht auf außereuropäische Länder anwenden.