Bei der bulgarischen Fibank konnte man über einen Vermittler Geld für 3,3 Prozent Zinsen anlegen. Doch nun gibt es Gerüchte um eine Schieflage

Hamburg. 3,3 Prozent Zinsen für eine Festgeldanlage von drei Jahren – das klang für so manchen Sparer in Deutschland angesichts der sonst üblichen Konditionen, bei denen sonst meist bestenfalls eine Eins vor dem Komma steht, sehr verlockend. Doch wer auf dieses Angebot eingegangen ist, dürfte das zurückliegende Wochenende nicht völlig unbeschwert verbracht haben. Denn die bulgarische First Investment Bank, kurz Fibank, die eine so attraktive Verzinsung bot, ist am Freitag in ihrem Heimatland von besorgten Kunden, die ihr Geld sofort abheben wollten, gestürmt worden. Innerhalb weniger Stunden zogen sie umgerechnet mehr als 400 Millionen Euro ab, nachdem sich Gerüchte verbreitet hatten, das Institut sei in Schwierigkeiten.

Allerdings konnten Deutsche ihr Geld nicht direkt bei der Fibank anlegen. Seit Ende 2013 gibt es dafür die Internetplattform WeltSparen.de. Sie wird von dem Berliner Unternehmen SavingGlobal betrieben. „Der deutsche Sparer hat mehr verdient, als er zurzeit von lokalen Banken bekommt“, findet SavingGlobal-Chef Tamaz Georgadze, der zuvor Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey war. Da die Online-Plattform keine Banklizenz hat, dient als „Kooperationspartner“ die Frankfurter MHB-Bank, bei der der Kunde ein Konto eröffnet.

Am Montag nahm WeltSparen.de die Angebote für eine Geldanlage bei der Fibank – auf Einjahresfestgeld gab es 2,50 Prozent – von der Internetseite. Da sich die Fibank „zunächst vollumfassend um ihre Kunden im Heimatmarkt kümmern möchte“, habe sie darum gebeten, in den nächsten Tagen auf die Vermittlung von Neugeschäft zu verzichten, erklärte Georgadze.

Die Unruhe im bulgarischen Bankensektor sei bewusst von Kriminellen ausgelöst worden, und man gehe davon aus, dass sich die Situation „sehr zügig normalisiert“. Am Montag erlaubte die EU-Kommission der Regierung Bulgariens Staatshilfen von umgerechnet 1,7 Milliarden Euro für den Bankensektor.

Nach Angaben von WeltSparen.de haben gut 2000 Sparer aus Deutschland einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ bei der Fibank angelegt. „Nur die wenigsten Kunden“ hätten ihre Verträge jetzt aufgrund der Turbulenzen vorzeitig gekündigt. Derzeit bietet der Online-Vermittler den Sparern unter anderem einen Zinssatz von 2,0 Prozent auf Zwölfmonatsfestgeld bei der portugiesischen Banco Espírito Santo. Auch damit liegt WeltSparen.de im Zinsvergleich der FMH-Finanzberatung mit Abstand an der Spitze.

Georgadzes Geschäftsmodell stützt sich auf die Vereinheitlichung der Einlagensicherung innerhalb der EU: Seit 2011 wird in allen Ländern der Gemeinschaft ein Betrag von 100.000 Euro staatlich garantiert und nach Darstellung von WeltSparen.de sind die diversen Einlagensicherungssysteme der EU-Staaten auch qualitativ gleichwertig. Man zitiert dazu den Brüsseler Binnenmarktkommissar Michel Barnier mit der Aussage, die neuen Regelungen zur Bankenunion ermöglichten den Bürgern „die Wahl zwischen den besten Sparprodukten aus allen EU-Ländern“, ohne sich über Unterschiede im Sicherheitsniveau sorgen zu müssen. Ob man davon tatsächlich ausgehen kann, ist unter Experten jedoch umstritten. „Ich bin der festen Überzeugung: Sollte zum Beispiel Bulgarien Probleme bekommen, entsprechend der Einlagensicherung die Sparer zu entschädigen, würden die anderen europäischen Staaten dafür einstehen“, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung.

Thomas Mai, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bremen, ist sich da nicht so sicher: „Der gesetzliche Anspruch ist jetzt überall in der EU gleich, aber es ist die Frage, ob er auch überall erfüllt werden kann.“ Mai rät den Sparern, auf die Bonität der Banken und der jeweiligen Staaten zu achten. So benotet etwa die Rating-Agentur Fitch die Fibank mit BB-, was für eine „spekulative Anlage“ steht. Bulgarien trägt die Bonitätsnote BBB- und steht damit auf einer Stufe mit Ländern wie Zypern, Angola oder El Salvador.

Auch Niels Nauhauser, Geldanlagespezialist bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, hat Zweifel an der Gleichwertigkeit der europäischen Einlagensicherungen: Ebenso wie sein Kollege Mai aus Bremen weist Nauhauser auf die Bedeutung der finanziellen Stabilität des jeweiligen Staates hin. Hinzu kämen politische Unwägbarkeiten: „Natürlich würde die Bundesregierung alles tun, um eine Anlegerpanik in Deutschland zu verhindern. Aber wären die Steuerzahler zum Beispiel in Bulgarien im Fall eines Bankzusammenbruchs auch bereit, deutsche Sparer zu entschädigen?“

Bei manchen Beobachtern wecken die aktuellen Vorgänge um die Fibank Erinnerungen an die Krise der isländischen Bank Kaupthing, die im Oktober 2008 zusammengebrochen war. Mehr als 30.000 deutsche Sparer, die mit hohen Zinsen angelockt worden waren, mussten monatelang um ihr Geld bangen, bis sie es schließlich zurückerhielten. Die Kaupthing-Krise tauge aber nicht als Warnung vor einer Geldanlage bei Banken im EU-Ausland, sagt Max Herbst: „Island war und ist nicht Mitglied der EU.“