Gespräch mit Christian Völkers über das Wachstum seiner Firma in Hamburg und darüber, was sie als Immobilienvermittlerin verdient

Hamburg. Die Maklerfirma Engel & Völkers ist die Adresse für Toplagen an Alster und Elbe, für Villen von Stars und Sternchen an der Côte d’Azur oder auf St. Barth. Inhaber Christian Völkers gehört zum Jetset wie seine Kunden, züchtet Polopferde, lebt in Hamburg und auf Mallorca und kennt den internationalen Immobilienmarkt wie kaum ein anderer. Ein Gespräch über drohende Preiscrashs, Geheimtipps und den Traum vom Wohnen wie im Paradies.

Hamburger Abendblatt: Gibt es eine Immobilienblase in deutschen Großstädten? Die Bundesbank hat schon mehrfach gewarnt, dass sich die steigenden Preise in Ballungsräumen nur noch „schwer rechtfertigen" ließen.
Christian Völkers: Ich halte einen Crash für extrem unwahrscheinlich.

Warum?
Völkers: In deutschen Großstädten haben wir eine sehr langsame Preisentwicklung, anders als in vielen Weltstädten. Während in Frankfurt, München oder Berlin 90 Prozent der Käufer selber Deutsche sind, sorgen in London, Paris oder New York internationale Kunden für eine starke Nachfrage. Chinesen und Russen sind bereit, für eine (Zweit-)Immobilie etwa in New York hohe Summen zu bezahlen und treiben so die Preise.

In Hamburg sorgen die steigenden Immobilienpreise schon für Sorgenfalten bei Interessenten, dabei gehen die Summen in den Weltstädten durch die Decke.
Völkers: Ja, das stimmt. In London oder New York koppeln sich die Preise von den Herstellungskosten ab. Aber von 50.000 bis 60.000 Euro für den Quadratmeter in New York oder Miami oder 150.000 Euro pro Quadratmeter für ein Loft in London ist Hamburg noch weit entfernt.

Baut sich hier eine Blase auf, oder handelt es sich um einen langfristig zu erwartenden Wert für Wohnungen und Häuser?
Völkers: Das kommt auf den Einzelfall an. Vermutlich ist die Entwicklung zu vergleichen mit dem Kunstmarkt, in dem auch für wenige Werke immer neue Spitzenpreise erzielt werden.

Bei Gemälden und Grafiken treiben ebenfalls Chinesen die Summen in schwindelerregende Höhen. Wie sind die Preisspiralen bei Immobilien zu erklären?
Völkers: Das liegt an den Menschen, die als Erstes an einem Ort investieren. Gunter Sachs und der Aga Khan machten Sardinien zum Hotspot. Gstaad, die Côte d’Azur oder St. Barth sind ebenfalls auf diese Weise populär geworden. Auf St. Barth kaufte schon 1957 David Rockefeller ein Anwesen, das heute im Besitz von Roman Abramowitsch ist.

Für viele Hamburger ist ihre Heimat die schönste Stadt der Welt. Der internationale Geldadel aber lässt die Immobilien an der Elbe links liegen?
Völkers: Hamburg ist eher als Handelsplatz attraktiv. Es reicht nicht, wenn fünf Chinesen eine Wohnung in der HafenCity kaufen. Erstaunlich ist auch die Entwicklung in Berlin. Die Hauptstadt hat zwar viele Investoren angelockt, dennoch sind die Preise in den vergangenen zwei, drei Jahren nur um etwa 20 Prozent gestiegen. Ähnlich verhält es sich in Kitzbühel. Die Gemeinde bietet einen stabilen Immobilienmarkt mit einem moderaten Anstieg der Preise um gut zehn Prozent.

Ist Deutschland grundsätzlich unattraktiv in Sachen Spekulationsfantasien?
Völkers: Nein. Wir sehen einen Preisanstieg in den Großstädten, der sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Bemerkenswert ist hier auch eine stark steigende Nachfrage von Chinesen nach Schlössern und Herrenhäusern. So eine historische Immobilie betrachten die Asiaten als Trophäe.

Wie stellt sich Engel & Völkers auf den Trend ein? Ziehen Sie bald mit der Unternehmenszentrale von Hamburg nach London, um näher an den Kunden zu arbeiten, wie es die Deutsche Bank mit ihren Investmentbankern vorgemacht hat, oder bleiben Sie der Hansestadt erhalten?
Völkers: Wir entwickeln parallele Strategien, hier und im Ausland. In Hamburg bauen wir ein Bürogebäude mit Wohnungen in der HafenCity für rund 100 Millionen Euro. Für unsere Immobilie neben der Unilever-Zentrale hatten die Architekten Richard Meier, Norman Foster und Zaha Hadid miteinander im Wettbewerb gestanden. Der US-Architekt Meier konnte sich mit seinem Entwurf durchsetzen.

Wie viele Beschäftigte von Ihnen werden dann mit Blick auf die „Queen Mary“ arbeiten können?
Völkers: In unserer heutigen Zentrale an der Stadthausbrücke sind wir 250 Beschäftigte, beim Einzug in der HafenCity 2017 werden wir 350 Mitarbeiter sein. 100 neue Stellen schaffen wir in der Verwaltung, im Verlag für das Magazin „Grund Genug“ und für die Betreuung unserer Büros.

Und Ihre Pläne im Ausland?
Völkers: Wir sind in 38 Ländern tätig und haben derzeit drei Fokusgebiete: Spanien, Italien und Frankreich. Außerdem haben wir in den vergangenen Monaten in Dubai, Madrid, Barcelona und New York neue eigene Büros eröffnet. Solche Büros mit gut 250 Mitarbeitern, bis zu 1000 Quadratmetern Fläche und einem Investment von je drei Millionen Euro planen wir für die nächsten Monate zudem in Rom, Paris und London.

Ihr Geschäftsmodell ist nicht das eines klassischen Maklers, sondern eher eines Franchisegebers. Wie viel verdienen Sie an einem vermittelten Haus?
Völkers: Wir haben 600 Franchisenehmer, die zunächst einen einmaligen Betrag, der nach Land und Gebiet variiert, für eine Engel-&-Völkers-Lizenz bezahlen. Darüber hinaus investieren sie noch einmal bis zu 200.000 Euro für den Aufbau des Shops, für Seminare in unserer hauseigenen Akademie, für die Software oder Werbung. Im laufenden Geschäft zahlen die Partner zwölf Prozent vom Umsatz an uns.

Bei einem Haus mit einem Verkaufspreis von einer Million Euro verdienen Sie mehrere Tausend Euro?
Völkers: Ja, bei zum Beispiel fünf Prozent Maklercourtage bekommt der Shop 50.000 Euro für die Vermittlung; davon zahlt er 6000 Euro an uns. Wir bieten dafür Mitarbeiterschulungen und Informationen über unser weltweites Netzwerk – zu den Kunden und Anbietern. Wir bieten dafür unseren Partnern unter anderem Zugang zu einem weltweiten Netzwerk von Käufern und Verkäufern und eine umfassende Unterstützung im täglichen operativen Geschäft.

Wie beurteilen Sie die fällige Provision? Sind mehr als fünf Prozent in Hamburg gerechtfertigt, und wie beurteilen Sie die anstehende Änderung der Regeln?
Völkers: Ja, die Höhe der Maklercourtage ist gerechtfertigt. Makler erfüllen eine wichtige Aufgabe: Sie vermitteln zwischen Käufer und Verkäufer und sorgen für eine reibungslose und professionelle Abwicklung des Verkaufs einer Immobilie. Der Einführung des Bestellerprinzips stehe ich positiv gegenüber. Entweder der Vermieter, der uns mit der Vermittlung seines Objekts beauftragt, oder der Mieter, der über uns nach einer passenden Immobilie sucht, honoriert unsere Dienstleistung.

Sie vermitteln Luxusvillen in aller Welt. Wie sieht Ihr Traum vom Wohnen aus?
Völkers: Ich habe ihn mir schon erfüllt. Hier wohne ich in der Nähe der Elbe, in einer ehemaligen, denkmalgeschützten Remise mit einem Klostergarten. Das ist mein kleiner Hamburger Traum. Auf Mallorca haben wir eine 500 Jahre alte Finca an der Westküste, in der Nachbarschaft ein kleiner Kiesstrand und ein Fischerdorf. In Häusern mit Vergangenheit stimmt die Energie, sie haben eine Seele. Außerdem bieten alte Immobilien einen entscheidenden Vorteil: Wer das erste Haus am Platz baut, wählt immer die beste Lage.