Studenten der Technischen Universität stellen Rennwagen vor. Hamburg will Zahl der E-Fahrzeuge auf 5000 erhöhen

Hamburg. Die breiten schwarzen Reifen knirschen auf dem dampfenden Asphalt, der Fahrer wünscht sich in seinem wattierten Rennoverall wahrscheinlich, dass die Sonne endlich hinter den Wolken verschwindet, aber dem Motor scheint die Hitze an diesem Freitag nichts auszumachen: Er surrt, wie es sich für einen Elektroantrieb gehört, zurückhaltend vor sich hin, beschleunigt Runde für Runde, die der kleine Flitzer auf dem Gelände des Automuseums für die Pressefotografen dreht. Stolz beobachten die Studenten der Technischen Universität (TU) Harburg ihren neuesten Stromer namens Bolide egn 14. Es ist seit 2012 der dritte Elektrowagen Marke Eigenbau, den die Techniker in monatelanger Arbeit konstruiert haben. Am Vortag noch hatten Probleme mit dem 120 Kilometer in der Stunde schnellen Fahrzeug für Hektik im Studententeam gesorgt, sie legten eine weitere Nachtschicht ein, um dann am Freitag pünktlich vor Vertretern aus Wirtschaft und Politik den Zündschlüssel zu drehen.

„Wir haben in Hamburg bereits viele Elektrofahrzeuge“, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch, „Es ist jedoch noch viel zu tun, um diesen Anteil weiter zu erhöhen. Mit diesem Rennwagen haben die Studierenden der TU einen hervorragenden Botschafter geschaffen“, lobte der parteilose Senator das schnittige Gefährt.

Das Formula Student Team von der TU wird mit dem Boliden an Wettbewerben in Hockenheim und auf dem Spielberg in Österreich teilnehmen und damit Innovationen aus Hamburg ins Rennen schicken. Obgleich die Hansestadt es nicht in die Gruppe der Schaufensterregionen für die E-Mobilität geschafft hat, wo Standorte der Autoindustrie die Nase vorn haben, verfolgen Politik und Wirtschaft hier ehrgeizige Ziele in Sachen saubere Mobilität. Der Aufsichtsrat der Hochbahn hat gerade die Anschaffung 34 klimaneutraler Busse beschlossen, sagte Horch. Zusätzlich zu den derzeit 36 emissionsfreien Bussen werden sie zu einem umweltverträglichen öffentlichen Verkehr beitragen: „Ab 2020 wollen wir bei der Hochbahn dann nur noch emissionsfreie Fahrzeuge kaufen“, sagte Horch.

Durch Initiativen der Handwerks- und der Handelskammer und der Wirtschaft fahren im Hafen, bei Paketdiensten oder Lieferservices derzeit gut 800 batteriebetriebene Autos im täglichen Betrieb. Bis Ende nächsten Jahres soll sich diese Zahl auf 5000 Wagen erhöhen. Das Konzept „EcoFleet Hamburg“, das den Einsatz von E-Fahrzeugen für lokale Fahrten mit herkömmlichen Wagen für weitere Strecken in einem Leasingmodell kombiniert, soll dazu beitragen, die klimafreundliche Mobilität an Alster und Elbe zu fördern. Außerdem sieht ein Masterplan bis 2015 die Errichtung von 600 öffentlichen Ladepunkten in der Stadt vor.

Der Rennwagen der jungen Wissenschaftler von der TU soll jedoch nicht nur die Stadt mit ihren Mobilitätsplänen repräsentieren, sondern steht auch für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. TUHH-Präsident Garabed Antranikian lobte den Technologietransfer aus der Wirtschaft, speziell des Hauptsponsors NXP. Kurt Sievers, Geschäftsführer des Chipherstellers aus Lokstedt, betonte die Bedeutung von Innovationen für Unternehmen, die wiederum ohne gute Mitarbeiter nicht denkbar seien. NXP, ein wichtiger Zulieferer der Autoindustrie, hat aber nicht nur 100 Chips für den E-Boliden gestiftet. Die Hamburger Firma mit gut 1800 Mitarbeitern sponsert jetzt auch noch eine Juniorprofessur an der Technischen Universität.