Berlin. Die Konflikte in der Ukraine und im Irak drücken zunehmend auf die Stimmung der deutschen Wirtschaft. Trotz guter Nachfrage im Inland beurteilen die Firmenchefs ihre Geschäftsaussichten skeptischer und sorgen sich um ihre Exporte. Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts sank im Juni unerwartet deutlich um 0,7 auf 109,7 Punkte und damit zum zweiten Mal in Folge, wie die Münchner Forscher zu ihrer Umfrage unter 7000 Managern mitteilten. Das Barometer fiel damit auf den tiefsten Stand seit Dezember. „Die deutsche Wirtschaft befürchtet mögliche Auswirkungen der Krisen in der Ukraine und im Irak“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Vor allem in der Industrie ging die Stimmung nach unten, hier trübten sich die Exportaussichten deutlich ein. „Mit dem Irak hat sich ein weiterer Krisenherd verschärft“, sagte der Chefökonom des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Alexander Schumann. Dies könnte auch bei der Weltkonjunktur für einen Dämpfer sorgen – „nicht nur wegen steigender Ölpreise“. Im Irak sind radikal-islamische Kämpfer auf dem Vormarsch. Die sunnitische Miliz Isis hat Gebiete in der Mitte und im Nordwesten des Landes erobert. Die wichtigen Ölförder- und Verladeanlagen wurden von den Kämpfen bislang aber weitgehend verschont. Unterdessen bleibt auch die Ukraine-Krise ein wichtiges Thema. „Die Firmen wissen noch nicht so richtig, was noch kommt“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Vor allem der Maschinenbau spüre, dass das Russland-Geschäft nicht mehr rund laufe.

Im Gegensatz dazu brummt die Nachfrage in Deutschland. Im Groß- und Einzelhandel sowie am Bau verbesserte sich das Geschäftsklima. Ökonomen sagen der hiesigen Wirtschaft ein langsameres Wachstum für das laufende Quartal voraus, werteten die Ifo-Daten aber nicht als größeren Rückschlag. Im ersten Quartal 2014 hatte die Wirtschaft – vor allem dank des milden Winters – um 0,8 Prozent zugelegt. Für das zweite Quartal erwarten viele Experten nun nur noch ein Plus von rund 0,3 Prozent und im Gesamtjahr 2014 etwa zwei Prozent Wachstum. Das Ifo-Barometer für die gegenwärtige Lage verharrte bei 114,8 Punkten. Der Index für die Aussichten fiel auf 104,8 Zähler.