Joachim Olearius wird zum 1. Juli Nachfolger seines Vaters als Chef der Hamburger Privatbank

Hamburg. Beim Hamburger Privatbankhaus M.M.Warburg & CO endet am 1. Juli eine Ära: Christian Olearius, 72, gibt nach 28 Jahren die Leitung des Instituts ab. Doch das Amt des Sprechers der persönlich haftenden Gesellschafter bleibt in der Familie – Nachfolger wird sein Sohn Joachim Olearius.

Der 43-Jährige hat sich gründlich auf diese Aufgabe vorbereitet: Nach seinem Jurastudium absolvierte er ein Traineeprogramm bei der DG Bank in Frankfurt. Von 2001 bis 2006 war er Geschäftsführer der zur Warburg-Gruppe gehörenden Atalanta Beteiligungsgesellschaft, die im Schifffahrtssektor tätig ist. Seit 2006 arbeitet Joachim Olearius für das Stammhaus M.M.Warburg, zunächst als Generalbevollmächtigter und seit 2009 als Partner.

Wie es im Unternehmen heißt, hat er wesentlich zum Ausbau des Geschäfts im Private Banking, der Betreuung vermögender Kunden, beigetragen. Seit dem Jahr 2007 ist das verwaltete Vermögen von gut 30 Milliarden Euro auf mehr als 50 Milliarden Euro gewachsen. Joachim Olearius ist Segler und liebt die See, hat daneben aber auch eine besondere Affinität zur Landwirtschaft: Er hat seit 1998 einen bäuerlichen Betrieb in der Uckermark aufgebaut. Mit seiner Ehefrau Melissa Olearius hat der neue M.M.Warburg-Chef zwei Kinder.

In den nahezu drei Jahrzehnten an der Spitze hat Christian Olearius die Privatbank nicht nur erfolgreich durch mehrere schwere Krisen geführt. In den 1990er-Jahren hat er begonnen, aus dem Bankhaus mit damals rund 400 Beschäftigten eine Gruppe zu formen, die heute 1230 Mitarbeiter umfasst. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem kleinere Bankhäuser wie Hallbaum in Hannover, Plump in Bremen, Löbbecke in Berlin und die Schwäbische Bank in Stuttgart. Die Gesellschafter der Warburg-Gruppe sind zudem Mehrheitseigentümer der Degussa Bank.

Im Jahr 2008 war Christian Olearius maßgeblich an der Gründung der Hamburgischen Seefahrtsbeteiligung Albert Ballin beteiligt. Dieses Konsortium, dessen größter Anteilseigner die Hansestadt Hamburg war, konnte durch den Einstieg bei Hapag-Lloyd verhindern, dass die Hamburger Traditionsreederei an einen Konkurrenten aus Asien verkauft wird.

Der promovierte Jurist Olearius, geboren in Schlesien, begann seine Karriere bei der Braunschweigischen Staatsbank. Anschließend leitete er zehn Jahre lang das Geschäft mit den Firmenkunden bei der Bremer Landesbank, bevor er im Jahr 1981 zur Nord/LB nach Hannover wechselte und dort kurz darauf in den Vorstand einzog. Nicht zuletzt sein Geschick bei der Sanierung von in Finanzschwierigkeiten geratenen Nord/LB-Kunden war der Grund, warum ihn Max Warburg, persönlich haftender Gesellschafter des gleichnamigen Bankhauses, schließlich nach Hamburg holte. Denn M.M.Warburg war durch einige unglückliche Personalentscheidungen selbst in schwieriges Fahrwasser geraten.

In den Jahren seit 1986 hat Christian Olearius das Institut nicht nur zu einer der führenden Privatbanken in Deutschland gemacht. Er hat sich auch immer dadurch ausgezeichnet, mit klaren Worten seine Meinung zur Kultur von Großbanken oder zum politischen Umfeld zu sagen. So bekannte er sich zu einer „maßvollen Geschäftspolitik mit angemessenen Renditevorstellungen“ – ein Seitenhieb auf das 25-Prozent-Renditeziel der Deutschen Bank – sowie zu einem „Geschäftsverständnis jenseits von mathematischen Modellen“, das sich an der Verantwortung gegenüber der Realwirtschaft orientiere.

Im Zuge des angekündigten Generationswechsels verkleinert M.M.Warburg den Führungskreis: Außer Christian Olearius, der nach Angaben der Bank den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen wird, scheidet auch Max Warburg aus dem Kreis der Partner aus. Er wird stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Beide bleiben mit zusammen gut 80 Prozent der Anteile Eigentümer des im Jahr 1798 gegründeten Unternehmens.