Unternehmen wie Holsten, Fahnenfleck oder Edeka profitieren von der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien

Hamburg. Donnerstag dürfte wieder ein guter Tag werden für die Hamburger Holsten-Brauerei. Zigtausend Fußballfans werden dann zum Public Viewing auf das Heiligengeistfeld strömen, um dem deutschen Team gegen die USA die Daumen zu drücken. Trinken werden sie dabei vermutlich ein Holsten, denn die Muttergesellschaft Carlsberg ist der exklusive Bierpartner des Fanfestes.

„Pro Spieltag geben wir auf dem Heiligengeistfeld rund 30.000 Becher Holsten aus“, sagt Linda Boos, Deutschland-Sprecherin des dänischen Konzerns. Während des letzten Gruppenspiels gegen Ghana seien es sogar 33.000 gewesen. Bei einem Preis von 3,50 Euro pro Becher macht das immerhin einen Umsatz von 115.500 Euro, der an den acht Ausschankstellen auf dem Gelände erzielt wird.

Angesichts des guten Wetters und der anhaltenden WM-Euphorie ist man bei Carlsberg mit dem bisherigen Bierabsatz in diesem Jahr ausgesprochen zufrieden. „Wir liegen über dem Vorjahr und gehen davon aus, dass wir dieses Plus auch bis zum Jahresende halten werden“, so die Sprecherin. Alle Abfüllanlagen in Hamburg seien komplett ausgelastet, man produziere rund um die Uhr.

Die deutschen Bierbrauer zählen sicher zu den größten Profiteuren der Fußball-Weltmeisterschaft. Nach Angaben des Deutschen Brauerbunds müssen einige Unternehmen schon Sonderschichten einlegen, um den Bierdurst der Bundesbürger zu befriedigen. Genaue Zahlen zum Absatzplus gibt es allerdings noch nicht.

Eine Sonderkonjunktur zur WM verspürt auch das Hamburger Unternehmen Fahnenfleck, in dessen Geschäft am Neuen Wall sich derzeit die Fußballfans die Klinke in die Hand geben. „Besonders gut laufen Kontaktlinsen in Schwarz-Rot-Gold-Optik und alles andere, was mit der deutschen Mannschaft zu tun hat“, sagt Filialleiterin Birgit Born-Neubert. Aber auch die Fahnen vieler anderer Nationen seien gefragt: „Ghana verkauft sich sehr gut, aber auch Brasilien-, Mexiko- und Belgien-Fähnchen.“

Am schönsten findet es die Chefin, dass sich der kleine Laden in der Innenstadt in einen echten „Multikulti-Treffpunkt“ verwandelt hat, wie sie es nennt. „Bei uns kommen Fans aus den unterschiedlichsten Ländern vorbei und wünschen sich gegenseitig Glück.“ Das Umsatzplus beziffert Born-Neubert auf zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu einem normalen Monat.

Längst im Fußballfieber sind auch die großen Supermarktketten. So hat etwa die Hamburger Edeka-Gruppe den Experten Reiner Calmund als „WM-Orakel“ verpflichtet. Dieser futtert sich nun in diversen Internetspots durch kulinarische Spezialitäten der teilnehmenden Nationen und leitet daraus eine Prognose für den Ausgang der nächsten Spiele ab. Beworben wird damit vor allem das Grillfleischangebot des Unternehmens.

Konkurrent Rewe setzt hingegen auf die Sammelleidenschaft der Deutschen und drängt jedem Verbraucher schon seit Wochen die eigenen Bilder zum passenden Album auf. Wer sich zudem beim Torjubel fotografiert und die Bilder an das Unternehmen sendet, hat die Chance, ein Fanfest gesponsert zu bekommen. Beide Aktionen sollen vor allem der Kundenbindung dienen.

Das Engagement der Lebensmittelhändler stützt sich auf positive Erfahrungen aus der Vergangenheit. Vor allem Getränke, Snacks, Grillartikel und Partyzubehör verkaufen sich während einer WM besonders gut. Die Marktforschungsgesellschaft GfK hatte diese Artikel anlässlich der Weltmeisterschaft 2006 in einem speziellen Warenkorb gebündelt und deren Absatz untersucht. Das Ergebnis: Die Produkte erzielten einen deutlich höheren Umsatz als die restlichen Lebensmittel und Drogeriewaren – plus 12,8 Prozent im Juni und plus 15,7 Prozent im Juli 2006. Insgesamt verbuchte der Lebensmitteleinzelhandel während der WM einen Mehrumsatz von 105 Millionen Euro.

Ob sich die Investitionen diesmal auszahlen, hängt allerdings stark von dem weiteren Abschneiden der deutschen Mannschaft, der Stimmung und vom Wetter ab. Problematisch ist für viele Unternehmen, dass die WM-Spiele diesmal erst relativ spät angepfiffen werden. Anfangszeiten um 22 Uhr sind für viele Berufstätige zu spät, um noch bei den Partien mitzufiebern.

In jedem Fall sollten Firmen, die von der WM profitieren wollen, flexibel sein und schnell auf den Verlauf der Meisterschaft reagieren. So wie etwa der Wirt eines iberischen Restaurants in Ottensen, der die Kundschaft zunächst mit dem Bekenntnis „Viva España!“ zum Public Viewing locken wollte. Nach dem überraschenden Ausscheiden des spanischen Teams hat er „España“ schnell gestrichen. Der neue Slogan lautet nun: „Viva Alemania!“