Abendblatt-Umfrage unter Geldinstituten in der Stadt: Wo es für den Nachwuchs derzeit die höchsten Zinsen, die geringsten Gebühren und die meisten Geldautomaten gibt

Hamburg. Banken versuchen schon früh die Kunden von morgen an sich zu binden. Mit kostenlosen und zum Teil vergleichsweise hoch verzinsten Kinderkonten werben die Geldinstitute um die Spargroschen der Kleinsten. In Hamburg ist vor allem das Mäusekonto der Hamburger Sparkasse beliebt, von dem es inzwischen nach Angaben der Haspa 100.000 gibt. Drei Prozent Zinsen zahlt das Institut für einen Betrag von bis zu 500 Euro. Allerdings nur bis zum 14. Geburtstag. Dann gibt es Post von der Sparkasse mit der Aufforderung, sich nun zu entscheiden, was mit dem Geld künftig geschehen soll. Die Alternative der Haspa ist das Schülerkonto HaspaJoker intro, für das allerdings keine Zinsen auf das Guthaben gezahlt werden. Zudem wird eine Gebühr von 2,50 Euro pro Monat fällig. „Dafür gibt es eine Menge Zusatzleistungen und Rabatte“, sagt Haspa-Sprecherin Stephanie von Carlsburg. Und was bietet die Konkurrenz den Heranwachsenden an Konditionen?

Das Abendblatt hat elf in Hamburg angebotene Schülerkonten per Fragebogen untersucht. Wie lange gibt es das Konto maximal kostenlos? Wird das Geld verzinst? Wie dicht ist das Netz der Geldautomaten? Wo lauern versteckte Kosten? Was kostet später der Dispokredit? Da die meisten Direktbanken kein Jugendkonto anbieten, haben wir uns auf Filialbanken konzentriert.

Vorweg: Es gibt kein Konto, das bei allen Kriterien positiv heraussticht und so uneingeschränkt empfohlen werden kann. Mal ist die Verzinsung top wie bei der PSD Bank Nord (drei Prozent bis 1500 Euro), dafür kostet die ersetzte Bankkarte zwölf Euro und jede Überweisung in der Filiale 35 Cent. Bei der Haspa gibt es keine Kostenfallen, dafür ist das Konto aber nicht gratis. Die Hamburger Volksbank punktet mit einer Verzinsung von vier Prozent (bis 500 Euro) und einer kostenlosen Kreditkarte bei Volljährigkeit. Aber für das Onlinebanking will das Institut ab der sechsten SMS für eine mobile Transaktionsnummer (TAN) zehn Cent. Irgendeinen Haken gibt es bei jeder Bank.

„Die Banken werben zwar mit kostenloser Kontoführung, damit sind aber nicht alle Gebühren abgedeckt“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Im Kleingedruckten können sich eine Reihe von Kostenfallen verbergen.“ Es sei ratsam, die Auswahl des Kontos am künftigen Bedarf der Jugendlichen auszurichten. „Ein ideales Konto für alle gibt es nicht“, sagt Föller. Das Abendblatt zeigt die Stärken und Schwächen der Jugendkonten.

Verzinsung: Rund die Hälfte der Geldinstitute bietet eine Verzinsung zwischen 0,5 Prozent (Deutsche Bank) und vier Prozent (Hamburger Volksbank). Höhere Zinsen sind auf einen bestimmten Betrag begrenzt. Solange nur das Taschengeld der Eltern und Geldgeschenke auf dem Konto eingehen, kann eine hohe Verzinsung ein wichtiges Kriterium sein. Denn in der Niedrigzinsphase gibt es kaum attraktive Alternativen. Die Verzinsung verliert allerdings an Bedeutung, wenn die Jugendlichen in Ausbildung oder Studium viele eigene Ausgaben selbst bestreiten müssen. BAföG oder die Ausbildungsvergütung sind dann oft zum Monatsende aufgebraucht. In der Regel ist es aber immer besser, regelmäßige Ausgaben und Sparvorgänge zu trennen. „Ein zu hohes Guthaben auf dem Girokonto kann die Jugendlichen zu unbedachten Ausgaben verführen“, sagt Ingrid Herbst von der FMH-Finanzberatung.

Extras: Zu unterscheiden ist zwischen Begrüßungsgeschenken wie 50 kostenlosen Musikdownloads bei der Commerzbank und Leistungen, die ständig gewährt werden. Das größte Extrapaket schnürt die Haspa. Das reicht von Rabatten bei McDonald’s, Cinemaxx, dem Ticketanbieter CTS Eventim und dem Mobilfunkanbieter O2 bis zum Schlüsselfundservice und der Türnotöffnung zum günstigen Festpreis. Wer diese und andere Vorteile intensiv nutzt, hat die 2,50 Euro monatliche Kontoführungsgebühr schnell wieder heraus. „Doch man sollte auch bedenken, dass man sich damit an bestimmte Anbieter bindet“, gibt Föller zu Bedenken. Die Haspa bietet auch ein kostenloses Konto für Jugendliche ohne Extras an, bewirbt es aber nach eigener Aussage nicht. „Schüler, Auszubildende oder Studenten, die ein kostenloses Girokonto wählen können, entscheiden sich zu über 50 Prozent für die Joker-Variante, sagt von Carlsburg.

Geldautomaten: Das dichteste Netz in Hamburg hat die Haspa, gefolgt von den privaten Geldhäusern wie Commerzbank oder Postbank. „Jugendliche neigen dazu, häufiger kleinere Beträge von ihrem Konto abzuheben“, sagt Föller. Deshalb zahlt sich ein dichtes Geldautomatennetz aus. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken können hier vor den privaten Instituten punkten. Denn Abhebungen am fremden Automaten kosten im Schnitt vier Euro. Ein teurer Spaß, wenn nur 50 Euro gezogen werden. Die Sparkassen sind mit 4,30 Euro besonders teuer, ermittelte das Vergleichsportal Biallo. Die privaten Banken wie Deutsche Bank, Commerzbank oder Postbank nehmen von Fremdkunden einheitlich nur 1,95 Euro. Die Gebühren bei Abhebungen im Ausland bestimmt dagegen das eigene Institut. Am günstigsten ist hier die Sparkasse Harburg-Buxtehude mit 3,95 Euro. Alle anderen kassieren zwischen fünf und sechs Euro.

Prepaid-Kreditkarte: Sie zahlt sich bei einem längeren Auslandsaufenthalt der Jugendlichen aus. Es kann nicht mehr Geld ausgegeben werden, als vorher auf die Karte geladen wurde. Technisch bedingte Überziehungen müssen im Zweifel von der Bank getragen werden. Bis auf die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die Sparkasse Holstein haben das alle Institute, die eine solche Karte anbieten, im Fragebogen des Abendblatts bestätigt. Zuletzt hatte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Verfahren gegen einige Banken angestrengt, weil Überziehungen auf die Eltern abgewälzt werden sollten. Nur bei der Commerzbank ist die Prepaid-Kreditkarte bis zum 18. Lebensjahr kostenlos, danach kostet sie 29,90 Euro. Günstige Angebote zwischen zehn und zwölf Euro jährlich machen Haspa, HypoVereinsbank und Targobank.

Kostenfallen: Auf den ersten Blick sind die Jugendkonten in der Regel kostenfrei. Doch wer seine Bankkarte verliert und eine neue beantragt, wird bei den meisten Banken zur Kasse gebeten. Die Neuausstellung kostet bei Targobank und Postbank jeweils 15 Euro. Gut kommen die Jugendlichen bei der Deutschen Bank, Haspa und Hamburger Volksbank weg. Diese Institute verlangen keine Gebühr. Ein Girokonto soll an die Bankgeschäfte heranführen. Da erscheint es hinderlich, wenn für die Abgabe einer Überweisung in der Filiale extra kassiert wird, zum Beispiel bei der Targobank 2,50 Euro pro Überweisung. Auch wenn die Jugendlichen später das Onlinebanking bevorzugen, dürfte es den meisten Eltern nicht recht sein, wenn ihre Kinder gleich mit dieser Variante starten.

Kontoüberziehung: Erst ab 18 Jahren ist das möglich. Bei knappen Budgets von Auszubildenden und Studenten ist eine Kontoüberziehung aber wahrscheinlich. Die niedrigsten Dispozinsen haben Hamburger Volksbank, PSD Bank Nord, Sparda Bank und Targobank.

Fazit: Unter den Prämissen kostenlose Kontoführung, Verzinsung des Guthabens und fast keine versteckten Kosten schneidet die Hamburger Volksbank am besten ab. Nur auf die Prepaid-Kreditkarte muss man bei ihr verzichten und einige Abstriche beim Geldautomatennetz machen. Ohne Kostenfallen, aber mit Gebühr und dafür Extras gibt es das Jugendkonto der Haspa. Wem zusätzliche Kosten für Ersatzkarten oder Überweisungen in der Filiale nicht stören, hat eine deutlich größere Auswahl an Anbietern. Dann hängt es davon ab, welche Kriterien einem wichtig sind.