Versicherung vermeldet deutlich gesunkenen Gewinn. Konzernchef verteidigt umfangreiches Sparprogramm

Hamburg. Vielleicht hätte Ulrich Leitermann es besser wissen müssen: Er sei „verwundert über die mediale Begleitung“ des geplanten neuen Kostensenkungsprogramms, sagte der Chef der Versicherungsgruppe Signal Iduna in der Bilanzpressekonferenz in Hamburg: „Alle fordern doch, dass die Versicherungswirtschaft ihre Kosten noch besser in den Griff bekommt.“

Ende Mai war bekannt geworden, dass Signal Iduna für die Jahre 2015 bis 2017 ein Sparprogramm im Volumen von angeblich 100 Millionen Euro jährlich auflegen will. Von der Gewerkschaft Ver.di hieß es daraufhin, man befürchte den Abbau von mehreren Hundert Arbeitsplätzen. Erst Ende August oder Anfang September werde der Vorstand über ein derartiges Programm beraten, sagte Leitermann, derzeit laufe eine „Potenzialeinschätzung“. Daher seien die Einzelheiten noch gar nicht festgelegt. Man werde aber „die bisherigen Sparanstrengungen verstärken.“

Mit Blick auf den in Berichten genannten Einsparbetrag von 100 Millionen Euro pro Jahr ergänzte Leitermann: „Mit solchen Größenordnungen können wir umgehen.“ Der Vorstandschef verwies dazu auf ein noch bis Ende 2014 laufendes Kostenprogramm, das Einsparungen von bis zu 90 Millionen Euro jährlich zum Ziel hat. Im Unterschied zu den üblichen Projekten, die pauschal Kostensenkungen über das gesamte Unternehmen vorsähen, gehe es nun um ein echtes Effizienzsteigerungsprogramm, das auch Investitionen umfassen werde.

Zwar wollte sich Leitermann nicht darauf festlegen lassen, dass auch Personalabbau dazugehören wird. In der Vergangenheit habe der Versicherer dies aber über die natürliche Fluktuation regeln können und auch in der Zukunft werde man dieses Instrument nutzen. Im vergangenen Jahr nahm die Mitarbeiterzahl bereits um 300 auf rund 12.900 Personen ab.

Allerdings wolle Signal Iduna an den Standorten Hamburg (3500 Beschäftigte) und Dortmund (2500) grundsätzlich weiterwachsen, sagte Leitermann. Zuletzt gelang das dem Unternehmen jedoch nur in Maßen: Im Jahr 2013 erhöhten sich die Beitragseinnahmen in der Gruppe um 1,9 Prozent auf 5,56 Milliarden Euro, die gesamte Branche verbuchte ein Plus von drei Prozent.

Während die Signal Iduna in der Lebens- und der Sachversicherungssparte ein Wachstum mindestens auf Marktniveau schaffte, sanken die Einnahmen im dominierenden Bereich Krankenversicherung um 1,2 Prozent auf 2,74 Milliarden Euro. Ursache dafür sei die Einführung des gesetzlich vorgeschriebenen Notlagentarifs gewesen, hieß es. In diesen Tarif werden Versicherte umgruppiert, die sich in „vorübergehenden finanziellen Notlagen“ befinden und in einem Zeitraum von sechs Monaten keine Beiträge gezahlt haben. Allerdings gelang es, in der Krankenvollversicherung gegen den Markttrend um 600 auf 613.600 Personen zu wachsen.

Der Jahresüberschuss der Gruppe nahm um 17 Prozent auf 132,1 Millionen Euro ab. Das Vorjahr sei ein „Ausnahmejahr“ gewesen, so Leitermann, zudem wurde das Ergebnis der Signal Iduna 2013 durch Naturkatastrophen stark belastet. Diese Katastrophen, vor allem das Juni-Hochwasser in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Thüringen, kosteten den Versicherer netto 35 Millionen Euro. Dabei setzten sich die Belastungen durch Naturkatastrophen auch im Jahr 2014 fort: Das Unwetter in Nordrhein-Westfalen vom 9. Juni dürfte dem Unternehmen nach Schätzung des Vorstands Kosten von netto 13 Millionen bis 15 Millionen verursachen.

Im ersten Quartal erhöhten sich die Beitragseinnahmen um 1,0 Prozent, die Aufwendungen für Versicherungsfälle stiegen jedoch um 2,8 Prozent. Für das gesamte Jahr erwartet Leitermann „moderates Wachstum“.

Trotz der Niedrigzinsen und anhaltender Kritik von Verbraucherschützern setzt der Signal-Iduna-Chef weiter auf die klassische Lebensversicherung. Generell sei es immens wichtig, junge Menschen angesichts sinkender Leistungen aus der staatlichen Rente zum langfristigen Sparen anzuhalten, sonst drohe Altersarmut. „Selbst wenn es gar keine Zinsen gäbe, wäre es wichtig, Geld fürs Alter zurückzulegen“, so Leitermann. Die Signal Iduna sei als Allfinanzkonzern in der glücklichen Lage, nicht nur Versicherungen anbieten zu können, sondern über ihre Tochtergesellschaften auch Bausparverträge, Fonds (Hansainvest) und Bankprodukte (Donner & Reuschel).

Doch noch immer wünschten viele Kunden die Garantien einer Versicherung, sagte der Vorstandschef. Verglichen mit der Rendite etlicher anderer Anlageformen sei die aktuelle Überschussbeteiligung der Lebensversicherungen von 3,6 Prozent nicht so gering, außerdem böten sie zusätzlich eine Absicherung für das Todesfallrisiko.

Die Niedrigzinsphase, die nach Einschätzung von Leitermann nicht in den nächsten zwei oder drei Jahren enden wird, bleibt eine Herausforderung für den Versicherer. So nahm das Kapitalanlageergebnis im Jahr 2013 um 4,0 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro ab.