Umsätze mit ehemaliger Kultfigur gehen stark zurück. Geschenkartikelanbieter Depesche gibt Vertriebslizenz auf

Geesthacht. Fast ein Vierteljahrhundert war die Diddl-Maus an der Elbe zu Hause. Zum Ende des Jahres zieht das Plüschtier mit den riesigen Füßen und dem Kullerblick aus der Firma Depesche am südöstlichen Rand Hamburgs aus. „Wir geben die Vertriebslizenz für die Diddl-Maus Ende 2014 zurück an ihren Erfinder Thomas Goletz“, sagt Wiebke Wolf, Sprecherin des Geesthachter Grußkarten- und Geschenkartikelanbieters. Grund ist der sinkende Umsatz im Geschäft mit den Artikeln rund um die Plüschmaus.

Am 24. August 1990 zeichnete Thomas Goletz die erste Skizze von Diddl, damals glich das spätere Plüschtier noch eher einem Känguru. Diese Version von Diddl war dem Zeichner jedoch nicht knuddelig genug, und so wurde aus dem Beuteltier eine Springmaus mit breitem Grinsen, riesigen Ohren und üppigen Füßen. Goletz schickte seine Entwürfe an den Depesche Vertrieb, wo man begeistert war.

Das Unternehmen Depesche saß damals in Vierlanden am Elbdeich und brachte die ersten 48 Postkarten mit Diddl-Motiven heraus. Schnell brach eine regelrechte „Diddl-Epidemie“ aus. Die Karten wurden zu begehrten Sammelobjekten in deutschen Kinderzimmern, Kitas und Grundschulen. 1992 reagierte Depesche auf den Boom und brachte die erste Stoff-Diddl auf den Markt.

Mit dem Diddl-Erfolg wuchs das Vertriebsunternehmen. Es vergrößerte sich und zog nach Geesthacht um.

Die ersten Diddl-Blockblätter lösen 1994 bei Kindern wie bei Erwachsenen ein Sammel- und Tauschfieber aus. „Wir haben niemals Werbung für Diddl gemacht“, sagt Sprecherin Wiebke Wolf. „Sehr viele Produkte dieser Marke, die wir entwickelt und auf den Markt gebracht haben, wurden von Kindern bei uns eingefordert. Etwa die Sammelalben für Diddl-Postkarten und Blockblätter und die Sammelhüllen dazu.“ Ebenso die 1998 erstmals erschienene „Diddls Knuddelsammlung“, in der alle bis dahin erschienen Produkte verzeichnet waren.

Im Diddl-Boomjahr 1999 pilgerten knapp 80.000 Fans aus ganz Deutschland nach Geesthacht, um dort im Museumshaus die erste Diddl-Ausstellung zu besuchen. Unter www.diddl.de ging „Diddls Käsepäitsch“ online, und die erste CD mit dem Titel „Komm Knuddel mich“ mit 13 Diddl-Hits kam auf den Markt. Dafür gab es 2002 eine Goldene Schallplatte. Zu dieser Zeit hatte Diddl längst die deutschen Grenzen überschritten. Die schweizerische Post präsentierte 2003 die ersten offiziellen Diddl-Briefmarken als Sondermarken. Etwa 1000 Diddl-Produkte überschwemmten den Markt. Schulranzen, Kalender, T-Shirts, Bettwäsche, Briefpapier, Tassen, Gläser, Computerspiele der Diddl-Linie bescherten der Firma Millionenumsätze in 48 Ländern.

Die Erfolgswelle der Maus ist nun vorerst vorüber, zumindest unter der Leitung von Depesche. Das Geesthachter Unternehmen mit seinen 320 Mitarbeitern konzentriert sich künftig auf die Produktentwicklung und den Vertrieb ihrer weiteren erfolgreichen Marken wie „Topmodel“, „Ylvi & die Minimoomis“, „My Style Princess“ und „Horses Dreams“.