Hamburg Messe startet 2015 Fachausstellung für Fleischerhandwerk im Norden. Chef erwartet 2014 Rekordjahr. CCH bleibt Zuschussobjekt

Hamburg. Bislang spielten die Schlachter auf der Internorga nur eine Nebenrolle. Doch diesen Status will die Hamburg Messe im nächsten Jahr ändern. Parallel zu Deutschlands größter Fachmesse für Gastronomie und den Außerhausmarkt soll es in Hamburg im März 2015 erstmals eine eigene dreitägige Fachausstellung für das Fleischerhandwerk im Norden geben – die FFA Nord. „Mit der FFA Nord reflektieren wir die dynamische Entwicklung der Branche“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH, Bernd Aufderheide. „Für viele Fleischereibetriebe sind Heißtheke, Imbiss, Catering und Partyservice schon heute der zweitgrößte Umsatzbereich nach dem klassischen Thekenverkauf. Wir wollen dem Fleischerhandwerk hiermit einen eigenen Branchentreffpunkt für neue Trends, Konzepte, Innovationen und Produkte schaffen.“

Fleischerinnungen in Norddeutschland wollen die neue Fachausstellung fördern

Die Ausstellung ist zugleich auch ein Schritt für eine noch bessere Auslastung des Hamburger Messegeländes. Denn es gibt immer noch Tage und Wochen, die nicht belegt sind – insbesondere in ungeraden Jahren, wo Ausstellungen im Zweijahresturnus wie die Leitmesse für den Schiffbau und Meerestechnik (SMM) nicht stattfinden. Allerdings ist es offenbar gar nicht so einfach, neue Messen erfolgreich ins Leben zu rufen. „Es gibt kaum ein Thema, das nicht bereits durch eine Messe besetzt ist“, sagt Aufderheide. „Wachstum wird heute oft dadurch geschaffen, indem Messen ihren Standort wechseln wollen oder diese schlichtweg eingekauft werden.“

Der Hamburger Messechef setzt wiederum darauf, vorhandenes Potenzial wie die Internorga oder die WindEnergy Hamburg auszubauen, noch mehr Gastveranstaltungen und Hauptversammlungen (HV) von börsennotierten Firmen zu gewinnen – wie zuletzt die Deutschen Lufthansa, die nach der ersten erfolgreichen HV im CCH ihr Aktionärstreffen auch 2015 wieder in Hamburg veranstalten möchte.

Mit der neuen Fachausstellung für das Fleischerhandwerk verfolgt Aufderheide mehrere Ziele. Die FFA Nord sorgt sowohl für eine inhaltliche sowie räumliche Ergänzung der Internorga, die seit Jahren regelmäßig komplett ausgebucht ist. Sie wird in der Halle H auf 7000 Quadratmetern untergebracht – und erweitert somit auch flächenmäßig die Internorga. Der Messechef erwartet für den 15. bis 17. März 2015 etwa 100 Aussteller aus den Bereichen Arbeits- und Betriebstechnik, Rohstoffe, Lebensmittelsicherheit, Hygiene, Ausstattung und Umwelttechnik.

Zugleich setzt Aufderheide damit auch ein Zeichen, Branchentrends zu erkennen und neue Plattformen für diese zu schaffen. „Wir sind mit der Internorga die Spitzenmesse für Food, Hotel und Gastronomie in Europa. Die große Herausforderung ist es aber nicht nur, an der Spitze zu stehen, sondern auch dort zu bleiben.“ In der Branche stößt die Initiative bereits auf positives Echo. Die FFA Nord wird von den Fleischerinnungen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gefördert, die sich davon Anregungen und Ideen für mehr Umsatz versprechen, so Michael Durst, Obermeister des Landesinnungsverbands Hamburg.

Insgesamt zeigt sich der Messechef mit dem bisherigen Verlauf des Jahres sehr zufrieden. Ob Nordstil, Nortec, Reisen Hamburg, In-cosmetics oder die Motorradtage – viele erzielten Besucherzuwächse. „Die Veranstaltungen im ersten Halbjahr liefen sehr gut. Wir erwarten 2014 ein Rekordjahr in unserer Geschichte“, sagte Aufderheide. Dazu werden insbesondere auch die traditionsreiche SMM für die maritime Wirtschaft (9. bis 12. September) sowie die WindEnergy Hamburg (23. bis 26. September) beitragen. „Die SMM ist komplett ausgebucht. Wir werden sie sogar um eine zusätzliche temporäre Leichtbauhalle ergänzen.“

Die WindEnergy Hamburg habe schon im Vorfeld viele Erwartungen erfüllt. „950 Aussteller haben fest zugesagt“, sagt Aufderheide. Da sich mehrere Unternehmen auch an den Gemeinschaftsständen ihrer Herkunftsländer präsentieren, erwartet er insgesamt mehr als 1000 Firmen. Zudem werden etwa 100 Aussteller der SMM auch auf der WindEnergy vertreten sein – und ihre Stände erst gar nicht abschlagen. „Für die WindEnergy sehen wir für die Zukunft noch großes Potenzial“, sagt Aufderheide.

„Und sogar die Buchungssituation der Hanseboot liege zum jetzigen Zeitpunkt über dem Vorjahr“, berichtet Aufderheide. Die traditionsreiche Hanseboot litt in den vergangenen Jahren infolge der Finanzmarktkrise stark unter dem Einbruch der Nachfrage bei Bootskäufen. „Die Branche ist zwar noch nicht aus dem schweren Fahrwasser heraus, doch die Nachfrage zieht zumindest in Deutschland und in Skandinavien wieder an.“

Geradezu euphorisch blickt der Messechef in die Zukunft des Congress Centrums CCH. Der Mittelteil des CCH wird 2017 und 2018 für 194 Millionen Euro renoviert und modernisiert. „Mit einem runderneuerten CCH erwarte ich einen weiteren großen Zulauf“, schwärmt Aufderheide. Schon nach der Vorstellung des Architektenentwurfs für die neue Fassade des CCH habe die Branche großes Interesse an möglichen Veranstaltungen gezeigt. „Das neue CCH eignet sich ideal für Großveranstaltungen bis 12.000 Personen, Events, Partys, Konzerte, Hauptversammlungen. Es ist für viele Zwecke optimal.“ Während der Renovierungszeit will Aufderheide seinen Kunden Alternativangebote in den Messehallen anbieten, die entsprechend den Anforderungen temporär umgebaut werden sollen.

Rund 4100 Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt vom Messewesen ab

Klar sei aber auch, dass sich das CCH auch nach dem Umbau nicht in ein Renditeobjekt verwandeln wird. „Wie in allen deutschen Städten lässt sich mit einem Kongresszentrum kein Geld verdienen. Doch es gehört zu einer Großstadt wie ein Krankenhaus – und ist als Wirtschaftsfaktor unverzichtbar“, meint Aufderheide. Jeder Kongressgast gebe während seines Aufenthalts laut einer Studie im Durchschnitt 436 Euro aus. Profiteure sind insbesondere Hotels, Restaurants und der Einzelhandel. Etwa 4100 Arbeitsplätze hingen direkt und indirekt vom Messewesen ab. „Allein in diesem Jahr werden etwa 1,15 Millionen Übernachtungen durch unsere Messe- und Kongressgäste gebucht“, schätzt Aufderheide. „Wir sind ein echter, leider oft unterschätzter Wirtschaftsmotor für die Stadt.“