Nivea-Hersteller befördert Manager aus der eigenen Reihe. Chinese wird Personalchef

Hamburg. Es hat fast drei Jahre gedauert. Doch jetzt ist der Vorstand des Hamburger Nivea-Herstellers Beiersdorf wieder komplett. Die Zahl der Mitglieder im Entscheidergremium steigt von drei auf sechs. Zum 1. Juli wurden Thomas Ingelfinger, 53, Stefan De Loecker, 47, und Zhengrong Liu, 45, in das Gremium berufen. Bis Ende 2011 waren es sechs Vorstände, von denen in relativ kurzen Zeitabständen drei bis Mitte 2013 gingen oder gehen mussten.

Beiersdorf hatte damals offenbar kein glückliches Händchen bei der Besetzung seiner Chefetage gehabt. Zudem hatte das Unternehmen noch stark unter den Folgen der Finanzkrise zu leiden. Doch dann kam Vorstandschef Stefan F. Heidenreich im April 2012 ans Ruder. Er schaute sich die Vorgänge und Abläufe genau an, stellte das Marketing neu auf, analysierte die Führungsebene – und traf teilweise unpopuläre Entscheidungen.

Als Erstes verließ Ende 2011 James C. Wei, ein Chinese, der das defizitäre Chinageschäft der Hamburger neu ordnen und in die Gewinnzone führen sollte, das Unternehmen. Er war seit Mitte 2009 an Bord. Als nächsten traf es Ümit Subasi, der bis zum 31. Juli 2012 nur gut ein Jahr für den Ausbau der Beiersdorf-Geschäfte in den Schwellenländern zuständig war. Man habe sich „in bestem Einvernehmen getrennt“, hieß es damals. Dieser Satz wird von Unternehmen gerne verwendet, wenn es um den Rauswurf eines Vorstandes geht. Wie einvernehmlich die Trennung bei Beiersdorf tatsächlich verlaufen ist, bleibt ein Geheimnis. Danach ging Peter Feld, seit August 2008 dabei und verantwortlich für den US-Markt. Er verließ Beiersdorf zum 31. Juli 2013.

Damit war der Vorstand halbiert – und die Geschäfte gingen sogar besser als in den Vorjahren, heißt es bei Beiersdorf hinter vorgehaltener Hand. Heidenreich konnte durch eine Restrukturierung unter dem Namen Blue Agenda das Unternehmen wieder auf Augenhöhe zur Konkurrenz bringen. Der Gewinn stieg 2012 von 259 auf 451 Millionen Euro. Ende 2013 lag der Überschuss sogar bei 543 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte erstmals in der Geschichte des Hamburger Unternehmens auf mehr als sechs Milliarden Euro.

Mit der neuen Wachstumsstrategie, die vor allem auf Innovationen setzt und das Profil der Kernmarken stärken will, gelang es dem Unternehmen wieder, an die guten Zeiten von vor der Krise anzuknüpfen. Auch für dieses Jahr ist Heidenreich optimistisch. Im ersten Quartal verdiente der Konzern deutlich mehr als vor einem Jahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist um 9,3 Prozent auf insgesamt 235 Millionen Euro gestiegen. Heidenreich erwartet, dass der Konzern in diesem Jahr weiter zulegen wird.

In der Zwischenzeit hatten Vorstandschef Heidenreich und Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath genug Zeit, das bislang sechsköpfige Gremium wieder zu komplettieren. Die beiden entschieden sich für Eigengewächse, also langjährige Manager des Konzerns. Am Freitag nun verkündete Beiersdorf das Ergebnis. Thomas Ingelfinger verantworte zukünftig als Vorstand den Bereich Europa (außer Deutschland), Stefan De Loecker die Sparte Naher Osten (unter anderem Russland, Türkei, Mittlerer Osten, Afrika und Indien) und Zhengrong Liu den Bereich Personal. Alle drei waren unterhalb der Vorstandsebene bereits für ihre kommenden Aufgaben aktiv.

Jetzt ist das Gremium wieder komplett. „Die Berufung dieser bewährten Manager in den Vorstand dient der Kontinuität und der Internationalisierung im ganzen Unternehmen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit“, sagte Aufsichtsratschef Pöllath. „Es ist ein wichtiges Signal nach innen und außen, dass drei Mitglieder des Topmanagements in den Vorstand berufen werden. Wir sind sicher, dass wir mit diesem Team unsere erfolgreiche Strategie Blue Agenda weiter voranbringen werden. Kernpunkt der nächsten Jahre wird hier insbesondere die Regionalisierung sein“, so Heidenreich.

Der Beiersdorf-Aufsichtsrat und die Eigentümerfamilie Herz, der auch der Hamburger Kaffeeröster Tchibo gehört, wissen genau, was sie an dem Workaholic Heidenreich haben. Ungewöhnlich früh haben sie bereits seinen Vertrag bei dem Nivea-Hersteller bis zum Ende des Jahres 2019 verlängert. Das ist wohl der größte Vertrauensbeweis, den es für Manager geben kann.