Wirtschaftssenator Frank Horch beendet seine einwöchige Delegationsreise. Mitgereiste Unternehmer nutzten die Zeit, um neue Kontakte zu knüpfen.

Istanbul. Für Alpetkin Özdemir ist die Delegationsreise mit Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) in die Türkei ein echter Gewinn: „Ich stehe kurz vor einem Abschluss. Ich hatte meine türkischen Gesprächspartner zu einem Dinner mit der Delegation in der Sommerresidenz der Deutschen Botschaft in Istanbul eingeladen. Wir sprachen über das Projekt, und jetzt wollen wir uns wohl einigen.“ Özdemir ist Dozent an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Als IT-Wissenschaftler arbeitet er im Rechenzentrum der Universität. Zugleich ist er Chef einer kleinen Firma für Solardächer und energetischen Hausbau.

Özdemir kam im Alter von zwölf Jahren aus der Türkei nach Deutschland und lebt seit 44 Jahren in der Bundesrepublik. Jetzt ist er mit der Delegation des Wirtschaftssenators in sein Heimatland zurückgekehrt, um Geschäfte zu machen. „Meine Partner wollen eine Reihe von Häusern neu bauen. Sie sollen möglichst energieeffizient ausgestattet werden. Für mich wäre das ein schönes Geschäft“, sagt Özdemir.

Auch andere Teilnehmer der einwöchigen Delegationsreise von Wirtschaftssenator Frank Horch und seinem Kieler Amtskollegen, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, berichten von vielversprechenden Gesprächen mit türkischen Unternehmen. Der Unternehmensberater für maritime Projekte, Wilhelm Hegenbarth aus Kaltenkirchen, stolperte eher zufällig darüber: Der Präsident der Vereinigung türkischer Schiffs- und Yachtexporteure, Basaran Bayrak, ließ während eines Vortrags an der maritimen Universität Piri Reis in Istanbul nebenbei fallen, dass seine Vereinigung einen Deutschland-Repräsentanten sucht. Hegenbarth bot sich an. Man ist im Gespräch.

Der Chef des Hafens von Brunsbüttel, Frank Schnabel, wird noch einmal wiederkommen müssen. Er knüpfte Kontakt zu einem Unternehmen, dass im Zuge der Privatisierung der türkischen Häfen einen fachmännischen Betreiber sucht. Hier ist man aber erst ganz am Anfang. Wesentlich weiter ist Hamburgs drittgrößter Hafenbetreiber, die Buss-Gruppe. Sie ist bereits seit Februar im Ägäis-Hafen von Iskenderun an der türkisch-syrischen Grenze engagiert. Der Hafen gehört der Limak-Gruppe, einem türkischen Großkonzern mit zahlreichen Bauunternehmen. „Limak schlägt in Iskenderun Container um. Für die Stückgut- und Massengutladung suchten sie einen Partner, und so kamen wir ins Spiel“, sagte Heinrich Ahlers, Chef der Hafensparte bei der Buss-Gruppe. „Derzeit schlagen wir dort 150.000 Tonnen im Monat um. Unser Ziel sind zwei bis drei Millionen Tonnen im Jahr.“ 75 Mitarbeiter beschäftigt Buss dafür vor Ort.

„Früher war die Türkei für mich eher ein Randgebiet. Bei einer anderen Delegationsreise hierher wurde ich aber auf das Land stark aufmerksam. Die Türkei ist tatsächlich ein sehr interessanter Wachstumsmarkt, also suchten wir Kontakte“, so Ahlers. Zunächst schufen sie sich eine eigene Repräsentanz und gründeten eine türkische Holding, die Buss-Erk. „Die türkischen Geschäftspartner wollen nämlich lieber mit einem türkischen Unternehmen zusammenarbeiten.“ Nur die Umschlagausrüstung wie Kräne muss Buss selbst nach Iskenderun schaffen. Derzeit wird ein Hydraulikbagger dorthin verschifft. „Iskenderun ist jetzt unser erster operativer Schritt in den türkischen Markt. Mit Iskenderun bietet sich uns ein strategischer Hafen, der als Tor zum Nahen Osten großes Entwicklungspotenzial besitzt“, sagt Ahlers.