Das Einkaufsverhalten der Menschen am Bosporus hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Das lässt sich besonders gut im riesigen Marmara Park feststellen

Istanbul. Planeten drehen sich am Sternenhimmel, eine riesige Rakete steht in der Ladenzeile, Reliefs, die interstellaren Nebel symbolisieren, verzieren die Wände. Da schwebt er auch schon heran: Wirtschaftssenator Frank Horch. Nein, er ist nicht wirklich im All, sondern bereist mit einer großen Wirtschaftsdelegation die Türkei. An diesem Morgen ist er im Marmara Park, einem Shopping-Center in Istanbul, dessen Einrichtung den türkischen Kunden Weltraumatmosphäre vermitteln soll, um ihnen quasi ein „intergalaktisches Einkaufsvergnügen“ zu bereiten.

Der Marmara Park gilt als eines der weltbesten Einkaufszentren. Links liegt Media Markt, rechts Rossmann. C&A, H&M, Zara, Victoria’s Secret – viele der Geschäfte in dem Istanbuler Center könnte man genauso im Alstertal Einkaufs Zentrum (AEZ) finden – kein Wunder, haben beide doch denselben Betreiber, nämlich ECE.

Das Unternehmen der Familie Otto vermietet und managt in 16 Ländern Einkaufszentren. Seit zwei Jahren gehört der Marmara Park dazu. Luxusgüter, Designermoden, aber auch ein Bauhaus-Markt und rund 250 Fachgeschäfte verteilen sich auf 100.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Diese Dimension sucht man in Hamburg vergeblich. Einkaufszentren in Deutschland haben im Durchschnitt 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. „Das AEZ gehört mit 59.000 Quadratmetern zu den größten“, sagt Andreas Mattner, Geschäftsführer der ECE-Projektmanagement. Er hat Horch an diesem Morgen in das Istanbuler Einkaufszentrum eingeladen, steht es doch für einen tiefgreifenden Wandel des Konsums in den türkischen Großstädten.

Versorgten sich die Türken früher in den kleinen Läden ihrer Mahalle, ihrem Quartier, oder auf den preiswerten Volksmärkten in ihren Stadtvierteln, folgen sie nun mehr und mehr der Gewohnheit ihrer westlichen Partner, das Einkaufserlebnis in überdachte Zentren zu verlegen. Natürlich gibt es noch den Kapali Carsi, den vermeintlich größten Basar der Welt und die kleinen Intellektuellen-Cafés im Istanbuler Viertel Tünel. Aber der Basar wird zunehmend von Touristen bevölkert, von denen Istanbul im Jahr fast so viele zählt wie New York. Und die jüngere, moderne Großstadtbevölkerung greift inzwischen lieber zum Caffè Latte aus einem der Coffeeshop-Ketten im Einkaufszentrum als zu einem Glas Tee in einer der unzähligen Teestuben.

50 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in der Türkei wird inzwischen in Shopping-Centern erwirtschaftet. „Die Türken sind konsumhungrig“, sagt Mattner. „In der Türkei ist das Konsumverhalten noch stärker ausgeprägt als in Deutschland“, erzählt eine junge Deutschtürkin, die die Wirtschaftsdelegation begleitet. „Modetrends werden viel konsequenter verfolgt.“ Kaum ein Hamburger Unternehmen steht so sehr für den türkischen Konsumwandel und verdient daran so gut wie ECE.

Vor 14 Jahren wurde die ECE Türkiye gegründet, die im ganzen Land Shopping-Center entwickelt und betreibt. Neben dem Marmara Park gehören dazu in Istanbul auch der Maltepe Park, die AnkaMall in Ankara, Espark in Eskisehir und das TerraCity Shopping-Center in Antalya. Zahlreiche weitere Projekte befinden sich in der Planung. „Wir haben im Moment in der Türkei zwölf Center im Management, drei weitere übernehmen wir nach der Fertigstellung in diesem und im kommenden Jahr. Außerdem arbeiten wir an einer weiteren eigenen Neuentwicklung, darüber können wir aber noch nicht sprechen“, sagt Andreas Hohlmann, der General Manager von ECE in der Türkei.