Die arabische Fluggesellschaft Emirates hat 70 Airbus-350-Langstreckenjets mit einem Listenpreis von knapp zwölf Milliarden Euro abbestellt.

Es ist die wohl gravierendste Stornierung in der Luftfahrtgeschichte: Die arabische Fluggesellschaft Emirates hat 70 Airbus-350-Langstreckenjets mit einem Listenpreis von knapp zwölf Milliarden Euro abbestellt. Branchenfremden mag dieser Betrag geradezu dramatisch hoch erscheinen, doch man muss ihn in Beziehung zum gesamten Orderbuch des europäischen Herstellers setzen: Der Auftragsbestand umfasste zuletzt ungefähr 5500 Flugzeuge im Katalogwert von 629 Milliarden Euro.

Rein betriebswirtschaftlich betrachtet wirkt sich die Stornierung vielleicht gar nicht negativ auf Airbus aus: Als einer der frühen Großkunden hatte Emirates sicherlich enorme Rabatte ausgehandelt. Wenn sich nun andere Airlines die freigewordenen Produktionsslots sichern, werden sie spürbar höhere Preise zahlen.

Die Abbestellung zeigt aber auch, dass sich Airbus nicht auf den Erfolgen der vergangenen Jahre ausruhen darf. Zwar hat das Unternehmen im Bereich der Kurz- und Mittelstreckenjets im Wettbewerb mit Boeing die Nase leicht vorn – und das ist die gute Nachricht für den Standort Hamburg, dem Kompetenzzentrum für die A320-Familie.

Doch im Marktsektor der Langstreckenmaschinen gibt es Handlungsbedarf. Hier hat der amerikanische Konkurrent ein Produktspektrum geschaffen, dem Airbus nicht an jeder Stelle etwas entgegenzusetzen hat. Angesichts dieser Situation wäre es gefährlich, das bisher hohe Innovationstempo jetzt zu verringern, nur um kurzfristig eine verbesserte Rendite ausweisen zu können.