Anwohner beschweren sich über Verzögerungen bei der Briefzustellung. Bundesnetzagentur hat sich bereits eingeschaltet

Hamburg. Manchmal bleibt der Briefkasten leer. In Altona oder anderen Bezirken, weil der Postbote nicht kommt. Ist er krank? Gibt es keinen Ersatz? Oder warum gelangt in einigen Teilen von Ottensen tagelang keine Post mehr in den Briefkasten? Lars-Uwe Rieck von der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg kennt die Gründe. „Es gibt einen hohen Krankheitsstand bei den Mitarbeitern der Post. Die Kollegen sind mit ihren Touren überlastet“, sagt er. Hinzu kämen viele Überstunden, die geleistet werden müssten. Deshalb würde das Unternehmen auf Aushilfskräfte zurückgreifen. „Und für sie ist die betreffende Tour meist neu. Deswegen können sie die Route nicht so schnell abfahren wie der Postkollege, der die Tour sonst zuverlässig erledigt.“

Diese Erfahrung machen derzeit vor allem Haushalte aus dem Osterkirchenviertel in Ottensen, die in Einzelfällen mehrere Tage lang vergeblich auf Post warten. Für Rieck liegen die Gründe auf der Hand. „Postchef Frank Appel hat jüngst deutlich gemacht, dass ihm die Wünsche der Kunden nicht so wichtig sind. An erster Stelle stehen für ihn die Aktionäre, für die er den Gewinn des Unternehmens in Höhe von rund 2,1 Milliarden Euro im nächsten Jahr noch einmal kräftig steigern will. Als nächstes will Appel gleichzeitig seine Kunden gut bedienen und erst an dritter Stelle denkt er an die Mitarbeiter“, sagt der Gewerkschafter. Die Belastung für die Beschäftigten sei enorm. „Das erleben wir nicht nur in Altona, sondern auch in anderen Hamburger Bezirken und anderen Städten und Bundesländern“, sagt er.

Der Hamburger Postsprecher Jens-Uwe Hogardt verweist darauf, dass 95 Prozent aller Sendungen ihren Empfänger schon am nächsten Tag erreichen. 99 Prozent aller Briefe würden bereits zwei Tage nach der Abgabe bei der Post beim Adressaten sein. Nur günstigere Wurfsendungen könnten länger unterwegs sein.

Doch das besänftigt viele Menschen in Ottensen nicht, die vor ihren leeren Briefkästen stehen. Inzwischen hat sich sogar die Bundesnetzagentur, die Kontrollbehörde der Post, eingeschaltet. Sie ist dafür zuständig, dass das Unternehmen seiner Pflicht zur „Sicherstellung des postalischen Universaldienstes“ nachkommt. Vor allem Anzeigen von Verbrauchern rufen die Kontrollstelle auf den Plan. Beschwerden seien explizit willkommen, heißt es.

Die Behörde greift ein, wenn die Postzustellung nicht funktioniert. Und zwar nicht nur in Altona oder Hamburg, sondern in ganz Deutschland. Die Probleme eines Postboten, der sein Tagespensum wegen einer zu hohen Belastung nicht mehr erfüllen kann, könnten nach Meinung von Ver.di-Fachmann Rieck ganz einfach gelöst werden. Die Post müsste den Mitarbeitern lediglich kleinere Bezirke übertragen. Aber das sei offensichtlich zu teuer.