Neues Vertriebskonzept am Ballindamm vereint Fahrzeugverkauf, Gastronomie und Kultur

Hamburg . Eine Hose, ein paar Blümchen und vielleicht ein neues Auto? Die Hamburger können sich beim Shoppen in der City schon bald auch einen Neuwagen aussuchen. Nachdem sich Hersteller wie BMW, VW oder Ford in den vergangenen Jahrzehnten auf die Automeilen konzentriert haben, kommt Mercedes zurück in die Innenstadt. Am Ballindamm eröffnet am heutigen Freitag der sogenannte Mercedes me store. Schon vor Jahrzehnten präsentierte sich die Marke mit dem Stern an diesem Standort.

„Wir feiern hier in Hamburg eine Weltpremiere mit unserem Mercedes me Store“, sagte am Donnerstag zur Voraberöffnung des neuen Geschäfts Mercedes-Benz-Vertriebsvorstand Ola Källenius. „Man kann nicht immer erwarten, dass der Kunde zu uns kommt, wir gehen zum Kunden. Daher haben wir hier ein innerstädtisches Format an einem sehr attraktiven Ort“, begründete Källenius die Standortwahl mit Blick auf die Innenalster. Hamburg stünde zudem wie kaum eine andere Stadt für Weltoffenheit und Stilbewusstsein, daher habe der Konzern die Metropole für den Start des Konzepts gewählt, das weltweit ausgedehnt werden soll.

In dem neuen Shop können sich Besucher umfassend über Modelle oder Dienstleistungen informieren. Der Präsentationsraum beschränkt sich auf insgesamt 550 Quadratmeter, aber nicht auf die Ausstellung von Fahrzeugen und Beratung mit Bildschirmen, an denen die optische Wirkung von Farben, Innenausstattung oder Felgen der Autos besser als zuvor sichtbar sein soll. Herzstück ist der 350 Quadratmeter große Lounge- und Restaurantbereich, der Platz für ein, zwei Mercedes-Benz-Modelle, aber auch für wechselnde Veranstaltungen wie Modenschauen, Lesungen oder Konzerte bietet. Der Gastronom Kofler & Kompanie serviert hier Spezialitäten aus der Region, etwa Panini mit Holsteiner Schinken.

„Mit dem neuen Konzept wollen wir die Marke nahbarer und jünger machen“, sagte Bernd Zierold, Leiter der Mercedes-Niederlassung in Hamburg. Die Hansestadt nimmt für den Autobauer eine weitreichende Vorreiterrolle ein: Hamburg ist die erste Stadt weltweit, in der die Marke alle Formate ihres Multikanalvertriebs parallel anbietet. So startete Mercedes-Benz bereits Ende 2013 als erster Premiumhersteller den Onlinevertrieb von Neufahrzeugen in Zusammenarbeit mit der Niederlassung Hamburg.

Die Resonanz ist nach Angaben des Herstellers hervorragend: Rund 130.000 Interessierte hätten die Plattform bislang besucht. Die vereinbarten Probefahrten belegten zudem, dass über diesen Kanal vor allem junge Leute im Alter von Mitte 20 an erreicht werden und damit genau die Zielgruppe. Bisher war Mercedes vor allem bei älteren Kunden beliebt. Der Hersteller versucht derzeit, das Durchschnittsalter der Käufer zu senken.

Ebenfalls neu sind die mobilen Verkaufsberater, die seit Ende 2013 in der Hansestadt und in Warschau im Einsatz sind. Sie besuchen Interessenten zu Hause, organisieren Probefahrten und bringen das jeweilige Fahrzeug an den gewünschten Ort. Sogenannte Product Concierges helfen in Zukunft bei allen Detailfragen zum Fahrzeug und seinen Funktionen. Mercedes-Benz führt die neuen Jobprofile in den kommenden zwei Jahren weltweit im Handel ein.

In Innenstadtlagen ist der Autobauer neben dem stationären Mercedes me Store auch mit mobilen Pop-up-Stores aktiv. Demnächst präsentiert sich Daimler im Beachclub Strand Pauli oder auf der Altonale. Gerade bei den Kompaktwagen zahlt sich die Neuorientierung der Stuttgarter bereits aus: In diesem Segment gewinnt der Hersteller derzeit viele Neukunden. Die Pkw-Sparte von Daimler ist mit dem absatzstärksten ersten Quartal der Unternehmensgeschichte in das laufende Geschäftsjahr gestartet. Auch im Mai sei der Absatz erneut zweistellig gewachsen, sagte Källenius. „Das ist sogar der elfte Monat in Folge, wo Mercedes-Benz zweistellig prozentual zulegt.“

Über die City-Shops hinaus arbeitet Daimler derzeit an einem intensiven Umbau des Vertriebs: Der Konzern hatte mit Blick auf seine Profitabilität erst kürzlich den Verkauf von 36 konzerneigenen Standorten an freie Händler und die Zusammenlegung einzelner Niederlassungen angekündigt. Infolge dieser Strategie werden auch Bremen und Hamburg künftig gemeinsam geführt. Einen Stellenabbau im Zuge dieser Neuorientierung bei der Hamburger Niederlassung mit derzeit 800 Mitarbeitern wollte eine Vertriebssprecherin am Donnerstag nicht ausschließen.