Beitritt soll 2015 erfolgen. EU-Kommission und Europäische Zentralbank halten Baltenstaat für fit für die Gemeinschaftswährung

Vilnius/Brüssel. Die Wirtschaft läuft, die Schulden sind niedrig, die Inflation im Zaum: Litauen sieht sich bestens gerüstet für die Euro-Zone. „Wir sind absolut bereit, dem Klub beizutreten, der die wirtschaftlichen Entscheidungen in Europa trifft“, sagte Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite.

Bei den Staatsfinanzen ist Litauen momentan ein Musterschüler

Das sahen die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) am Mittwoch genauso. Das baltische Land darf vom 1.Januar 2015 an als 19. Land den Euro einführen. Der knapp drei Millionen Einwohner große Staat erfülle alle Beitrittskriterien, stellten beide Institutionen in ihren Beitrittsberichten fest. Litauen erfülle alle Maastricht-Kriterien, schreiben die Währungshüter in ihrem in Frankfurt veröffentlichten Bericht.

In Sachen Staatsfinanzen ist Litauen aktuell ein Musterschüler. Im vergangenen Jahr blieb das Haushaltsdefizit mit 2,1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich unter der Marke von 3,0 Prozent, die der Maastricht-Vertrag erlaubt. Die Staatsverschuldung lag mit 39,4 Prozent des BIP weit unter den erlaubten 60 Prozent. Auch die Währung Litas bewege sich seit Jahren stabil zum Euro. Dennoch müsse Litauen das Defizit weiter senken und die Konsolidierung fortsetzen, hieß es. Risiken seien etwa staatseigene Unternehmen und die geringe Steuerehrlichkeit, angesichts der alternden Bevölkerung langfristig auch das Rentensystem.

In Vilnius bestand am Euro-Beitritt ohnehin kein Zweifel. „Litauen hat eine strenge Haushaltsdisziplin verfolgt und ist nun bereit, den Euro Anfang 2015 zu übernehmen“, sagte Regierungschef Algirdas Butkevicius. „Es ist offensichtlich, dass Litauen alle Voraussetzungen erfüllt, die an Euro-Anwärter gestellt werden“, verwies Finanzminister Rimantas Sadzius auf die jüngsten Konjunktur-Indikatoren. Sadzius fürchtete, ohne die Gemeinschaftswährung im baltischen Standortwettbewerb ins Hintertreffen gegenüber den Euro-Staaten Estland und Lettland zu geraten.

Für Litauen ist es der zweite Anlauf zur Mitgliedschaft. Ursprünglich wollte die Ostseerepublik bereits 2007 den Euro einführen, scheiterte aber wegen einer leicht überhöhten Inflation – die EU-Kommission lehnte den Antrag damals ab. Nur wenig später wurde das kleine Land im Nordosten Europas massiv von der globalen Finanzkrise getroffen. Litauen hatte mit einer der tiefsten Rezessionen in der EU zu kämpfen – 2009 brach die Wirtschaftsleistung um fast 15 Prozent ein.

Die damalige Regierung reagierte schnell und drastisch: Gehälter und Sozialausgaben wurden gekürzt, Stellen gestrichen und Steuern angehoben. Insgesamt wurden zwölf Prozent des BIP eingespart. Damit kam die Wirtschaft ohne Rettungsschirm wieder auf Kurs, wurde wettbewerbsfähig und konnte fleißig exportieren – bereits 2010 setzte die konjunkturelle Erholung ein. Wächst Litauens BIP in diesem Jahr wie von der EU-Kommission im Frühjahr prognostiziert um 3,3 Prozent, wird die Wirtschaftskraft real erstmals wieder den Vorkrisenstand von 2008 übertreffen. Für weiteren Aufschwung soll die Gemeinschaftswährung sorgen. Grybauskaite: „Der Euro wird unserer Wirtschaft sicherlich einen starken Impuls geben.“