Scandlines-Schiffe sollen um mehrere Hundert Tonnen leichter und effizienter werden. Vertragsunterzeichnung Mitte Juni erwartet

Stralsund/Hamburg. Die zweite der beiden neuen Fähren für die Reederei Scandlines hat am Dienstag die P+S Werft in Stralsund in Richtung Hamburg verlassen. Die 169 Meter lange Fähre „Copenhagen“ soll am Freitag in Hamburg eintreffen und dann bei Blohm + Voss umgebaut werden. Bereits Mitte Mai war das Schwesterschiff „Berlin“ zum Umbau nach Hamburg geschleppt worden.

Ursprünglich sollten die beiden Schiffe bereits ab 2012 auf der Ostsee-Route zwischen Rostock und dem dänischen Gedser eingesetzt werden. Bis heute ungelöste Gewichtsprobleme verzögerten die Fertigstellung und waren im August 2012 der letzte Auslöser für die Insolvenz der vorpommerschen P+S-Werften. Scandlines will die Fähren nun umbauen lassen, damit diese auch bei Niedrigwasser den Hafen Gedser anlaufen können. Die Fähren liegen mit jeweils 700 Tonnen über dem optimalen und 200 Tonnen über dem gerade noch zu tolerierenden Gewicht. Scandlines hofft nun, das erste Schiff mit Beginn der Saison 2015 auf der geplanten Strecke Rostock–Gedser einsetzen zu können. Die beiden Fähren sollen die „Kronprins Frederik‘‘ und die „Prins Joachim‘‘ ersetzen, die derzeit die Route befahren.

Die neuen Schiffe verfügen über Kapazitäten für 1300 Passagiere, 480 Pkw und 96 Lkw. Allerdings hat der Umbau des ersten Schiffes noch nicht begonnen, weil der Vertrag mit der Hamburger Werft erst nach Inspektion des zweiten Schiffes abgeschlossen werden soll. Ein Sprecher von Blohm + Voss sagte, er rechne mit einer Vertragsunterzeichnung Mitte Juni. Dem Vernehmen nach verhandelt Hamburgs Traditionswerft derzeit noch mit der Reederei über den Ausschluss von Haftungsrisiken für die bereits in Stralsund geleistete Arbeit an den Fähren.

Für Blohm + Voss wäre die Fertigstellung der Schiffe ein größerer Auftrag, der der Werft Arbeit für ein Jahr verspricht. Scandlines zufolge sind umfassende Umbauarbeiten an den Decks 7 und 8 geplant. Die Brücke muss entkernt werden, Deck 9 soll vollständig entfernt werden.

Ziel ist es, die beiden Schiffe um mehrere 100 Tonnen zu erleichtern. Zusätzlich werden sie mit einem Scrubber ausgestattet, der die Motorenabgase von Schadstoffen wie Schwefel und Feinstaub reinigt und so den Emissionsausstoß um mindestens 90 Prozent reduziert. Das Bauprogramm für die Modifikationen an den beiden Schiffen umfasst neben schiffbaulichen und maschinenbaulichen Arbeiten das gesamte Engineering.

Die Reederei denkt unterdessen über eine Umbenennung der Fähren nach. In den vergangenen drei Jahren sei so viel passiert, sagte eine Scandlines-Sprecherin. Ein Namenswechsel könne für einen Neubeginn stehen. Entschieden werde über eine Umbenennung aber erst mit dem Umbau.

Scandlines war nach der Insolvenz 2012 zunächst vom Kauf zurückgetreten. Die Fähren gingen dann Ende Januar 2014 für knapp 32 Millionen Euro an die Reederei – rund ein Sechstel des ursprünglich vereinbarten Kaufpreises von 184 Millionen Euro. Ein Untersuchungsausschuss des Schweriner Landtags stellte zudem fest, dass für den Auftrag zum Bau der beiden Fähren von vorneherein mit einem Verlust kalkuliert worden war. Seit dem 1. Juni gehört die Volkswerft Stralsund dem russischen Investor Witali Jussufow. Ihm gehören schon die Werften Wismar und Warnemünde.