Unternehmen in Hamburg sind besonders zuversichtlich. Doch die Ukraine-Krise verunsichert viele Firmen

Hamburg. Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie legt einen Gang zu – „aber von der Höchstgeschwindigkeit sind wir noch weit entfernt“, sagt Nordmetall-Präsident Thomas Lambusch. „Der Aufschwung ist nur eine Erholung.“ In der halbjährlichen Umfrage unter 650 Unternehmen mit gut 150.000 Beschäftigten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und im nordwestlichen Niedersachsen beurteilten 37,3 Prozent der Betriebe ihre gegenwärtige Geschäftslage als „gut“.

Zwar hat sich die Einschätzung der Lage damit wie schon im Herbst 2013 abermals verbessert. Im Jahr 2007 hatten aber mehr als 70 Prozent der Firmen über eine gute Geschäftslage berichtet, im Jahr 2011 waren es knapp 50 Prozent. In Hamburg ist die Stimmung überdurchschnittlich gut. Hier stufen 43,8 Prozent der Firmen ihre Situation als „gut“ ein und nur 16,8 Prozent als „unbefriedigend“ oder „schlecht“.

„Es freut mich, dass der seit zwei Jahren anhaltende Rückgang bei den Aufträgen abgebremst wurde“, sagt Lambusch, „allerdings wird das Auftragspolster auch nicht dicker.“ So empfänden 26 Prozent der befragten Unternehmen ihren Auftragsbestand immer noch als zu gering. Jedoch gibt es dabei große Unterschiede unter den Branchen. In der Luft- und Raumfahrtindustrie bezeichneten 46,2 Prozent der Firmen ihr Auftragspolster als „relativ hoch“. „Im Extrem sieht man das bei Airbus, wo die Aufträge bis ins nächste Jahrzehnt reichen“, erklärt der Nordmetall-Präsident. An zweiter Stelle liegt die Schiffbaubranche, in der immerhin 44,6 Prozent der noch verbliebenen Betriebe einen relativ hohen Auftragsbestand meldeten.

Für den Arbeitsmarkt gibt es gute Aussichten: 31,8 Prozent der befragten Hamburger Unternehmen wollen die Zahl ihrer Mitarbeiter voraussichtlich erhöhen, im Herbst planten dies 27,6 Prozent. Dabei wirke sich offenbar auch die Übernahme bisheriger Zeitarbeiter aus, zudem stellten sich manche Firmen schon auf einen sich verschärfenden Fachkräftemangel ein, sagt der Nordmetall-Hauptgeschäftsführer Nico Fickinger.

Der Anteil der Unternehmen, die eine Verbesserung ihrer Geschäftslage erwarten, ist in Hamburg von 17,4 Prozent auf 29,2 Prozent gestiegen. „Die Zuversicht ist da, aber sie ist noch nicht die vorherrschende Einschätzung“, so Fickinger. „Partystimmung herrscht nur in der Politik“, sagt Lambusch. Die Bundesregierung zeige sich ausgabefreudig, was sich etwa in dem neuen Rentenpaket ausdrücke.

Von dem nun beschlossenen Mindestlohn sei die Metall- und Elektroindustrie angesichts der dort geltenden Tarife nicht direkt betroffen. „Wir erwarten aber von Zulieferern aus dem Dienstleistungssektor erhebliche Preissteigerungen“, so Lambusch. Dies gelte zum Beispiel für die Logistik und die Gebäudereinigung.

Unsicherheiten bringt zudem der Konflikt in der Ukraine. Zwar hätten nur sieben Prozent der befragten Unternehmen Russland als Hauptexportland angegeben, hieß es. Bei diesen wirke sich die aktuelle Krise jedoch spürbar aus. „Wir hören von stornierten Bestellungen ukrainischer Kunden, von Millionenausfällen im Russland-Geschäft, Umsatzeinbußen von 25 Prozent, auch von gestoppten Investitionen deutscher Firmen in Russland“, sagt Lambusch. Er hofft auf ein Einlenken der russischen Führung, denn für Russland ist der Handel mit Deutschland mindestens so wichtig wie für uns.