Medienkonzern bleibt in Hamburg. Geplante Verlagerung des Buchgeschäfts in die Hauptstadt ist vom Tisch

Hamburg. Der Hamburger Medienkonzern Edel gibt sein Vorhaben auf, Teile des Unternehmens nach Berlin zu verlagern. Pläne für einen entsprechenden Neubau an der Spree wurden gestoppt. Das sagte der Gründer und Alleinvorstand von Edel, Michael Haentjes, dem Abendblatt. Grund seien Streitigkeiten über die Baugenehmigung gewesen. Dabei sollte es ein spektakuläres Projekt werden.

Geplant war nämlich ein sechsgeschossiges Büro- und Wohngebäude, das in sich gedreht ist und dadurch von jeder Seite anders aussieht. Das Gebäude am Kunst-Campus war als Teil des Quartiers Heidestraße unweit des Hamburger Bahnhofs im Bezirk Mitte vorgesehen. Drei Geschosse sollten zu Büroflächen werden. Hierhin wollte die Edel AG ihr Buchverlagsgeschäft ansiedeln, das derzeit noch in Hamburg sitzt. In den zwei oberen Stockwerken des vom Hamburger Architekten Carsten Roth entworfenen Gebäudes sollten Mietwohnungen entstehen. Im Untergeschoss sahen die Planungen ein Café und Ausstellungsräume vor. Auch Edel-Chef Haentjes, der in Hamburg die ehemalige Karl-Lagerfeld-Villa Jako in Blankenese besitzt, wollte sich hier ein neues privates Domizil schaffen.

Doch daraus wird vorerst nichts. „Das Thema Berlin hat sich für mich erledigt“, so Haentjes. Jahrelang habe er auf die Baugenehmigung gewartet. „Jetzt ist Schluss.“ Berlin sei zwar kreativer und kulturell lebendiger als die Kaufmannsstadt Hamburg. „Aber so eine Unzuverlässigkeit wie dort würde ich hier in Hamburg nicht erleben.“ Der Berliner Senat habe das Projekt unterstützt, aber der Bezirk Mitte immer wieder Steine in den Weg gelegt. Deshalb, so der Edel-Vorstand, bleibe sein Unternehmen an der Elbe. Der Berliner Senat wollte sich am Montag nicht zu dem Vorgang äußern.

Von dem Bürogebäude in Neumühlen aus wird der Hauptteil des Geschäfts des Medienkonzerns gesteuert. Denn Edel vertreibt mit seinen insgesamt knapp 900 Mitarbeitern längst nicht mehr nur Schallplatten und CDs, sondern auch Bücher, Hörbücher, DVDs und die ganze Welt der elektronischen Medienprodukte von Klingeltönen bis zu Videofilmen im Internet. Und mit dem Tochterunternehmen Optimal in Röbel an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) verfügt Edel über eine eigene Fabrikation von CDs, DVDs und Schallplatten. Optimal ist inzwischen der größte Anbieter neuer Vinylscheiben in ganz Europa.

Zwischen der kleinen Plattenfirma und dem Fullservice-Medienkonzern liegen 28 Jahre – sehr bewegte Zeiten. Seine erste goldene Schallplatte hat Edel Ende 1991 bekommen. Damals lief im Fernsehen die Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ mit dem Schlagerstar Roy Black in der Hauptrolle. „Wir kauften die Rechte für seine Titel zusammen, um einen Sampler seiner schönsten Lieder zu machen“, erinnert sich Haentjes. Er hoffte, damit ganz gut zu verdienen. Eine eigentlich tragische Geschichte machte das Projekt schließlich zu einem Megageschäft: Drei Tage vor Veröffentlichung der Platte starb Roy Black. Am Ende verkaufte sich die Platte mehr eine Million Mal und erhielt den Status Doppelplatin. Seitdem wurden etliche Platten von Edel vergoldet. 1998 brachte Haentjes sein Unternehmen an die Börse.

Nicht alles verlief in der Vergangenheit glatt: 2001 brach der Neue Markt zusammen, das Unternehmen geriet in eine tiefe Krise und musste einen dreistelligen Millionenverlust verdauen. Haentjes verkaufte mehrere Auslandsbeteiligungen, reduzierte die Zahl der Beschäftigten um mehr als die Hälfte und setzte sogar sein Privatvermögen ein, um das Unternehmen zu retten. Drei, vier solcher Krisen habe es in der Geschichte von Edel gegeben, sagt er. Eines habe er dabei gelernt: „Wenn Konsolidierungen nötig werden, muss man sie zügig und gründlich machen, damit man die Probleme nicht verschleppt.“ Sein Unternehmen sei jeweils gestärkt aus solchen Phasen hervorgegangen. Haentjes hält noch immer knapp 64 Prozent der Aktien. Im Geschäftsjahr 2012/2013 erwirtschaftete Edel einen Umsatz von 156 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von knapp 3,6 Millionen Euro.

Für sein unternehmerisches Engagement wurde er am Montagabend geehrt: Die Unternehmensverbände „Die Familienunternehmer-ASU“ und „Die Jungen Unternehmer BJU“ zeichneten Haentjes in einer festlichen Gala in den Fliegenden Bauten vor gut 300 geladenen Gästen mit dem Titel „Familienunternehmer des Jahres 2014“ aus.