Hamburgs erste Paintball-Halle lockt immer mehr Besucher. Das nächste Ziel der Macher: schwarze Zahlen schreiben

Hamburg. Es sieht so aus, als hätte jemand grüne Smarties, gefüllt mit flüssigem orangenen Leim, überall an den Wänden zerdrückt. Es riecht nach frischer Farbe, die auf dem grünen Kunstgrasboden sofort Spuren an den Schuhen hinterlässt. Willkommen in Hamburgs erster Paintball-Halle. Paintball, das ist das Spiel, bei dem sich zwei Mannschaften auf einem Feld mit kleinen Farbkugeln beschießen und hinterher so aussehen, als hätten Kinder gerade ihr Zimmer bunt gestrichen.

Hier an der Bramfelder Chaussee im gleichnamigen Stadtteil haben Timo Reimer und Andreas Kuchacz zusammen mit ihrem Partner Jörg Deponte vor einem halben Jahr ein Start-up gegründet: City Paintball Hamburg CPH GmbH. Ein kleines Unternehmen auf 5000 Quadratmetern. In der ehemaligen Lagerhalle von Edeka Struve haben die drei nach langer Suche die geeignete Fläche für ihre erste eigene Firma gefunden. Nun arbeiten sie täglich daran, mit dem Start-up schwarze Zahlen zu schreiben. „Der Anfang war sehr schwer, aber die Nachfrage wird immer größer“, sagt Andreas Kuchacz, der mit seinem alten Schulfreund Timo Reimer bei einem Bier am Strand ihres Ostseeurlaubs 2012 die Idee entwickelte.

Der Wirtschaftsrechtsstudent und der Polizist, beide 26 Jahre alt, sind seit der achten Klasse beste Freunde. Nach ihrem Abitur am Gymnasium Tonndorf trennten sich ihre beruflichen Wege, nun haben sie wieder zueinander gefunden. Ihre Leidenschaft für Paintball verbindet sie schon lange, doch die Wege zu den Hallen im Hamburger Umland waren ihnen irgendwann zu aufwendig. So kamen sie zu dem Entschluss, einen Standort in Hamburg zu suchen. Mit Jörg Deponte, dem dritten Geschäftsführer des Unternehmens, fanden sie den geeigneten Partner. Während Reimer und Kuchacz sich um Planung und Organisation kümmern, ist Kaufmann Deponte der Heimwerker, der die baulichen Angelegenheiten in die Hand nimmt.

Am 5. Oktober 2013 war es dann so weit: Nach monatelanger Arbeit eröffneten die drei die erste Paintballhalle Hamburgs. Es war der Punkt, an dem Andreas Kuchacz am Ende seiner Kräfte angekommen war. Hätte ihn zu diesem Zeitpunkt jemand gefragt, ob er die Gründung des Unternehmens und den Bau der Halle noch einmal machen würde, er hätte mit Nein geantwortet. „Der Arbeitsaufwand war unglaublich hoch“, sagt Kuchacz heute. Die drei Geschäftsführer haben alle Planungsschritte selbst durchgeführt, und das nebenberuflich. Dabei vergaßen sie, für ihre neue Halle die Werbetrommel zu rühren. So blieben an den ersten Tagen nach der Eröffnung alle drei Plätze der Halle leer. Erste Selbstzweifel regten sich. Doch die Resonanz der ersten Besucher machte ihnen Mut. „Viele Menschen sind am Anfang skeptisch, ob ihnen der Sport gefällt. Aber hinterher sehen wir alle Gäste mit einem Grinsen im Gesicht“, sagt Kuchacz. Er benutzt bewusst den Ausdruck Sport, denn Paintball, häufig als Ballerspaß für gelangweilte Bürger belächelt, ist in Deutschland als Sport anerkannt. Es gibt sogar eine Bundesliga, in der die Hamburger Mannschaft St. Pauli Mayhem spielt.

In Bramfeld ist die Paintball-Halle aber als reine Freizeitaktivität vorgesehen. Drei Spielfelder haben die Geschäftsführer in der alten Lagerhalle errichtet. Mit vielen kleinen Besonderheiten. So haben die Gründer auf einem Schrottplatz einen alten Transporter gefunden, der nun auf dem Spielfeld als Hindernis oder Schutz vor den gegnerischen Spielern fungiert. Genau wie diverse Autoreifen, Holzpaletten oder Regentonnen. Mit dem Angebot richten sich die Besitzer an unterschiedliche Zielgruppen. Vor allem Betriebe nutzen die Halle, die auch über eine Eventfläche verfügt, für teambildende Zwecke. Weihnachtsfeiern und Junggesellenabschiede sind häufig, es kommen aber auch auffällig viele Ärzte oder Juristen, berichten die Betreiber. Gruppen junger Erwachsener suchen hier zudem immer mal die Gelegenheit, ihr Adrenalin auszuschütten. Die Preise beginnen ab 19 Euro pro Stunde.

„Natürlich gibt es Idioten, die sich nicht an die Regeln halten, aber die können wir leicht rausfiltern“, sagt Timo Reimer. Die Sicherheitsanweisungen in der Halle sind streng. Sie müssen es auch sein, denn für die sogenannten Markierer, mit denen die Farbkugeln geschossen werden, gelten die Richtlinien des deutschen Waffengesetzes. Wer seinen eigenen Markierer mitbringt, muss diesen in der Halle prüfen lassen. Die freien Mitarbeiter bei City Paintball Hamburg, hauptsächlich Studenten, müssen dafür wiederum entsprechend geschult und mit dem Waffengesetz vertraut gemacht werden. All das sind Dinge, die den Betreibern viel Arbeit bereiten. „Wir wussten anfangs nicht, was da alles auf uns zukommt“, sagt Timo Reimer. Kosten für die Bezahlung des Personals, die Reinigung der Spielfelder, die langfristige Miete oder für Werbung summieren sich. Umso glücklicher sind die Geschäftsführer, dass sich die Besucherzahlen nach oben entwickeln.

Für die Eröffnung der Halle investierten die Gründer bereits einen Betrag in sechsstelliger Höhe. Bis zum sogenannten Break-even, dem Punkt, an dem Kosten und Erlös gleich hoch sind, könnte es aber noch ein wenig dauern. „Es geht in die richtige Richtung. Ich hoffe, dass wir irgendwann davon leben können“, sagt Student Andreas Kuchacz, der für die Finanzierung einen Kredit aufgenommen hat.

Aktuell sucht das Trio nach geeigneten Werbemitteln. „Auf diesem Gebiet haben wir noch wenig Erfahrung, wir probieren viel aus. Da sind wir noch nicht am Ende unserer Kreativität“, sagt Kuchacz. Die größte Herausforderung sei aber eine andere. „Das Miteinander aushalten“, sagt Timo Reimer mit einem ernst gemeinten Lächeln. „Wir kennen uns schon so lange. Plötzlich gibt es Konflikte, denn wir sind oft verschiedener Meinung.“ Entscheidungen werden aber nur zusammen getroffen. „Das zwingt uns, miteinander zu sprechen“, sagt Reimer. „Die Schwächen des einen sind die Stärken des anderen. Wir passen gut zusammen.“