Hamburger Volksbank spürt bei Hauskrediten Zurückhaltung von Käufern, gewinnt 3000 neue Kunden und steigert Spareinlagen um elf Prozent

Hamburg. Reiner Brüggestrat blickt jetzt optimistischer in die Zukunft als noch vor einem Jahr. „Die Aussichten sind zwar nicht überragend, aber wir sind zuversichtlich, dass wir auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich arbeiten können“, sagt der Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr. „Wir streben 2014 ein Wachstum wie 2013 an.“

Damals stieg die Kreditvergabe um vier Prozent, und die Kundeneinlagen erhöhten sich sogar um elf Prozent. Unterm Strich konnten rund 3000 neue Kunden gewonnen werden. Insgesamt hat die Genossenschaftsbank rund 112.000 Kunden. „Wir profitieren hier von der Anziehungskraft unserer nicht kapitalmarktorientierten, regionalen Bank“, sagt Brüggestrat. Die genossenschaftliche Unternehmensethik werde zunehmend honoriert. Der Kundenzuwachs hat auch zu einer Verjüngung beigetragen. So sank das Durchschnittsalter der Kunden von 49 auf 47 Jahre. 52.000 Kunden sind auch Miteigentümer der Bank und haben Anteile gezeichnet, die in diesem Jahr mit fünf Prozent Dividende verzinst werden.

Wachstum im Bankgeschäft ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Bankchef macht dafür die niedrigen Zinsen und zahlreiche neue Regularien als Folge der Finanzkrise verantwortlich. Vor allem die Beratungsprotokolle bei wertpapierorientierten Anlagen sieht er als zu kompliziert an. „Das schreckt manche Kunden ab, sodass sie dann ganz auf eine Beratung verzichten“, sagt Brüggestrat. „Viele Regeln werden nicht unserem Geschäftsmodell gerecht, sondern sind auf rein kapitalmarktorientierte Banken ausgerichtet.“

Dennoch kann die Hamburger Volksbank in den wichtigen Geschäftsfeldern hohe Zuwächse verzeichnen. Denn im Durchschnitt stagniert die Kreditvergabe der Geldinstitute in Deutschland und gerade bei Mittelstandskrediten ist die Konkurrenz groß. „Die Commerzbank ist mit sehr aggressiven Konditionen im Markt unterwegs“, sagt Brüggestrat. Hinzu kommt: Ein Teil der Firmen ist gut mit Liquidität gepolstert und benötigt für das Wachstum keine Kredite. Außerdem werden in größerem Umfang Sondertilgungen genutzt, um Kredite vorzeitig abzulösen. Das Kreditwachstum von vier Prozent auf 1,23 Milliarden Euro speist sich zu etwa gleichen Teilen aus dem Firmenkunden- und Privatkundengeschäft. Auch bei Immobilienkrediten spürt die Bank derzeit eher eine Zurückhaltung. „Die Immobiliennachfrage ist weitgehend schon befriedigt“, sagt Brüggestrat dazu. Angesichts der gestiegenen Preise werde es für neue Interessenten auch schwieriger, die Objekte zu finanzieren. Zwar sind die Zinsen niedrig, aber die Käufer müssen auch eine angemessene Tilgung stemmen können.

Die Spareinlagen stiegen im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. „Das Kreditgeschäft können wir damit komplett aus den Einlagen finanzieren“, sagt Brüggestrat. „Wir sind nicht von den globalen Kapitalmärkten abhängig.“ Der Zinsüberschuss lag 2013 mit rund 49 Millionen Euro auf Vorjahresniveau und soll auch künftig auf diesem Niveau gehalten werden. Der Provisionsüberschuss stieg von 17,7 auf 18,8 Millionen Euro. Vom leicht gesteigerten Betriebsergebnis in Höhe von 17,6 Millionen Euro fließen zehn Millionen Euro in die Stärkung des Eigenkapitals. „Unsere Kernkapitalquote liegt dann bei 17,3 Prozent“, sagt Brüggestrat und verweist auf die Deutsche Bank, die nach ihrer angekündigten Kapitalerhöhung auf einen Wert von 11,8 Prozent kommen wird.

Firmenkundenvorstand Matthias Schröder wird die Hamburger Volksbank zum 30. Juni 2014 auf eigenen Wunsch verlassen. Er wird Vorstand der Kreissparkasse Walsrode. Die Position wird nicht neu besetzt. Das Firmenkundengeschäft wird künftig von Thomas Brakensiek verantwortet, der bereits für die Privatkunden zuständig ist. Der Vorstand wird damit von vier auf drei Personen verkleinert. Brüggestrat will das nicht als Degradierung des Firmenkundengeschäfts verstanden wissen. „Zwei Drittel unserer Kunden sind sowohl Firmen- als auch Privatkunden“, sagt er. Deshalb biete sich die Steuerung aus einer Hand an. „In der zweiten Führungsebene haben wird das schon umgesetzt.“