Hamburger Firma Düllberg-Konzentra produziert Parfüms und andere Wohlgerüche. Auftragsplus von 30 Prozent

Hamburg. Außen ein Zweckbau aus den 1980er-Jahren, innen modernes Design. Christian Düllberg sitzt entspannt am Konferenztisch. Er und sein Vater Manfred sind Duftexperten. Geruchsmischungen des Hamburger Familienunternehmens Düllberg-Konzentra haben sogar das Zeug, zum Luxusparfüm zu werden. „Viele Konzerne aus dem Duft- und Kosmetikbereich bestellen bei uns“, sagt Düllberg. Konkrete Namen will er nicht nennen. „Schließlich bezeichnen die Hersteller das Parfüm als ihre eigene Entwicklung.“ Sein Unternehmen jedoch ist der Erfinder der Duftkomposition, die einem Parfüm seinen typischen Duft verleiht.

Sechs Parfümeure aus fünf Ländern arbeiten für das Unternehmen in Groß Borstel. „Anders als große Hersteller sind wir in der Lage, sehr schnell zu liefern. Inzwischen haben wir 14.000 verschiedene Rezepturen in unserer Bibliothek, für die wir ein Lager mit rund 2800 verschiedenen Rohstoffen aus aller Welt vorhalten. Die Entstehung eines neuen Duftes kann bis zu einem Jahr dauern. 30 bis 40 Zwischenschritte sind erforderlich“, so der Experte.

Bettina Dietrich ist Evaluatorin. Sie übersetzt bei Düllberg das Marketingdeutsch der Kunden in die Sprache der Parfümeure. „Viele Kunden kommen bereits mit ihrem Marketingkonzept zu uns, und wir kreieren den dazu passenden Duft“, sagt sie. Bevor die Kunden die Duftvorschläge für ein neues Konzept erhalten, prüft sie, ob die Vorgaben hinsichtlich des Duftprofils und der Inhaltsstoffe erfüllt wurden. Bei neuen Trends in der Parfümbranche ist die 102 Mitarbeiter starke Firma auch deshalb oft schneller auf dem Markt als die Konkurrenz, weil sie die Konsumentengewohnheiten und Dufttrends in verschiedensten Regionen der Welt untersucht. Neben Fine Fragrances, wie die hochwertigen Parfüms genannt werden, stellen die Hamburger auch Düfte für Kosmetikprodukte, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Aromen für Mundpflegeprodukte her. Neuerdings bestücken die Hamburger sogar Neuwagen mit Düften. „Ohne Beduftung riechen die Innenräume neuer Autos eher unangenehm nach Kunststoffen. Das kommt bei Käufern nicht gut an“, so Düllberg, der im Segment der Kfz-Klimaanlagenhersteller neue Chancen für sein Unternehmen sieht. „Inzwischen gibt es bereits beduftete Autos. Der Fahrer kann aus verschiedenen Düften wählen und selbst bestimmen, wie stark die Beduftung sein soll“, so der Chef.

Das Geschäft brummt. „Seit Herbst 2013 verzeichnen wir ein Auftragsplus von mehr als 30 Prozent“, sagt Düllberg. Die Freude darüber war im Unternehmen zwar groß, doch gleichzeitig stieg der Druck, die Lieferzeiten zu halten. Seither fährt die Firma zwei Schichten. „Wir wollen wachsen, aber Wachstum kostet auch Geld, da wir höhere Lagerbestände finanzieren müssen und durch Zahlungsziele mehr Geld bei den Kunden in Umlauf ist“, sagt Düllberg. Unter anderem hat er wegen der guten Lage 16 neue Mitarbeiter eingestellt. Das Unternehmen ist kerngesund, da es sein Wachstum bevorzugt aus eigenen Mitteln, ohne Bankkredite finanziert, und sich somit durch eine hohe Eigenkapitalquote auszeichnet. Der Kundenkreis umfasst zahlreiche Branchen. Sogar Hersteller von Katzenstreu bestellen wohl riechende Duftkompositionen bei dem Unternehmen. Inzwischen machen die Düfte 60 Prozent des Umsatzes von derzeit 48 Millionen Euro aus, die restlichen 40 Prozent liefern ätherische Öle aus eigener Destillation für Zahnpasta, Mundwasser und pharmazeutische Produkte. Diese Öle wie Pfefferminz, Rose, Jasmin, Ylang und Zedernholz sind natürliche Stoffe, die wild gewachsenen oder auf Plantagen angebauten Pflanzen stammen. „Wir bereisen selbst entlegenste Orte der Welt, um dort in der Natur neue Essenzen für unsere Düfte zu finden“, sagt Unternehmenschef Düllberg.

Die Hamburger arbeiten in einer Nische. Auch deshalb können sie laut Düllberg schneller liefern als Großkonzerne. Die Kunden bestellen Mengen von 25 Kilo bis zu mehreren Tonnen Parfümöl bei dem Unternehmen. Auch kleine Mengen darf man nicht unterschätzen, denn während einer Creme zur Beduftung in der Regel nur 0,2 bis 0,5 Prozent Parfüm zugesetzt werden, enthalten die hochwertigen Fine Fragrances europäischer Luxusmarken zwischen zwölf und 15 Prozent Parfümöl in einer alkoholischen Lösung. Nachdem das Duftwasser in einen Flakon gefüllt wurde, gelangt es in den Handel und wird oft für 65 bis 100 Euro verkauft. Die reinen Materialkosten einer fertig verpackten Parfümflasche betragen rund zehn Euro, doch die Parfümindustrie benötigt verhältnismäßig hohe Margen, nicht nur wegen der hohen Marketingkosten, sondern auch wegen der zahlreichen Flops. Insgesamt 1100 Düfte sind gegenwärtig im Handel erhältlich. Jedes Jahr kommen 100 bis 250 Neuerscheinungen hinzu, 60 bis 80 von ihnen stammen aus der sogenannten Luxuskategorie. 97 Prozent der Neuentwicklungen werden nach wenigen Monaten wieder vom Markt genommen. Übrig bleiben nur wenige Duftklassiker, für die der Parfümliebhaber gerne oft und tief in die Tasche greift. Düllberg will mit seinen Essenzen natürlich vorn in der Hitliste der beliebtesten Düfte stehen. Das ist ihm auch gelungen. Mit welchen Parfüms? „Kein Kommentar“, sagt er.

Sein größtes Wachstum erzielt das Unternehmen im Orient und Asien

Sein größtes Wachstum erzielt das Unternehmen inzwischen im Orient und Asien. „In Dubai haben wir eine Verkaufsniederlassung, die ausschließlich hoch konzentriertes Parfüm vermarktet“, sagt Düllberg. Die Marke Düllberg-Konzentra ist in der Region bereits etabliert. In Arabien bevorzugen die Verbraucher schwere Düfte mit edlen und lang anhaltenden Noten wie Amber, Moschus, Rose und Sandelholz. Düllberg vertreibt seine Düfte im Mittleren Osten über Großhändler. Von hier finden sie ihren Weg in die regionalen Parfümbasare. In den dortigen Parfümerien können sich die Kunden die wegen ihrer Bestandteile je nach Auswahl sehr teure Parfümöle oder auch preiswertere in unterschiedlichen Flacons abfüllen lassen. Auf Wunsch können sie sogar den Preis durch die Menge des hinzugegebenen Alkohols selbst bestimmen. „Der arabische, aber auch der asiatische Markt ist für uns sehr interessant“, sagt Düllberg. „Genauso wie in Osteuropa und Nordafrika wollen wir dort weiter wachsen“, sagt der Chef.