München. Der Wettkampf im wichtigsten Markt der Kaffeeröster, bei den Kaffeekapseln, wird immer verrückter: Jetzt greift das Familienunternehmen Dallmayr den Kapsel-Marktführer Nespresso an und bringt edle Portionsdöschen mit Aludeckel, Aluboden und besonderem Kaffeepulver heraus. Und das zum Start mit einem Kampfpreis: Dallmayr will zunächst 99 Cent für vier Kapseln nehmen, später kosten zehn Portionen Espresso oder Lungo knapp drei Euro. Nespresso selbst ist etwa ein Drittel teurer, die Kapseln fangen bei rund 35 Cent an.

Überraschend daran: An dem Kaffeegeschäft von Dallmayr ist der Nespresso-Mutterkonzern Nestlé mit 25 Prozent beteiligt. Die Verbindung geht auf eine Entscheidung aus den 80er-Jahren zurück, als Nestlé in Ergänzung zum Instantkaffee einen Kaffeeröster suchte. Gefunden wurde Dallmayr, und die Münchner Kaffeemarke wurde überhaupt erst dank des Vertriebs von Nestlé über Bayern hinaus bekannt.

Die Schweizer sind denn auch nicht gerade erfreut über den Angriff aus der eigenen Verwandtschaft. „Wir haben Nestlé Deutschland informatorisch einbezogen und unser Produkt gezeigt“, sagt Johannes Dengler, Geschäftsführer von Dallmayr. Ein Premiumanbieter wie Dallmayr müsse eben im Kapselgeschäft dabei sein. „Unternehmerisch verhalten wir uns richtig“, sagt Dengler. Mit anderen Worten: Der viertgrößte deutsche Kaffeeröster Dallmayr will auch ein Stück von dem Kuchen abbekommen, den Nespresso mit gigantischem Aufwand und Erfolg von Jahr zu Jahr größer macht.

Dabei wird der Absatz des Marktführers bislang kaum von der unliebsamen Konkurrenz beeinträchtigt. „Es ist erstaunlich, wie lange es Nespresso schon gelungen ist, den Anteil der eigenen Kapseln hoch zu halten. Bislang ist der Erfolg der Nachahmer-Produkte überschaubar“, sagt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes.