Aktienindex DAX steigt zwischenzeitlich auf Rekordhoch

Brüssel/Frankfurt. Deutschland bewahrt die Euro-Zone vor dem konjunkturellen Stillstand. Höhere Investitionen, kauffreudige Verbraucher und der milde Winter ließen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Europas größter Volkswirtschaft im ersten Quartal um 0,8 Prozent wachsen. Das ist doppelt so viel wie Ende 2013 und das größte Plus seit drei Jahren. Für die Euro-Zone reichte es dagegen erneut nur zu 0,2 Prozent, weil mit Frankreich und Italien die beiden anderen Schwergewichte kein Wachstum schafften.

Eine neuerliche Zinssenkung sowie weitere Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur durch die Europäische Zentralbank (EZB) werden damit noch wahrscheinlicher. Das gepaart mit den guten Konjunkturdaten trieb am Donnerstag kurz nach Handelsstart die Aktienkurse auf einen Höchststand. Der Deutsche Aktienindex (DAX) notierte zwischenzeitlich bei 9810,29 Punkten, bevor schlechte Vorgaben von der Wall Street für ein Abrutschen ins Minus sorgten. Einen Grund für das neue Hoch sehen Börsianer auch in einem Anlagenotstand. Staatsanleihen, Sparbuch und Festgeld werfen fast nichts mehr ab. Investoren bleibe angesichts der mickrigen Renditen auch von Staatsanleihen kaum etwas anderes übrig, als Geld in Aktien zu stecken. „Bedenken hin oder her greifen Investoren zu Aktien und treiben den DAX vielleicht auch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch“, analysiert Daniel Saurenz von Feingold Research.

Mit Blick auf die jüngsten Quartalszahlen deutscher Börsenschwergewichte gibt es nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) keine Rechtfertigung für steigende Kurse. Die Bilanz der DAX-Unternehmen falle durchwachsen aus. „In den kommenden Monaten überwiegen bei Aktien die Abwärtsrisiken“, schreiben Helaba-Volkswirte in ihrem jüngsten Wochenausblick. Derzeit fehle dem DAX zwar noch etwas Mumm wegen des Ukraine-Konflikts, „aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir Richtung 10.000 Punkte gehen“, sagt dagegen Robert Halver von der Baader Bank.

„Die deutsche Wirtschaft ist kraftvoll ins Jahr gestartet“, sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zum BIP. Das ist zu einem guten Teil der extrem milden Witterung zu verdanken, durch die vor allem die Baubranche von den sonst üblichen Unterbrechungen verschont blieb. Auch der Konsum zog an: Sowohl die privaten Haushalte als auch der Staat gaben mehr Geld aus. Auch die Unternehmen investierten „deutlich mehr“ als zuletzt, erklärte das Statistische Bundesamt. „Dagegen bremste der Außenhandel das Wirtschaftswachstum.“ Es wurden weniger Waren exportiert, aber deutlich mehr Produkte importiert.

Überraschend schlecht lief es dagegen bei vielen Nachbarn. Die französische Wirtschaft stagnierte, in Italien fiel das Bruttoinlandsprodukt unerwartet um 0,1 Prozent. Anderswo sieht es noch düsterer aus: In den Niederlanden brach die Wirtschaftsleistung um 1,4 Prozent ein, in Portugal und Zypern um jeweils 0,7 Prozent.