Hamburg. Einer der größten Anlegerskandale soll von Montag an vor dem Landgericht Hamburg aufgeklärt werden. Angeklagt ist der frühere Chef und Inhaber von Wölbern Invest, Heinrich Maria Schulte, wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Untreue. Insgesamt sind bisher 15 Verhandlungstage angesetzt. Das Hamburger Emissionshaus legte vor allem geschlossene Immobilienfonds auf, an denen sich rund 40.000 Anleger beteiligten.

Dem Mediziner wird vorgeworfen, dass er innerhalb von rund zwei Jahren insgesamt 147 Millionen Euro von den Konten der geschlossenen Immobilienfonds abgeschöpft und zweckwidrig verwendet haben soll, heißt es in einer Mitteilung des Gerichts. Durch kontinuierliche Mieteinnahmen verfügen die Fonds über einen hohen Liquiditätsfluss. Einen Verdacht gegen Schulte hatten eine Reihe von Anlegern schon länger, weil testierte Jahresabschlüsse und die jährlichen Ausschüttungen ausblieben. Schulte hatte diese Vorwürfe stets bestritten und sich juristische Auseinandersetzungen mit Anlegern geliefert, die ihn als Geschäftsführer von Fonds ablösen und die Geschicke der Fonds lieber selbst in die Hände nehmen wollten. Bei einigen Fonds ist die Übernahme durch Anleger gelungen. Schulte war bei einer Razzia im September 2013 verhaftet worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Die Immobilienfonds von Wölbern Invest werden inzwischen vom Emissionshaus Paribus verwaltet. Da den Fonds von Schulte Geld entzogen worden sein soll, gilt ihre Lage als schwierig. Ihnen sollen mehr als 100 Millionen Euro fehlen. Die Anleger können nicht mehr mit Ausschüttungen rechnen. Dennoch gelang es, die Fonds zunächst zu stabilisieren.