Schleswig-Holsteins Bauern pflücken erste Früchte und erwarten hohe Erntemenge. Verkauf im Norden kommt langsam auf Touren

Fuhlendorf. Schleswig-Holstein ist in diesem Jahr ungewöhnlich früh in die Erdbeersaison gestartet. Selten zuvor konnten die Früchte so früh im Mai geerntet werden, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Claus Heller, am Donnerstag in Fuhlendorf im Kreis Segeberg. Der Saisonstart sei rund zehn Tage früher als im Schnitt und ganze drei Wochen früher als im Vorjahr. Nach dem langem Herbst und dem milden Winter würden Schleswig-Holsteins Erdbeerbauern mit einem überdurchschnittlichen hohen Ertrag rechnen: „Und das sind in diesem Jahr, wenn alles glattläuft, rund 12.000 Tonnen“, sagte Heller.

So liefert der Erdbeerhof Glantz in Delingsdorf (Kreis Stormarn) die ersten süßen Früchte – unter anderem zum Verkaufsstand Hamburg-Farmsen (Neusurenland). Mit einer Ernte auf dem Farmsener Erdbeerfeld zum Selbstpflücken wird allerdings erst in den nächsten Wochen gerechnet. Alljährlich sind für Firmenchef Enno Glantz polnische Erntehelfer im Einsatz, die in einem Containerdorf leben. Insgesamt werden in Delingsdorf auf einer Fläche von 85 Hektar Erdbeeren angebaut. Auch der Erdbeerhof Kaack in Fuhlendorf bei Bad Bramstedt liefert bereits die frühen Erdbeeren aus der Region. Am Donnerstag wurden die Verkaufsstände in Kaltenkirchen, Neumünster (Kieler Straße) und Bad Bramstedt geöffnet. Auf dem Betrieb im Kreis Segeberg wachsen neben Erdbeeren, Himbeeren und anderen Früchten auch Maiglöckchen. Selbst an der Westküste kommt die Saison auf Touren. „Unsere leckeren Erdbeeren sind reif“, meldet jetzt der Erdbeerhof Suhl in Linden (Dithmarschen). Ab sofort, so heißt es, ist der Verkaufsstand in Tellingstedt täglich von acht bis 18 Uhr geöffnet.

In Schleswig-Holstein werden Erdbeeren auf insgesamt rund 815 Hektar angebaut. Damit gilt die Erdbeere als Obstart mit der größten Anbaufläche im Land. Die rund 80 schleswig-holsteinischen Erdbeerbauern vermarkten ihre Ernte zum größten Teil über Hofläden und Verkaufsstände selbst. Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist nach Angaben der Landwirtschaftskammer die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besondere geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte.

Im Gegensatz zum Spargel hat die Erdbeersaison keinen Stichtag, an dem sie endet. Stattdessen verlängern einige Betriebe die Erntezeit mit sogenanntem Frigo-Anbau. Dabei werden eingefrorene Pflanzen im Frühjahr zu einem planbaren Termin gepflanzt. Rund 60 Tage später kann mit der Ernte begonnen werden. Rund 95 Prozent der Betriebe verfrühen ihren Anbau. „Mit herbsttragenden Erdbeersorten wird die Ernte bis in den September hinein verlängert“, sagte Kammersprecherin Isa-Maria Kuhn. Dabei gelte, dass sowohl die ersten als auch die letzten Früchte der Saison am Markt etwas mehr kosten als in der Hochsaison. Eine sehr frühe Erdbeere ist die Sorte Flair. Gängigste Sorte in Schleswig-Holstein ist nach wie vor die Honeoye. Diese Sorte habe ein besonders markantes Erdbeeraroma und eine sehr schöne Farbe. Die dunkelpurpurroten Früchte wiesen auch ein gleichmäßig dunkelorangerotes Fruchtfleisch auf. Die mittelgroßen bis großen Früchte seien sehr aromatisch und dabei nicht sehr süß. Sie eignen sich besonders für Marmeladen und Desserts. Honeoye hat eine frühe Erntezeit, bei zweiter Ernte werden die Früchte kleiner.

Erdbeeren sind nach Angaben der Landwirtschaftskammer ein gesunder Genuss: 100 Gramm Erdbeeren haben lediglich 32 Kilokalorien. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C. Fünf bis sechs Erdbeeren reichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken.