Aktionäre bemängeln auf Hauptversammlung Ertragskraft, Arbeitsbedingungen und Nikes Vorsprung

Fürth. Mit immer neuen Problemen bei Adidas zieht der erfolgsverwöhnte Konzernchef Herbert Hainer den Unmut der Aktionäre auf sich. Der Wertverfall des Rubel im wichtigen russischen Markt, das nachlassende Interesse der US-Bürger am Golfen und verpasste Modetrends im Rennen mit dem Erzrivalen Nike machen dem deutschen Sportausrüster stärker zu schaffen. Antworten auf diese Fragen sei Hainer bisher schuldig geblieben, kritisierten Aktionärsvertreter am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Fürth.

„Herr Hainer, wie und wann wollen Sie Nike endlich Paroli bieten?“, fragte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment. Speich erhielt zwar Applaus, doch unter den Hainer traditionell wohlgesonnenen Aktionären fand Speich kaum Unterstützung für seinen Antrag, der Konzernführung um Hainer das Misstrauen auszusprechen: Die Versammlung entlastete Vorstand und Aufsichtsrat mit rund 96 Prozent der Stimmen. Union Investment hält rund ein Prozent der Anteile, Großaktionäre gibt es bei Adidas nicht. Speich verweigerte dem Management dennoch „als Warnschuss“ die Entlastung.

Kritik kam unter Verweis auf die Regeln guter Unternehmensführung auch am Umgang mit der Affäre um FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Mehrfach angesprochen wurden zudem die Arbeitsbedingungen und Löhne der Näherinnen in den Fabriken. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte schnellere Fortschritte im Bemühen, gefährliche Chemikalien aus der Produktion zu verbannen.

Dem langjährigen Vorstandschef Hainer, der den Sportausrüster bis zu seinem 2017 geplanten Abschied kräftig voranbringen will, läuft die Zeit davon. Zwar präsentierte Adidas den Aktionären für das abgelaufene Jahr einen Rekordgewinn von 787 Millionen Euro und mit einer Dividende von 1,50 Euro die bisher höchste Ausschüttung. Doch nach einem Gewinneinbruch im ersten Quartal bereitet er die Anteilseigner darauf vor, dass er die bis zum nächsten Jahr angestrebten Fünfjahresziele verfehlen könnte. Adidas will bis 2015 einen Umsatz von 17 Milliarden Euro und eine operative Marge von elf Prozent erreichen. „Das für 2015 selbst gesteckte Margenziel von elf Prozent erscheint illusorisch und dürfte ebenso wie das Umsatzziel deutlich verfehlt werden“, so Speich. Hainer hatte die Aussichten bereits zur Bilanzvorlage im März vorsichtiger formuliert. Im vergangenen Jahr erreichte Adidas 14,5 Milliarden Euro Umsatz und 8,3 Prozent Marge.

Im Kampf um Weltmarktanteile ist Adidas weiter hinter den Branchenführer Nike zurückgefallen. Laut dem Marktforscher Euromonitor International steigerte Nike seinen Anteil bei Sportbekleidung auf 15 Prozent, während die Deutschen mit 10,8 Prozent auf Platz zwei verharrten. Die Adidas-Aktie, die ähnlich wie das Nike-Papier 2013 kräftig zugelegt hatte, verlor seit Januar rund ein Fünftel. Am Donnerstag legten die Adidas-Titel leicht zu. In den vergangenen Wochen hat die Nike-Aktie ebenfalls nachgegeben, allerdings weniger stark als Adidas. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sagte: „Adidas war lange Zeit der Stern am Aktienhimmel. Ich befürchte, dass der Stern nicht mehr ganz so hell strahlt.“

Hainer stützt nun seine Hoffnung vor allem auf die im Juni beginnende Fußball-WM in Brasilien: „Ich kann ihnen versichern, dass sich der Adidas-Konzern in den kommenden Quartalen deutlich positiver entwickeln wird.“