Durch Übernahmen erweitert der Maschinenbauer aus Bergedorf seine Geschäftsfelder

Hamburg. Das Hamburger Traditionsunternehmen Körber sieht sich als Technologieführer in vielen Bereichen. Jetzt sorgen die Ingenieure auch für eine außerirdische Anwendung ihrer Technik. Rund 40 Spezialsensoren sind in dem Marsrover Curiosity, der Atmosphäre und Gestein auf dem roten Planeten erforscht. Die Sensoren kommen von der Körber-Tochter LTI aus Frankfurt, die der Konzern erst im vergangenen Jahr übernommen hatte. Im nächsten Jahr sollen die Sensoren ihre Zuverlässigkeit bei einem Merkur-Raumfahrtprojekt beweisen.

Doch Körber-Innovationen gehen auch viel irdischer. Für den Verbraucher ist die Papphülse in der Toilettenpapierrolle nutzlos. Sie wird nach Gebrauch weggeworfen. Doch für die Produktion und den Transport ist der Pappkern bisher unverzichtbar. Die italienische Körber-Tochter Fabio Perini sichert die Stabilität des Produkts jetzt auf andere Weise: In der Mitte befindet sich eine Minitoilettenpapierrolle, die sich vor Gebrauch mit sanften Druck entfernen lässt. Sie kann dann in der Handtasche im Ranzen oder im Auto mitgenommen werden. In Chile wurde das Produkt getestet und kam sehr gut an. Jetzt steht auch die Einführung in Deutschland bevor.

Mit diesen beiden Beispielen will der Vorstandsvorsitzende Richard Bauer deutlich machen, wie stark sich Körber inzwischen zum internationalen Technologiekonzern entwickelt hat. Neben dem traditionellen Geschäftsfeld, dem Bau von Maschinen zur Herstellung von Zigaretten bei Hauni in Bergedorf, sind viele andere Bereiche hinzugekommen, von Werkzeugmaschinen über Anlagen zur Herstellung von Küchen- oder Hygienepapier bis zu Lösungen für die Verpackung pharmazeutischer Produkte.

Allein in den ersten Monaten des Jahres wurden zwei weitere Unternehmen erworben. Die Werum IT Solutions AG in Lüneburg mit 400 Mitarbeitern stärkt den Geschäftsbereich Pharma Systeme, und mit dem Erwerb der Inconso AG wird die Logistiksparte weiter ausgebaut. „Wir werden auch in der Tabaksparte weiterwachsen, aber die anderen Bereiche werden stärker zulegen“, sagt Bauer. Deshalb erhalte der Konzern im Verlauf des Jahres auch eine neue Struktur.

Aus bisher vier werden sieben Geschäftsbereiche. „Geschäfte mit einheitlichen Märkten fassen wir jeweils in einer Einheit zusammen“, sagt Bauer. So wird die Automation, zu dem bisher nur das Technologieunternehmen LTI gehört, ein eigenständiges Geschäftsfeld. Ein weiteres Geschäftsfeld soll neue Firmen aufnehmen, die zunächst zu klein für einen eigenständigen Bereich sind. „Wir sehen uns in allen Bereichen um, von denen wir etwas verstehen“, sagt Bauer.

Welche Geschäftsfelder durch Zukäufe ausgebaut werden sollen, wollte er nicht verraten. Am Geld fehlt es nicht. In der Kasse sind 765 Millionen Euro. „Da wir aber kein börsennotiertes Unternehmen sind, lassen wir uns bei Zukäufen nicht treiben“, sagt Finanzvorstand Stephan Seifert.

Für das Geschäftsjahr 2013 blickt Körber auf eine erfolgreiche Entwicklung zurück. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, wobei der Anteil der Tabaksparte etwa 40 Prozent ausmacht. Noch positiver lief es beim Auftragseingang. Er legte um 15 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Nur auf das Ergebnis hat sich das wachsende Geschäft nicht ausgewirkt. Mit 222 Millionen Euro blieb es leicht unter dem Vorjahr (229 Millionen Euro).

„Mit dem laufenden operativen Geschäft hat das aber nichts zu tun“, sagt Seifert. Doch wenig erfolgreiche Investments haben das Unternehmen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Dazu gehört der fehlgeschlagene Verkauf von E.C.H. Will in Wedel und zwei weiteren Firmen im Bereich der Papierverarbeitung. Es drohte die Insolvenz, und Körber nahm die Anteile an der Papiersystemholding zurück. Nach der Sanierung wurden die Firmen jetzt erneut an einen strategischen Investor aus den USA verkauft. Für die Mitarbeiter, darunter 130 von E.C.H. Will, gibt es eine zweijährige Standort- und Beschäftigungsgarantie. Im Geschäftsfeld Pharmasysteme mussten Ende des Jahres zwei Firmen geschlossen werden.

Dennoch hat Körber beim Personal kräftig zugelegt. Innerhalb eines Jahres wuchs die Belegschaft um 1600 Mitarbeiter auf insgesamt 11.190. „Allein in der Metropolregion Hamburg sind 200 Arbeitsplätze hinzugekommen“, sagt Seifert. Hier beschäftigt Körber rund 3000 Mitarbeiter. Das Wachstum beim Personal geht nicht nur auf zwei Firmenkäufe im Jahr 2013 zurück. „Etwa 400 Stellen sind durch organisches Wachstum entstanden“, sagt Seifert. Das in diesem Jahr geplante Wachstum von drei Prozent beim Umsatz soll über Produktivitätssteigerungen geschafft werden.