Ingenieurkonzern Rambøll baut mit Hamburger Beratungsunternehmen Geschäft in der Hansestadt und in Deutschland aus

Hamburg. Mehr Dänemark in Hamburgs Wirtschaft: Der Ingenieurkonzern Rambøll mit Sitz in Kopenhagen hat das Beratungsunternehmen Putz & Partner mit dessen rund 100 Mitarbeitern übernommen. Rambøll mit weltweit rund 10.500 Mitarbeitern ist eines der führenden skandinavischen Ingenieurs- und Beratungsunternehmen, das zahlreiche Großprojekte unter anderem in der Städteplanung, im Verkehrssektor und in der Energiewirtschaft betreut, darunter die technische Entwicklung des geplanten Fehmarnbelt-Tunnels. „Putz & Partner ist mit seiner Kompetenz im privatem Sektor etwa in den Bereichen Energie und Verkehr eine ideale Ergänzung zu unserer Unternehmensberatung“, sagte Jens-Peter Saul dem Abendblatt, der Vorstandsvorsitzende von Rambøll.

Putz & Partner, gegründet 1989 von dem Hamburger Unternehmensberater Volker Putz, bietet ein breites Spektrum an Beratungsdienstleistungen, von der Umsetzung von Fusionen bis zur zeitweisen Übernahme des Managements in Unternehmen. „Für uns ist es ein Glücksfall, mit Rambøll zusammenzugehen. Wir können unsere Inhalte und Kompetenzen als Teil des Unternehmens optimal weiterentwickeln“, sagte Volker Rothenpieler, 51, dem Abendblatt, der Vorstandsvorsitzende von Putz & Partner. „Unser gesamtes Managementteam bleibt nach der Übernahme unverändert an Bord.“ 35 Prozent der Anteile hält bislang Firmengründer Putz, der mittlerweile Vorsitzender des Aufsichtsrats ist. Ein wesentlicher Teil liegt bei den Mitgliedern der Geschäftsleitung, weitere 15 Prozent halten die Mitarbeiter, zehn Prozent die Veronika und Volker Putz-Stiftung. Den Übernahmepreis nannten die Unternehmen nicht. Putz & Partner soll auch unter dem Dach von Rambøll weiter unter seinem Namen firmieren

Für Rambøll ist Hamburg interessant, weil in der Metropolregion selbst in den kommenden Jahren zahlreiche Verkehrsprojekte realisiert werden sollen. Zudem hat sich Hamburg in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Ansiedlungen neuer Unternehmen zum wichtigsten Zentrum für erneuerbare Energien in Europa entwickelt, vor allem als Standort der Windkraftbranche. „Hamburg ist der ideale Standort für Rambøll. Diese Akquisition ergänzt somit auch unsere Akquisition der Hamburger Ingenieursfirma IMS Anfang 2013“, sagte Saul. IMS ist ein führender Entwickler für Offshore-Windparks und Fundamentstrukturen. Mit dem Zukauf habe Rambøll seine technischen Kompetenzen bei den erneuerbarer Energien gestärkt. Mit der Übernahme von Putz & Partner werde die Managementseite im Konzern noch stärker ausgebaut. Auch der regionale Markt selbst spielt für die Akquisition eine große Rolle: „Rambøll hat für sich analysiert, welche Städte als Zukunftsmärkte interessant sind. Hamburg hat sich neben Singapur und New York als wichtiger Zielmarkt herauskristallisiert“, sagte Saul, 45, der als Jugendlicher selbst 13 Jahre lang in Hamburg gelebt und in Othmarschen Abitur gemacht hat. Die Stadt suche nachhaltige Lösungen im Bereich Energie, Stadtentwicklung, Verkehr und Klimaschutz. „Damit wird Hamburg zum perfekten Bezugspunkt für Kopenhagen und Rambøll. Mit unserer Akquisition haben wir nun eine starke Position in Hamburg und können von dort aus weiter den deutschen Markt entwickeln.“

Ein strategisch wichtiger Bereich für Rambøll sind die erneuerbaren Energien und der Ausbau der Offshore-Windkraft in Europa. „Rambøll hat eher Erfahrung mit Aufträgen im öffentlichen Sektor, Putz & Partner ist stärker in die Privatwirtschaft hinein orientiert“, sagte Saul. „Das ergänzt sich aus unserer Sicht ideal. So hat Putz & Partner zum Beispiel sehr gute Kontakte zu privatwirtschaftlichen Energieversorgern in Deutschland.“

Rambøll unterhält 200 Büros in 21 Ländern und erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Euro Umsatz. Der Ingenieurskonzern berät unter anderem die dänische Regierung und die dänische Hauptstadt Kopenhagen bei der Umsetzung von deren Klimazielen. Vergangene Woche hatte Rambøll wesentliche Anteile der finnischen Bau- und Konstruktionssparte des Unternehmens Pöyry übernommen. In Hamburg arbeiten für Rambøll bislang rund 220 Mitarbeiter in den Bereichen Ingenieurs-, Management- und IT-Beratung. Haupteigner von Rambøll, das 1945 in Dänemark gegründet wurde, ist die Rambøll-Stiftung.

Konzernchef Saul leitete von 2010 bis 2012 die Windkraftsparte von Siemens im dänischen Brande, deren Zentrale mittlerweile in Hamburg sitzt. Zudem leitet Saul seit 2012 ehrenamtlich als Präsident die Deutsch-Dänische Handelskammer. Gemeinsam mit der Handelskammer Hamburg veranstaltet die Organisation am 21. Mai den Wirtschaftsgipfel „Hamburg Copenhagen Business Forum 2014“, bei dem es um die geplante engere Verbindung von Deutschland und Dänemark durch die Fehmarnbeltquerung geht, aber auch um gemeinsame Entwicklungsperspektiven der Metropolregionen Hamburg und Kopenhagen. „In Dänemark ist das Projekt der Fehmarnbeltquerung sehr präsent und auch die Perspektiven, die sich damit verbinden“, sagte Saul. „In Deutschland diskutiert man nach meinem Eindruck bislang vielerorts noch vorwiegend die möglichen Belastungen und die Nachteile.“

Nordeuropäische Metropolregionen wie Hamburg und Kopenhagen stünden bei langfristigen Themen wie dem Städtebau oder der Entwicklung der Verkehrswege vor ähnlichen Herausforderungen, sagte der Rambøll-Chef. Eine umfassende Neugestaltung der Verkehrswege ist für Hamburg in den kommenden Jahren ebenso ein Thema wie ein verbesserter Hochwasserschutz angesichts des Klimawandels. Kopenhagen gilt mit seinem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und insbesondere auch mit der fortschrittlichen Integration von Pkw- und Fahrradverkehr als weltweites Vorbild.