Geldhaus verdient 30 Prozent weniger. Führungsspitze denkt über weitere Kapitalerhöhung nach

Frankfurt. Nach einem Gewinneinbruch zu Jahresbeginn hält sich die Führung der Deutschen Bank die Tür für eine neue Kapitalerhöhung weit offen. „Die Regulierer legen die Latte von Quartal zu Quartal höher“, sagte Co-Vorstandschef Anshu Jain am Dienstag. Deshalb stelle das größte deutsche Geldhaus alles andere hinten an. „Wir erwarten weiteren Gegenwind und werden alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um unsere Kapitalquoten zu sichern.“ Der anstehende Bankenstresstest in Europa und immer neue Vorgaben sorgen in der gesamten Branche für Verunsicherung. Die Deutsche Bank braucht ein dickeres Polster auch deshalb, weil es im Investmentbanking nicht mehr so rundläuft. Der Gesamtmarkt schrumpft, und der Anleihehandel stockt seit vielen Monaten.

In der Bilanz der ersten drei Monate hinterließ das raue Marktumfeld Spuren: Der Gewinn der Deutschen Bank bröckelte vor Steuern um 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ab, unter dem Strich blieb noch eine gute Milliarde übrig. Dennoch war die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Plus von 2,7 Prozent einer der größten Gewinner im DAX. Analysten hatten mit schwächeren Quartalszahlen gerechnet. Doch von weiteren Rückstellungen für die Klärung von Rechtsstreitigkeiten blieb die Bank diesmal weitgehend verschont. Die Einbrüche im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren waren bei den Frankfurtern nicht ganz so massiv wie etwa bei den Erzrivalen JPMorgan oder Credit Suisse. Viele Anleger hielten sich im Bond-Handel aus Unsicherheit über die weitere Geldpolitik in den USA zurück. Insgesamt lieferten die Investmentbanker der Deutschen Bank zwar ein Fünftel weniger Gewinn ab als vor einem Jahr. Mit 1,5 Milliarden Euro war das aber immer noch der Löwenanteil des Ergebnisses. Die „Gewinnmaschine“ Investmentbank stehe deshalb auch nicht zur Disposition, erklärte Jain, der jahrelang die Sparte geleitet und ausgebaut hat.

Das Privatkundengeschäft um die Postbank liefert besseres Ergebnis ab

Eigentlich hatte Jain bereits vor einem Jahr gehofft, einen Haken hinter das Kapitalthema machen zu können. Damals hatte die Bank drei Milliarden Euro bei den Aktionären eingesammelt. Noch Ende Januar betonte Jain, ein zweiter Schritt sei nicht geplant. Doch inzwischen denkt die Führungsspitze um, wie aus Finanzkreisen verlautete. Jain gab den Spekulationen mit seinen Signalen nun neue Nahrung, auch wenn er vor Analysten bekräftigte, die Kapitaldecke in erster Linie durch das Einbehalten von Gewinnen und Kostensenkungen stärken zu wollen.

In den nächsten elf Monaten soll die harte Kernkapitalquote nach dem Basel-III-Standard so auf zehn Prozent steigen. Doch bis Ende März schrumpfte sie erst einmal auf 9,5 (Ende 2013: 9,7) Prozent, weil die Bank Bilanzrisiken neu bewerten musste. Analysten machen daher Druck: „Wir gehen nicht davon aus, dass die Deutsche Bank die zehn Prozent schafft, ohne zusätzliche Maßnahmen einzuleiten“, schrieb Kian Abouhossein von JPMorgan Cazenove in einer Kurzstudie. Viele Rivalen liegen bereits deutlich über zehn Prozent.

Im Tagesgeschäft zeigen sich erste Erfolge des Sparkurses, den Jain und sein Kollege Jürgen Fitschen seit ihrem Amtsantritt 2012 fahren, wie die Citi-Analysten lobten. Das Privatkundengeschäft um die Postbank lieferte mit 520 (Vorjahr: 483) Millionen Euro mehr Vorsteuergewinn ab, was aber auch an einem Sondereffekt lag, der nicht näher benannt wurde. Die Vermögensverwaltung, die zuletzt unter hohen Umbaukosten ächzte, hielt sich in den schwarzen Zahlen, auch wenn das Ergebnis um 23 Prozent auf 169 Millionen Euro schrumpfte. Im Investmentbanking läuft derweil relativ geräuschlos eine weitere Runde an Stellenkürzungen: So wurden im ersten Quartal 145 Jobs gestrichen. Das dürfte sich auch im laufenden zweiten Quartal fortsetzen.