Fluggesellschaft sitzt auf 796 Millionen Euro Schulden. Etihad hilft mit Wandelanleihe

Berlin. Die arabische Fluglinie Etihad gibt Air Berlin mit einer neuen Finanzspritze Zeit für die Sanierung. Dem klammen Lufthansa-Rivalen winkt knapp eine halbe Milliarde Euro. Angesichts von Verlusten von knapp 900.000 Euro pro Tag im vergangenen Jahr und zwei gefloppten Spar- und Schrumpfrunden ist die Fluggesellschaft auf das frische Geld angewiesen. Nun soll kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. „Es wird keine Tabus bei der Restrukturierung geben“, sagte Firmenchef Wolfgang Prock-Schauer am Montag. Für die rund 9000 Mitarbeiter bedeutet die Ankündigung nichts Gutes. Erneute Stellenstreichungen könnten nicht ausgeschlossen werden, nachdem bislang 600 Jobs wegfielen.

Etihad hält 29 Prozent der Aktien von Air Berlin und pocht auf schnelle Erfolge. „Die Airline ist ganz klar in einer herausfordernden Lage“, sagte Etihad-Chef James Hogan über Air Berlin. „Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Entwicklung richtig und ein Turnaround möglich ist, aber dafür bedarf es einer schnelleren und grundlegenden Sanierung.“

Air Berlin flog im vergangenen Jahr einen Verlust von 316 Millionen Euro ein nach einem Plus von 6,8 Millionen Euro im Jahr 2012. Der Umsatz verringerte sich auf 4,15 Milliarden Euro von 4,3 Milliarden Euro. Die finanzielle Situation ist seit Jahren angespannt: Nach einem übereilten Expansionskurs steht die mit ihrem „Mallorca-Shuttle“ bekannt gewordene Fluglinie mit 796 Millionen Euro in der Kreide.

Angesichts der Schieflage pumpt Etihad aus dem ölreichen Emirat Abu Dhabi abermals Geld nach Berlin, dieses Mal 300 Millionen Euro über eine Wandelanleihe. Zudem platziert Air Berlin am Kapitalmarkt einen Bond von mindestens 150 Millionen Euro. Durch diese Rekapitalisierung sollen dem Unternehmen bis zum Jahreswechsel 450 Millionen Euro zufließen. An der Höhe des Etihad-Anteils werde sich durch die Finanzspritze nichts ändern, betonte Air Berlin.

Emirates-Konkurrent Etihad hält Air Berlin seit dem Einstieg 2011 mit Geldspritzen von jetzt schon einer halben Milliarde Euro und Sachleistungen – wie neuen Flugzeugsitzen – über Wasser. Etihad war nach früheren Aussagen von Insidern über die langsamen Sanierungsfortschritte frustriert und drängte darauf, Air Berlin radikal umzubauen. Die Pläne, die unter anderem einen Abschied von der Börse vorsahen, wurden aber selbst im Unternehmen als juristisch nicht wasserdicht angesehen.

Die arabische Fluglinie muss bei Air Berlin nämlich wegen gesetzlicher Hürden vorsichtig vorgehen. Unternehmen, die außerhalb der EU sitzen, dürfen nicht die Mehrheit an einer europäischen Fluggesellschaft erwerben, sonst gehen die Anflugrechte verloren. Problem von Air Berlin ist nach Ansicht von Analysten, dass die Airline in zu vielen Geschäftsfeldern unterwegs ist: im Tourismusmarkt, als Billiganbieter, im Langstreckenverkehr und als Zubringer für das Flugnetz des Großaktionärs Etihad. „Wir werden das Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen“, erklärte Prock-Schauer. Wann die neue Strategie, die mithilfe von Unternehmensberatern auf die Beine gestellt werden soll, stehe, ließ er offen. „Ich bin kein Freund von Schnellschüssen.“