Schweriner Energieversorger Wemag übernimmt 70 Prozent an dem Hamburger Unternehmen. Geschäftsführer und Namensgeber bleibt an Bord

Hamburg/Schwerin. Der kommunale Ökostrom- und Gasversorger Wemag aus Schwerin übernimmt eine 70-prozentige Beteiligung am Hamburger Entwickler und Hersteller Karabag Elektroauto. Die beiden Unternehmen kooperieren bereits seit dem Jahr 2011 im Vertrieb von umgerüsteten Serienfahrzeugen mit Elektromotor. „Als Ökostromanbieter will Wemag ein Kompetenzzentrum für Speichertechnologien aufbauen. Als mobile Stromspeicher können Elektroautos die Netze entlasten und die allgemeinen Energiekosten senken“, sagt Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der Wemag. „Wir möchten dieses Potenzial konsequent nutzen und ausbauen und die Entwicklung von Elektroautos aktiv vorantreiben.“

Mit Raymond See, Entwicklungsleiter der Wemag, bekommt der Hamburger Unternehmer Sirri Karabag damit einen weiteren Geschäftsführer in seinem Unternehmen zur Seite gestellt. Der Hamburger ist ein Pionier. In Zeiten, in denen andere nur über Elektroautos gesprochen haben, hat er Fakten geschaffen, indem er selbst konventionelle Autos zu Elektrofahrzeugen umgebaut und vermarktet hat. Inzwischen hat er bereits nahezu 1000 E-Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert. Gemeinsam mit Wemag möchte Karabag künftig vor allen Dingen die Marktakzeptanz von Elektroautos steigern: „Unsere Elektroautos sind bereits jetzt in Verbindung mit einer Eigenstromversorgung und unter Betrachtung aller Kosten günstiger als ein vergleichbarer Benziner. Unser Ziel ist es, den Preis weiter zu senken und das Elektroauto so für die Masse begehrlich zu machen“, sagt der Unternehmer.

Als Motiv für den Teilverkauf seiner Firma nannte er neben den guten Beziehungen zur Wemag auch ein Thema, das viele Unternehmen belastet. Zum Kaufpreis wollten beide Unternehmen keine Angaben machen. Karabag will nun stärker als bisher den Markt aufrollen. Doch Wachstum kostet in der Regel am Anfang viel Geld. Einen zusätzlichen Markt erhoffen sich die beiden Geschäftspartner vom Einsatz elektrogetriebener Transporter im Werks- und Innenstadtverkehr. „Wir werden hierfür aktiv in die bundesweite Vermarktung gehen und auch die technische Entwicklung mit großen Schritten weiter vorantreiben.“ Sirri Karabag werde als Geschäftsführer und Miteigentümer auch weiterhin die Richtung der Karabag Elektroauto lenkend mitbestimmen“, so See. Karabags zweites Unternehmen, ein Händler von Fiat-Nutzfahrzeugen, ist von der Elektroautofirma unabhängig und damit nicht von der Übernahme der 70 Prozent durch Wemag nicht betroffen.

Wemag hat noch ein weiteres Interesse an der Partnerschaft mit Karabag. Das Unternehmen strebt im Verbund mit Kommunen und Bürgern den Bau neuer Wind- und Solarparks an. In Schwerin lässt die Wemag derzeit den europaweit größten kommerziellen Batteriepark errichten. Gemeinsam wollen Karabag und die Schweriner nun auch die Integration der Akkus von Elektroautos in der Hausstromversorgung vorantreiben.

„Es ist ein wenig so wie früher mit den Nachtspeicheröfen. Dort wurde billige, nachts nicht benötigte Energie geparkt, die dann tagsüber in Form von Wärme wieder abgegeben wurde“, sagt Karabag, der in Norderstedt bereits zwei Häuser mit Fotovoltaikanlagen errichtet hat. Durch ein intelligentes Strommanagement können sich die beiden Immobilien selbst mit Energie versorgen. Auch in Schwerin wurde von der Wemag ein ähnliches Versorgungssystem entwickelt.

Der Hamburger Unternehmer konnte in der Vergangenheit viele Firmen wie Still, Linde, die Actia-Gruppe, Eberspächer, die Itzehoer Versicherung und den Batteriehersteller Kokam als Partner für seine Pläne gewinnen. So ist es Karabag als erstem Anbieter gelungen, ein deutschlandweit funktionierendes Servicenetz für Elektroautos mit rund 300 festen Partnerbetrieben aufzubauen. Zu den Käufern seiner Elektroautos zählen Unternehmen wir Airbus, Veolia, StarCar, die Stadt Hamburg sowie viele Kommunen und Landkreise in ganz Deutschland.

„Vor allen Dingen verbinden mich als Unternehmer und die Entscheider auf der Wemag-Seite die gleichen Vorstellungen darüber, was ein Elektroauto in Zukunft zu leisten vermag. Durch die Beteiligung können wir dieses Potenzial auch künftig weiter konsequent nutzen, etwa schnell und flexibel in neue Entwicklungen investieren und die Produkte besser vermarkten“, sagt Karabag. Derzeit arbeitet das Gemeinschaftsunternehmen unter Führung der Wemag an der Entwicklung von Elektrotransportern, die noch im Sommer vorgestellt werden sollen. Neben Nutzfahrzeugen hat das Hamburger Unternehmen einen Fiat 500E als Elektroauto im Programm. Darüber hinaus bietet die Karabag Elektroauto Gesellschaft Elektroauto-Umbaukits für Young- und Oldtimer wie etwa einen VW Käfer an.

In den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dürfte das neue Gemeinschaftsunternehmen voll im Trend liegen. Merkel möchte, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Karabag kann ihr dabei helfen.