Luxusliner wird 50 Prozent weniger Energie verbrauchen

Hamburg. Selbst für die durchaus unkonventionelle Schifffahrtsbranche war die Konferenz ungewöhnlich, die von Dienstag bis Donnerstag im Hamburger Hotel Mercure tagte. 40 hochkarätige Experten aus der maritimen Wirtschaft, aber auch aus etlichen anderen Disziplinen tummelten sich in dem Hotel an der Amsinckstraße mit Blick auf den Schleusenkanal, darunter der US-Amerikaner Amory Lovins, Mitbegründer des Rocky Mountain Institutes, der wohl renommierteste Experte für Energieeffizienz weltweit und einer der geistigen Väter der Energiewende in Deutschland. Eingeladen hatte die japanische Nicht-Regierungsorganisation Peaceboat, die mit Aktionen für Frieden, atomare Abrüstung, aber auch für Umweltschutz und Katastrophenhilfe international aktiv ist. Die führende maritime Klassifizierungsgesellschaft DNV GL, deren Schifffahrtssparte in Hamburg sitzt, hatte bei der Organisation des Treffens geholfen.

Eines der Markenzeichen der 1983 gegründeten Organisation ist das Kreuzfahrtschiff „Ocean Dream“ für 1000 Passagiere, das auf seinen bislang 53 Weltreisen den Rahmen für etliche Peaceboat-Aktionen und -Konferenzen bildete. Nun will Peaceboat das effizienteste und umweltschonendste Kreuzfahrtschiff aller Zeiten entwickeln und bauen lassen. „Die Ziele sind anspruchsvoll, aber relativ einfach: Das neue Schiff soll nur die Hälfte der Energie verbrauchen, die das beste dann im Markt befindliche Kreuzfahrtschiff benötigt“, sagte der Schiffbauingenieur Andrés Molina dem Abendblatt, Inhaber der Beratungsfirma Marforce, der das Projekt Eco-Ship für Peaceboat leitet. „Uns ging es darum, die besten Experten zu dem Thema zusammenzubringen, die sich mit Energieeffizienz auf Schiffen, aber auch an Land beschäftigen.“ Im Frühjahr 2015 soll der Vertrag für das Schiff abgeschlossen werden, Ablieferungstermin ist derzeit das Frühjahr 2018. Vorgesehen ist Platz für 1500 Passagiere und 500 Besatzungsmitglieder. Mögliche Bauwerften seien die Papenburger Meyer Werft, Weltmarktführer beim Bau von Kreuzfahrtschiffen, oder einer der europäischen Standorte des südkoreanischen Werftkonzerns STX, sagte Molina.

Die Rostocker Reederei Aida Cruises will 2015 die neue „AIDAprima“ an den Markt bringen, die 20 Prozent weniger Brennstoff verbrauchen soll als ihre bislang effizientesten Schiffe. „Die Kreuzfahrtreedereien tun durchaus viel, aber das ist meist getrieben von gesetzlichen Vorschriften und von den aktuellen Brennstoffpreisen“, sagte Amory Lovins dem Abendblatt. „Beim Eco-Ship von Peaceboat geht es darum, tatsächlich das umweltschonendste Schiff zu entwerfen, das derzeit machbar ist und das zugleich neue Standards für den Markt setzen soll.“

Vorgesehen ist der Antrieb des Schiffs für verflüssigtes, tiefgekühltes Erdgas, für flüssige und gasförmige Biokraftstoffe und für Marinediesel. Solaranlagen, Energiespeicher und Hilfssegel, Abwärmenutzung und die Wiederaufbereitung von Brauchwasser sollen die Ökobilanz des Schiffes optimieren.