Nach Pleitewelle schöpfen Hersteller neue Hoffnung in Übersee

Halle/Berlin. Auf ihrem Weg aus der tiefen Krise nimmt die schwer gebeutelte Solarwirtschaft neue Märkte ins Visier. Gerade Unternehmen wie Q-Cells galten einst als Branchenriesen und waren rasanter Jobmotor, mussten aber in der Vergangenheit kräftig Federn lassen. Heute will das Unternehmen aus „Solar Valley“ in Sachsen-Anhalt – wie auch andere in der Branche – dort noch stärker Fuß fassen, wo verlässlich die Sonne scheint.

Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) soll die Exportquote der Photovoltaik-Industrie von 65 Prozent 2013 auf 80 Prozent im Jahr 2020 steigen. Der einstige Weltmarktführer Q-Cells, der im April 2012 Insolvenz angemeldet hatte und dessen Fertigung und Forschung dann vom koreanischen Hanwha-Konzern übernommen worden war, hat jetzt in Indianapolis in den USA einen 17 Hektar großen Solarpark gebaut. Diese Investition ist nach Angaben von Wolfgang Hummel vom Berliner Zentrum für Solarmarktforschung (ZSF) exemplarisch. Mit deutschem Know-how werde im Ausland investiert, so der Analyst. Auch Brasilien und Chile seien „en vogue“. Hummel berät mit dem ZSF laut Webseite des Instituts auch Investoren, etwa bei der Suche nach Übernahmezielen.

„Die Zukunft der Solarbranche liegt im Projektentwicklungsgeschäft, das ist eine Stärke deutscher Ingenieurleistungen“, so Hummel. „Unsere Fokusmärkte liegen in Europa und Japan“, sagte ein Sprecher der Hanwha Q-Cells GmbH (Bitterfeld-Wolfen). Das Unternehmen hat weltweit rund 1200 Beschäftigte, vor der Insolvenz waren es 2200. Im Geschäft mit Kraftwerkslösungen sei die Firma auch in Nord- und Lateinamerika aktiv.

Laut Branchenverband zog in Asien und Amerika die Fotovoltaik-Nachfrage „erfreulich an“. Hingegen brach der Absatz in Deutschland um nahezu 60 Prozent ein. Große Solarparks würden hierzulande kaum noch gebaut.

Der deutsche Markt sei für Hanwha Q-Cells vom Volumen her nicht mehr der wichtigste Markt. „Jedoch ist Deutschland unser Heimatmarkt und weiterhin wichtig als Land, in dem sich neue Geschäftsmodelle um Eigenverbrauch und Direktvermarktung als Erstes entwickeln“, sagte der Firmensprecher. Dem dürfe die Politik keine Steine in den Weg legen. Gerade auf dem deutschen Markt sorgen die EEG-Reformpläne der Bundesregierung zu Förderkürzungen für Klagen der Branche.

Die Unternehmen haben einen dramatischen Job-Abbau hinter sich: Laut Bundesverband waren 2013 rund 50.000 bis 65.000 Menschen durch die Photovoltaik-Technologie beschäftigt – im Jahr zuvor waren es noch 100.000. Der internationaler Wettbewerb und Fördereinschnitte haben laut Bundesverband der Solarwirtschaft jeden zweiten Arbeitsplatz gekostet.