Hamburger Logistikunternehmer hofft auf Zusammenschluss mit Linie aus Singapur. Nur große Einheiten überleben nach seinen Worten in der Schifffahrt

Hamburg. Nach der Fusion ist vor der Fusion. Obgleich der Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit der chilenischen Reederei CSAV noch gar nicht vollzogen ist, denkt Hapag-Anteilseigner Klaus-Michael Kühne schon an einen weiteren Partner. Laut „Welt am Sonntag“ handelt es sich um die Reederei Neptune Orient Lines (NOL) aus Singapur, diese sei aber Kühne zufolge bislang dazu nicht bereit.

Seine Begründung ist nachvollziehbar. Nach dem Zusammengehen mit der Containerschifffahrt von CSAV wird Hapag-Lloyd mit rund 200 Schiffen und einer Gesamttransportkapazität von etwa einer Million Standardcontainern zwar zur Nummer vier in der Welt aufsteigen. Doch der Abstand zu den drei anderen Großreedereien Maersk, MSC und CMA CGM bleibe auch nach der Fusion noch sehr groß, so Kühne. „Deshalb sollte später noch ein weiterer Partner hinzukommen“, sagt der Logistikunternehmer, der auch nach der Fusion und einer Kapitalerhöhung mehr als 20 Prozent am neuen Gemeinschaftsunternehmen halten will. In der Tat betreibt schon der drittplatzierte Konkurrent, das französische Schifffahrtsunternehmen CMA CGM, mehr als doppelt so viele Schiffe wie die erweiterte Hapag-Lloyd.

Das allein sagt noch nicht viel aus. bedenklich ist für Kühne dabei die sogenannte P3-Allianz, eine angestrebte Kooperation der drei großen Reedereien Maersk, MSC und CMA CGM. Die Verbindung der drei Reedereien werde den Wettbewerb einschränken, vermutet er kritisch. Auf den Strecken von Asien nach Europa werde es keinen großen Preiskampf mehr geben. „Ich wundere mich, dass die Kartellbehörden in den USA und Europa das so einfach durchwinken. Aber unbenommen davon bleibt, wer in der Schifffahrt zu den Gewinnern gehören will, muss in großen Einheiten denken“, sagte Kühne. Positiv beurteilt er vor diesem Hintergrund die am vergangenen Mittwoch unterzeichnete Fusion zwischen Hapag-Lloyd und CSAV. „Die Chance, dass CSAV und Hapag-Lloyd in der Containerschifffahrt mehr Erfolg haben, ist groß.“

Noch größer wäre sie nach seiner Vorstellung aber offenbar mit einem weiteren Wunschpartner. Bereits vor wenigen Wochen hatte sich das Konkurrenzunternehmen zu CSAV im Südamerikaverkehr, Hamburg Süd, erneut ins Spiel gebracht. Der Chef Ottmar Gast wollte nicht ausschließen, dass es irgendwann einen neuen Anlauf zu einer Fusion geben könnte. Doch die Chancen darauf werden in der Kühne-Holding als gering gesehen. Schließlich sind zwei Bemühungen zu einem Zusammenschluss zwischen Hapag-Lloyd und Hamburg Süd an unterschiedlichen Vorstellungen der Gesellschafter von Hamburg Süd, der Oetker-Familie, gescheitert.

Kühne setzt auf andere Kandidaten: „Mein Wunschpartner NOL aus Singapur wollte das bislang nicht sein.“ Aber das könne als nächster Schritt noch kommen, sagte Kühne. Denn Singapur wäre als Knotenpunkt in Asien die perfekte Ergänzung zu Hamburg. Gleichwohl wäre es ein Treppenwitz der Geschichte, denn ausgerechnet NOL war diejenige Reederei, die Hapag-Lloyd 2009 mehrheitlich vom Reisekonzern TUI übernehmen wollte. Um die Traditionsreederei vom Ballindamm davor zu schützen, waren Kühne und die Stadt Hamburg damals eingestiegen.